Kirchliche Bibliotheken suchen größeren öffentlichen Resonanzraum
„Die ältesten Bücher sind in kirchlichen Bibliotheken. Handschriften werden mit großer Neugierde nachgefragt. Forschungsarbeiten können in Stille und Tiefe gemacht werden. Die Bibliotheken werden als besondere Krafträume erlebt.“ Helga Penz vom Referat der Kulturgüter sieht in den kirchlichen Bibliotheken einen besonderen Schatz für die Gesellschaft und Kirche, dem allerdings im internen Bereich oft mit zu wenig Wertschätzung von den jeweils Verantwortlichen begegnet wird. „Manche Bibliothekarinnen und Bibliothekare arbeiten unter der Wahrnehmungsschwelle ihrer Verantwortlichen.“ Deshalb geht das Treffen in Schlierbach möglichen neuen Kooperationen nach oder intensiviert bestehende Zusammenarbeitsformen. Ingo R. Glückler von der Diözesan- und Universitätsbibliothek der Katholischen Privatuniversität Linz und Vorsitzender Kommission Theologischer Bibliotheken des Verbandes Österreichischer Bibliothekare und Bibliothekarinnen betont: „Es braucht für eine gute Arbeit einen größeren öffentlich-medialen Resonanzraum. Es wird in Zukunft noch mehr darum gehen, den öffentlichen Nutzen anhand von praktischen Beispielen darzustellen und über Medien zu erzählen. Wir stellen fest, dass gerade den kirchlichen Bibliotheken von der öffentlichen Hand kein strukturiertes Interesse entgegenkommt.“ Deshalb durchleuchten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung ihre Bibliotheken und Projekte auf „Medientauglichkeit, um gezielt die Leistungen und den Nutzen sichtbar zu machen“. Die Bibliothekenwelt stellt sich vielfältig dar. Unter den teilnehmenden Bibliotheken waren die Klosterbibliotheken wie die des Stiftes Admont, Stift Melk, der Erzabtei St. Peter, Stift Schlierbach, Stift Rein, Zisterzienserabtei Wettingen-Mehrerau, Stift Kremsmünster, Stift Heiligenkreuz und die Abtei Michaelbeuern. Dazu kommen Bibliotheken wie die der Linzer Katholischen Privatuniversität, die Fakultätsbibliothek Theologie in Innsbruck und die Universitätsbibliothek Graz. Neu in der Runde waren die Benediktinerinnen der Anbetung in Wien, die gerade eine Bibliothek aufbauen und zusammentragen. Mit dabei waren die Erzbischöfliche Akademische Bibliothek Paderborn und die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen.
vlnr: Karin Mayer (zukünftige Leiterin des Referates für Kulturgüter der Orden), Karin Schamberger (Stiftsbibliothek Admont und AkThB), Helga Penz (Leiterin Referat für Kulturgüter der Orden), Ingo Glückler (Diözesan- und Universitätsbibliothek Linz) und P. Friedrich Höller (Bibliothek Stift Schlierbach)
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Es gibt viel Außergewöhnliches
Die Linzer KU-Bibliothek vollendet nach 250 Jahren ihre Nachlassaufarbeitung. Im Stift Heiligenkreuz wird erstmals in die alten Bibliotheksräumlichkeiten elektrisches Licht Fresken und Bücher anleuchten. Die Bibliothek des Stiftes Mehrerau eignet sich hervorragend für „stille Forschungsarbeiten“ und an die weltberühmte Admonter Stiftsbibliothek werden fast täglich spannende bis skurrile Anfragen gestellt. Die Benediktinerinnen der Anbetung in Wien errichten nach 100 Jahre jetzt ihre Bibliothek und andere sind dabei, „die Zugänglichkeit zu ihrer Weisheitsapotheke neu zu gestalten“. Das sind Beispiele, die noch viel mehr und gezielter in den öffentlichen Raum gestellt werden sollen. P. Friedrich Höller vom Stift Schlierbach und Gastgeber der Tagung führte die 24 Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch die barocke Stiftsbibliothek. Er weiß, „dass wir hier einen unglaublichen haptischen Schatz zum Angreifen und Anschauen haben“.
Die TeilnehmerInnen an der Jahrestagung mit Abt Nikolaus Thiel im Stiftshof.
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Unterstützende Vernetzung
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer verständigen sich darauf, sich gegenseitig technische Unterstützung zu geben und dabei die „regionale Vernetzung voranzutreiben“. Immer öfter geht es darum, bei neuen Herausforderungen das „neue Wissen und die Erfahrung zu teilen, um die Qualität zu halten und in der Konsequenz der Erschließung und Bewahrung nicht nachzulassen“. Markus Bürscher von der Bibliothek der KU-Linz stellte Grundbedingungen und Faktoren für gelingende Kooperationen an den Anfang. In einem Workshop wurden die Inhalte gemeinsam erarbeitet. Christian Fieseler von der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen referiert über das Projekt der „deutschen nationalbibliographischen Verzeichnisse“, nach denen „jahrhunderteweise alle Drucke katalogisiert werden sollen“. Josef Pauser von der Bibliothek des Verfassungsgerichtshofes in Wien bringt die aktuellsten Rechtsfragen zur Kenntnis.
vlnr: Markus Bürscher, Josef Pauser, Christian Fieseler
Referat für die Kulturgüter der Orden
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