#otag16: Es gibt so vieles, was man tun kann
4000 Quadratmeter unverbauter Grund in bester Lage. Die von den Salesianern Don Boscos betreute Pfarre St. Josef-Siebenhügel in Klagenfurt konnte sich glücklich schätzen, so ein Stück Land zu besitzen. Mehrere Bauträger interessierten sich dafür, es um einen guten Preis zu kaufen. Einige schöne Wohnhäuser hätten darauf Platz gefunden. Doch die Pfarre St. Josef mit ihrem Pfarrer, dem Salesianerpater Franz Kos, entschied sich anders. Das Grundstück zwischen den Wohnhäusern sollte frei bleiben. Seit einigen Jahren blühen und gedeihen nun Pflanzen aller Art in 118 verschiedenen Beeten, die für Nachbarn um eine geringe Jahresmiete zu haben sind und individuell genützt werden können. „Urban Gardening“ in Klagenfurt – Pater Rudolf Osanger erzählte nebenbei von diesem Projekt, als es um die Frage ging, wie in Ordensgemeinschaften die Schöpfungsverantwortung zu erkennen sei.
Der Franz-von-Sales-Garten in Klagenfurt war eine bewusste Entscheidung der Don Bosco Pfarre St. Josef. Statt Wohnbauten entstand ein Gemeinschaftsgarten.
Den Schatz an Weisheit wieder heben
Dass Ordensgemeinschaften eine besondere Verantwortung tragen, wird in der Enzyklika „Laudato Si‘“ von Papst Franziskus in Nummer 214 erwähnt. Was inzwischen für viele einsichtig ist, wäre in der Anfangszeit ihres Engagements als Umweltbeauftragte der Diözese Graz-Seckau nicht selbstverständlich gewesen, erzählt die Umweltpionierin in der Kirche. „Am Beginn meiner Arbeit war es wichtig, ein Bewusstsein zu schaffen für den Zusammenhang zwischen Spiritualität und Umweltschutz.“ Seit 1. September 2016 zählt die Sorge um das gemeinsame Haus als achtes Werk der Barmherzigkeit. Zwischen der Armut und der Zerstörung der Schöpfung besteht ein enger Zusammenhang und es ist Aufgabe der Kirche, diesen zu sehen, schreibt Franziskus in seiner Umwelt-Enzyklika. Er kritisiert die Globalisierung der Gleichgültigkeit. „Wir sind stumme Zeugen tiefsten Unrechts.“ Die Kirche selbst habe nicht immer zu den Vorreitern für die Bewahrung der Schöpfung gezählt. „Wir waren dem Schatz an Weisheit untreu.“ Umweltsorgen seien sogar bespöttelt worden oder würden teilweise immer noch bespöttelt, kritisiert der Papst.
Hemma Opis-Pieber referierte über "Laudato Si'".
In vieler Hinsicht ins Gleichgewicht kommen
Außerdem übt Papst Franziskus in der Enzyklika Kritik an der „dürftigen Selbsterkenntnis in Bezug auf unsere Grenzen“. Und es fehle den Menschen das Bewusstsein ihres gemeinsamen Ursprungs. Es sei notwendig, dass Christinnen und Christen eine neue Grundhaltung entwickeln. „Die Menschen versinken in einem Strudel aus unnötigen Anschaffungen.“ Kaufen sei nicht nur eine wirtschaftlicher Akt, sondern immer auch eine moralische Handlung. Die Menschen, die fähig sind, sich bis zum Äußersten herabzuwürdigen, seien auch zur Umkehr fähig. Sie müssten wieder ins Gleichgewicht kommen. Die Enzyklika nennt vier Ebenen: Das innere Gleichgewicht mit sich selbst, das solidarische Gleichgewicht mit den anderen, das natürliche Gleichgewicht mit allen Geschöpfen und das geistliche Gleichgewicht mit Gott.
Die Ordensleute machten sich Gedanken, wie sie Schöpfungsverantwortung wahrnehmen können.
Von der Erkenntnis zur Umsetzung
Ein entscheidender Punkt ist, wie die Erkenntnis über die notwendige ökologische Umkehr zur Änderung der Gewohnheiten führen kann. Der Text nennt ein paar lebensnahe Beispiele. Wenn jemand sich etwa wärmer anzieht, statt die Heizung höher zu drehen, sei das ein guter Schritt. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs zu sein statt mit dem Auto, auf Plastik und Papier weitgehend zu verzichten – die Beispiele sind bekannt und doch aktuell. „Es gibt so vieles, was man tun kann!“, resümiert Opis-Pieber. Das persönliche Engagement mache Mut und Hoffnung, weiß sie aus Erfahrung, und zitiert abschließend noch einmal Papst Franziskus: „Das Gute kommt so unscheinbar wie Nebel unter einem Türspalt durch.“
Fotos: Katrin Bruder, franzvonsales-garten.at, ms
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