Stefan Hopmann: Schulcharisma muss täglich gelebt werden (#otag16)
Schule sei heute geprägt durch steigende Herausforderungen, die Hand in Hand mit beschränkten Ressourcen und Patchwork-Reformen gehen. „Das Ganze nennt man dann ‚Stupid public policies‘“, bringt es Bildungswissenschaftler Stefan Hopmann in Wien am Schultag bei der Herbsttagung der Orden auf den Punkt. Das Ergebnis sei eine Politik, die mehr verspricht als sie halten kann und oft das Gegenteil dessen bewirkt, was sie verspricht.
Doch wie könne die Schule motivieren? „Die Schulkultur ist die Variable der Zukunft“, zeigt sich Stefan Hopmann überzeugt. Das Charisma mache den großen Unterschied aus, und die Schule müsse ihre Mission nicht nur im Schultitel führen, sondern sie als Schulkultur täglich leben. Das koste keine Geld und erfordere auch keine neuen Schulgesetze. "Wir können wahnsinnig viel tun, was nicht von Budgets abhängt und trotzdem einen Unterschied macht", so Hopmann. Es gehe nicht um das reine "Qualifizieren", also das abgeprüfte Beherrschen von Lehrstoffen, so wie es der Pisa-Test verlangt, sondern entscheidend sei das "Kultivieren", die "Fähigkeit, gemeinsam mit anderen etwas anzufangen, durchzuführen und zu Ende zu bringen, sowie auch der Umgang miteinander und das Austragen von Konflikten." Schulen mit einem klaren Kultivierungsprojekt erreichten bessere Ergebnisse; das zeigte die Kohortenstudie "NOESIS", bei der über 2.000 Kinder aus Niederösterreich von der 5. bis zur 12. Schulstufe im Fokus standen.
Stefan Hopmann, Institut für Bildungswissenschaft an der Universität Wien. (c) Katrin Bruder
„Kinder brauchen einen inneren Kompass“, ist der Bildungswissenschaftler auch überzeugt. „Sie brauchen eine Schule, die mutig macht.“ Voraussetzung dafür sei eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern, mit der Schulgemeinde und mit anderen Schulen und Bildungsträgern. Vor allem aber sei es natürlich der Mut zur Veränderung, der Hand in Hand mit mutigen Lehrkräften geht. Diese kennzeichnen sich durch gemeinsame Werte und Ziele, klare Absprachen und Arbeitsteilung, regelmäßiger Austausch über die Schülerinnen und Schüler und gegenseitige Unterrichtsbeobachtung, äußerte sich Hopmann.
Kinder wachsen in eine Welt hinein, in der die alten Macht- und Informationsmonopole, also Eltern oder Schule, nicht mehr gelten. Das heißt, sie brauchen eine Schule, die ihnen hilft, in dieser Welt zu navigieren. „Dazu brauchen sie eine Schule, die mutig macht, die mutig ist, auf die sie stolz sind und die auf sie stolz ist“, appelliert Stefan Hopmann an die Verantwortlichen der Ordensschulen. „Machen Sie etwas, auf das die Kinder stolz sein können“
[rs]