Ordensfrauen fordern Verbot von Sexkauf
Österreich, Deutschland und die Niederlande seien durch ihre liberalen Prostitutionsgesetze zu "Drehscheiben des internationalen Frauenhandels" geworden, so die Kritik der Plattform. Sprecherin Sr. Anna Mayrhofer, Leiterin einer von der Ordens-NGO SOLWODI (Solidarity with women in distress) initiierten Schutzwohnung, sprach von einer "verharmlosenden Politik": Die jeweiligen Bundesländer-Regelungen für Sexkauf - sie finden sich oft nur in polizeilichen Durchführungsverordnungen - wollten nur Prostitution verwalten und vom Straßenstrich weg verlagern. Beratungsstellen mit aufsuchender Arbeit gebe es hingegen kaum, und Prostitution gelte als "Sexarbeit", als Dienstleistung wie jede andere. "Selbst die Freier reden sich ein, sie würden den Frauen und ihren Familien Gutes tun, da sie ja zahlen", klagte die Ordensfrau.
Enorme Probleme würden dabei völlig "plattgeschwiegen", verwies Mayrhofer auf Erfahrungen ihrer bisher dreijährige Arbeit mit Prostituierten. Denn: "Die freiwillige Prostitution, die viele behaupten, gibt es nicht." Prostituierte seien nicht selbstbestimmt, vielmehr würde sich das Umfeld von Gewalt und Fremdbestimmung, aus dem die Frauen meist stammten, in der Rotlicht-Tätigkeit nur fortsetzen. Bis zu 90 Prozent von ihnen seien zudem Migrantinnen und Flüchtlinge, die wenigsten hätten einen Schulabschluss oder sonstige Arbeitsmöglichkeiten "und ihr Selbstwert besteht einzig darin, wie attraktiv sie für das Geschäft sind", so die Expertin.
Was noch schwerer wiege, seien die Folgen der Prostitution: Die Frauen würden ausgebeutet, traumatisiert, psychisch geschädigt und auch physisch, zumal bei ihnen Inkontinenz oder übertragbare Krankheiten keine Seltenheit seien. Mayrhofer: "Man kann Sexualität nicht vom Körper abspalten." So lange es ein selbstverständliches "Männerrecht" sei, für Geld über den Körper von Frauen verfügen zu können, würden Sexismus und die massive sexuelle Gewalt an Frauen nicht aufhören und die Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern weiterhin Theorie bleiben, so der Standpunkt der Plattform.
Konzept erfolgreich gegen Menschenhandel
Das von "Stopp Sexkauf" geforderte Prinzip der "Freierbestrafung" und des Verbotes von Zuhälterei, Bordellen und jeglicher Werbung für Prostitution funktioniert in Schweden und Norwegen bereits seit den 1990er-Jahren und hat dort laut Angaben des schwedischen EU-Abgeordneten Jens Nilsson die Straßenprostitution halbiert. Befürchtungen, dass die Frauen in weniger sichtbare Räume wie etwa Bordelle ausweichen, hätten sich nicht bewahrheitet. Vielmehr helfe die Gesetzgebung im Kampf gegen kriminelle Netzwerke, zumal ja Menschenhandel und "moderne Sklaverei" eng mit Prostitution verbunden seien.
Das "nordische Modell" geht jedoch weit über die genannten Verbote hinaus, bietet den betroffenen Frauen auch Ausstiegshilfen, niederschwellige Angebote der Unterstützung wie etwa bei der Gesundheitsversorgung, Schuldenberatung und Kinderbetreuung, sowie bessere Aufenthalts- und Bleiberechte für Opfer von Menschenhandel und von Migrantinnen, die in der Prostitution gestrandet sind. Auch die Beziehung zwischen Männern und Frauen und Maßnahmen gegen Gewalt gehören dazu - "ein umfassendes Paket, das wir auch für Österreich wollen", erklärte die Ordensfrau von den Franziskanerinnen-Missionarinnen Mariens. Viel Bewusstseinsbildung sei dafür noch nötig, "wir machen uns auf einen langen Weg gefasst".
Hinter der Plattform "Stopp Sexkauf" stehen neben der von Ordensfrauen gegründeten "Solwodi" auch Initiativen wie "Freethem-Austria", der Verein Feministischer Diskurs und "MFGG-Männer für Geschlechtergleichstellung", sowie Einzelpersonen der Sozialarbeits- und Feminismus-Szene. Die Beteiligung von "Solwodi" an der Initiative führte Mayrhofer auf eine "christliche Motivation" zurück: "Wenn Gott den Menschen als sein Abbild, als Mann und Frau geschaffen hat, dann können wir nicht sagen: Prostitution ist das älteste Gewerbe der Welt - das lassen wir so. Das geht nicht." Die Haltung, "dass man gegen triebgesteuerte Männer und gegen die Armut der Frauen eben nichts tun kann", sei so nicht hinnehmbar.
(Infos: www.stoppsexkauf.at)
[rs]