Magdalena Holztrattner: Weniger ist mehr
Unsere Erde wird in vielen Kulturen als „Mutter“ verehrt. Geleitet wird dieser Gedanke dadurch, dass wir nicht auf der Erde leben, sondern die Erde selbst sind. Was ihr passiert, passiert auch dem Menschen, denn alle Geschöpfe sind untrennbar miteinander verbunden. „In der Enzyklika ‚Laudato si‘ fordert Papst Franziskus eine globale Wende“, sagt Magdalena Holztrattner. „Er fordert dazu auf, soziale Verantwortung für alle Lebewesen zu übernehmen.“
Franziskus Sorge gilt vor allem den Armen dieser Welt. Sie tragen kaum etwas zu Umweltbelastung bei und leiden dennoch am meisten darunter. Deshalb sei ein Wandel in Richtung Gemeinwohl notwendig.
Der Weg dorthin brauche die Spiritualität eines Franz von Assisis, die durch eine fast kindliche Freude an der Schöpfung gekennzeichnet ist. Aber auch eine ganzheitliche Ökologie, die sich auf das Eigentliche der Schöpfung konzentriere. Dabei sei es wichtig, den Blick offen zu halten und den offenen Dialog zu suchen. Dieser müsse interdisziplinär und interreligiös sein und bevorzugt die Stimmen der Stimmenlosen in den Mittelpunkt stellen. Die Offenheit dieses Dialoges bestimme seine Qualität, so Holztrattner.
Die Problematik sei der Fokus der Menschen auf technische Lösungen des Klimawandels und eine bedingungslose Kultur des Wegwerfens, die Hand in Hand mit einer „Verschnellerung“ des Lebens- und Arbeitsrhythmus geht. Aber letztendlich „gilt die Würde des Menschen und das Gemeingut mehr als ein paar wenige, die auf ihre Privilegien nicht verzichten möchten“, bringt Holztrattner Franziskus Botschaft auf den Punkt.
Es bedürfe die Entwicklung eines neuen Lebensstiles als Alternative zur Wegwerfkultur, eines Lebensstiles, der auf Genügsamkeit und Demut basiere. Diese Kultur der Genügsamkeit gehe einher mit einem Lebensstil, der prophetisch und auch kontemplativ ist. Ein Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen, weil er nicht auf Konsum versessen sei. Holztrattner wörtlich: „Die alte Weisheit ‚Weniger ist mehr‘ verkehrt Franziskus nicht zu einer weltabgewandten, moralinsauren oder lustfeindlichen Askese. Das ‚Weniger ist mehr“ ist für ihn eine Haltung des Herzens, die eine Rückkehr zur Einfachheit ermöglicht.“ Trotz aller scharfen Kritik an Missständen und Ungerechtigkeiten, werde das Leben in Dankbarkeit angenommen. Eine ganzheitliche Ökologie, wie sie in Laudato si gezeichnet werde, ziele auch ab auf Freude als dankbare Grundhaltung. Eine Grundhaltung, die getragen werde von der zärtlichen Liebe Gottes, der im Herz der Welt gegenwärtig ist.
Die Ordensgemeinschaften Österreich sind neben der Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission (KOO), MIVA Austria, katholischen Jugend Österreich und anderen Mitveranstalter der Fachtagung Weltkirche.
Die Pressefotos zum Download (c) Ordensgemeinschaften Österreich/Manu Nitsch
Der Vortrag von Magdalena Holztrattner: Die Erde sind wir. Die Verbundenheit aller Geschöpfe als Lösungsweg zum Nachhören.
Verbindender Artikel: Fachtagung Weltkirche 2016: Zwei Kontinente, zwei Stimmen, ein ähnliches Problem
[rs]