Emeritierte Äbtissin Perpetua Hilgenberg ausgezeichnet
Bei einem Festakt im Salzburger Bildungszentrum St. Virgil überreichte Erzbischof Franz Lackner am Donnerstagabend der Äbtissin unterfertige Ernennungsdekret. Der Wiener griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis), der den Festvortrag über "Freiheit und Gehorsam in der orthodoxen Theologie und Kirche" hielt, überbrachte die Segenswünsche des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. Der Salzburger Alterzbischof Alois Kothgasser unterstrich in seiner pointierten Laudatio die Bedeutung des monastischen Lebens als "wesentliche Brücke" der Ökumene. Das Bemühen um die innere Bekehrung und die Heiligkeit des Lebens sei die "Seele der ganzen ökumenischen Bewegung". Von entscheidender Bedeutung sei aber auch die persönliche Begegnung, ohne die es keine Fortschritte in der ökumenischen Annäherung und Versöhnung geben könne. Erzbischof Kothgasser verwies auf seine ökumenischen "Pro Oriente"-Reisen, an denen Perpetua Hilgenberg beteiligt war, darunter Konstantinopel im Jahr 2006, Russland 2008, Armenien 2010 und Bulgarien 2013. Unauslöschlich sei etwa die Erinnerung an die Osternacht mit dem Moskauer Patriarchen Aleksij II. (1990-2008). Gerade bei den Reisen nach Rumänien und Bulgarien sei ihm zutiefst bewusst geworden, wie sehr die europäische Integration "auch eine Frage des Miteinanders der getrennten Kirchen ist", so Kothgasser: "Im spirituellen Austausch lernen wir voneinander".
Ökumenische Brückenbauerin
Der Alterzbischof hob besondere Aspekte des ökumenischen Einsatzes von Hilgenberg hervor, die er wörtlich als "Brückenbauerin" bezeichnete. So wurde ihr von Patriarch Bartholomaios I. im Jahr 2006 eine Marienikone geschenkt, die im Kloster Nonnberg bis heute hochverehrt wird. Auf ihre Einladung waren 2013 armenisch-apostolische Nonnen im Stift Nonnberg zu Gast. Und ihre photographischen Fähigkeiten hätten wesentlich dazu beigetragen, die Aspekte des geistlichen Lebens, der Liturgie und der Kultur der Schwesterkirchen als Ganzes zu erfassen. Metropolit Arsenios ging in seinem Festvortrag u.a. auf den Zusammenhang von Freiheit und Verantwortung ein. "Freiheit ist nicht nur, das zu machen, was man will, wie dies in der Willkür der Fall ist, sondern jenes zu tun, was nötig ist und was zum Leben führt." Gehorsam sei deshalb auch nicht die Aufgabe von Freiheit sondern gerade im Gegenteil der Ausdruck der Freiheit des Menschen, aus den spirituellen Erfahrungen eines anderen Menschen oder der Kirche zu schöpfen.
Die Ökumene muss weitergehen
Perpetua Hilgenberg betonte in ihren Dankesworten, dass "ohne Gottes Wirken keine Fortschritte möglich sind". Sie selbst habe schon als Kind mehr evangelische als katholische Freundinnen gehabt. Von entscheidender Bedeutung sei dann die Begegnung mit Kardinal Franz König (1905-2004) gewesen, der als Theologieprofessor in Salzburg in den späten 1940er Jahren vorübergehend auf dem Nonnberg wohnte und immer wieder gern in das Stift zurückkehrte. Hilgenberg verwies auf die letzten Worte Kardinal Königs an Metropolit Michael Staikos (1946-2011) "Die Ökumene muss weitergehen".
[fkaineder]