Matthias Beck: Integration muss bei uns selbst beginnen (#otag16)
„Ich habe den Eindruck, wir können zu wenig Auskunft geben, was das Christsein ausmacht. Das ist das Hauptproblem“ bringt es der Priester, Mediziner und Pharmazeut Matthias Beck auf den Punkt. Die Flüchtlinge kämen nach Europa und würden Fragen stellen, auf die wir keine oder nur ungenügenden Antworten hätten. Matthias Beck: „Wir können keine Auskunft über die Grundfragen des Christentums geben oder darüber, wie unsere Werte entstanden sind.“ Und weiter: „Jemand, der noch nie oder nur Unvollständiges vom Christentum gehört hat, braucht auch gute Begründungen.
Das Aufkommen des Islam sei neben der säkularisierten und naturwissenschaftlich geprägte Welt nur eine der Herausforderungen, vor denen das christliche Europa gegenwärtig stünde; doch müsse man diese als „Wake-up-Calls“ des heiligen Geistes betrachten. Diese sollen uns auf gewisse Art und Weise aufschrecken. Der Mensch habe Angst vor dem Fremden, wenn er sich seinen eigenen Wurzeln nicht gewiss ist. Das gilt für Nationen, das gilt für Menschen und das gilt auch für Priester. „Wenn ich nicht weiß, in welchem Grund ich verankert bin, wird mich das Fremde beunruhigen“, zeigt sich Beck überzeugt. „Aber wenn ich sicher stehe, kann ich mich in Souveränität mit dem Fremden auseinandersetzen.“ Integration beginne daher zuerst bei sich selbst.
Univ.Prof. DDr. Matthias Beck (c) Kati Bruder
Interreligiöser Ethikunterricht ist Chance zur Integration
Deshalb plädiere Beck für einen interreligiösen Ethikunterricht. Das sei „die einzige Chance“, muslemische Jugendliche zu integrieren. Sie, aber auch die Christen müssten argumentieren lernen, das ist der Sinn von Ethik. Gleichzeitig schaffe sie die ausgleichende Basis für die verschiedenen Ausgangspositionen von Christen und Muslime.
War Religion früher durch Auswendiglernen gekennzeichnet, so müssen wir uns heute allen Fragen stellen, denn der Mensch sei ein Wesen der Fragen, weil er selbst durch den Tod in Frage gestellt ist. Beck: „Und gerade im katholischen Bereich müssen auch alle Fragen erlaubt sein.“
Ethik sei die „Hinführung zur Religion“ und mache deutlich, wozu Religion im Alltag nötig sei. Das bedeute aber nicht das Ende des Religionsunterrichts; vielmehr sollten laut Beck zwei Stunden Ethikunterricht von zwei Stunden Religionsunterreicht gefolgt werden. Religion als Privatsache zu sehen sei nicht zielführend; in Wirklichkeit sei sie „höchst politisch“. Beck: „Bildung prägt den Menschen. Der Mensch prägt die Gesellschaft.“
Bei Ethiklehrern Zug verpasst
Allerdings habe man nach Ansicht des Theologen bei der Ausbildung von Ethiklehrern „den Zug verpasst“. 2017 sollen an der Universität Wien sechs neue Lehrstühle für islamische Theologie eröffnet werden; vielleicht „nehmen wir diese als Vorbild und bringen unsere christliche Fakultät wieder auf Vordermann“, so Beck.
Eines müsse allerdings Voraussetzung sein: „Wir dürfen keine herrschaftsvolle Sprache verwenden“, betont der Universitätsprofessor für systematische Theologie und Ethik. „Beide Seiten müssen ohne Furcht diskutieren können.“
St. GeorgsBildungsPreis
Im Anschluss an den Vortrag von Matthias Beck überreichte Präsidentin DI Anne Mautner Markhof den St. GeorgsBildungsPreis des Hauptverbands Katholischer Elternvereine Österreichs (HVKEV).
Als Preisträgerin in der Kategorie Eltern wurde Frau Hermine Besta/ Sta. Christiana Privatvolksschule Frohsdorf gewählt. Sie hat sich nach vielen Jahren ohne Elternverein für dessen erfolgreiche Neugründung eingesetzt.
Herr Prof. Mag. Werner Schalko/Gymnasium Sacré Coeur Wien ist in der Kategorie Lehrer Preisträger. Prof. Schalko betreut mit ungeheurem Engagement seit Jahren die Chemie-Olympiade und begeistert immer wieder aufs Neue die Jugendlichen derart, dass die Schule in den letzten Jahren bei den Wettbewerben immer Topplatzierungen erreicht hat.
Aus dem JuryProtokoll zitiert erhält Sofia Rumpf /Schottengymnasium der Benediktiner Wien die Auszeichnung in der Kategorie Schüler. Sie engagiert sich neben der Schule als Schulsprecherin aktiv und sozial. Die Flüchtlingsschülerinnen liegen ihr besonders am Herzen.
Einen Sonderpreis wurde posthum an Professor Mg. Fritz Fassler/ Mary Ward Privatgymnasiums und Oberstufenrealgymnasium St. Pölten verliehen. Er hatte die großartige Fähigkeit, seine Schüler mit seinen Themen zu fesseln und nachhaltig positiv zu beseelen.
[rs]