JAHR DER ORDEN Abschluss in Seckau: Flüchtlingskrise macht weltweite Ungerechtigkeit sichtbar
„Das JAHR DER ORDEN ist aufgegangen, hat viele neue Verknüpfungen bewirkt, öffentliche Aufmerksamkeit bekommen und geht weiter im Jubiläumsjahr der Frauenorden unter dem Slogan – gottverbunden | freigespielt – und im Jahr der Barmherzigkeit“, stellte Ferdinand Kaineder vom Büro der Ordensgemeinschaften in Wien in seinem anfänglichen Impuls „Fragmentarische Rück-, Ein- und Querblicke zum JAHR DER ORDEN“ fest: „Viele Aktivitäten und Vorhaben sind aufgegangen. Die Wahrnehmung und das Interesse der Medien hat uns gut getan, die Fragen von außen haben uns in unserer Identitätssuche weitergebracht.“ Kaineder sieht als zentrale wichtige Fähigkeiten für die Zukunftsfähigkeit „den Mut, die Synapsenfähigkeit und Bewegung“. Als besondere Hilfe für die Weiterarbeit wurde der Pixi-Folder „Leben im Orden“ entwickelt. Er dient für „Brückengespräche mit Interessierten“ als Basisinformation über ein Leben aus dem Evangelium und den Gelübden, die hier mit „einfach – gemeinsam – wach“ bezeichnet werden.
vlnr: Plank, Polak, Krautwaschl, Dolesch, Kaineder
Flüchtlingssituation ist Spiegel und Fenster
Die Pastoraltheologie Regina Polak von der Universität Wien hat in ihren Ausführungen unter dem Titel „Ein anderes Leben ist möglich“ das Ordensleben als „Zeichen der Hoffnung auf Zukunft“ gedeutet. Sie hat das aktuelle Flüchtlingsthema mit dem Lebensentwurf der Ordensleute verbunden. Flüchtlinge deutet sie als Botschafter einer neuen Welt: „Flüchtlinge machen die weltweite soziale Ungleichheit und Ungerechtigkeit sichtbar. Sie zeigen auch die europäische geistige und geistliche Erschöpfung, eine ausgehöhlte Gläubigkeit“. Sie verweist auf die Prozesse globaler Exlusion, auf die gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, die Folgen des Klimawandels und den verbreiteten Nihilismus. „Flucht und Migration sind ein Spiegel oder Fenster in eine neue sich aufbauende Welt. Orden können den Menschen dieses Fenster öffnenen helfen. Orden können eine andere Welt tun. Ihre solidarische Praxis kann so für die Kirche eine Korrektur, eine Schocktherapie aus dem Heiligen Geist sein. In der Tat.“ Polak deutet die Flüchtlingskrise sogar als mögliche Gnadenerfahrung; „Diese Flüchtlingskrise kann im konkreten Handeln – nicht im Reden allein – der besondere Ort der Gnadenerfahrung werden.“ In einem theologisichen Rückgriff auf Johann B. Metz sieht Polak die Wesensbestimmung der Orden in der „instututionalisierten gefährlichen Erinnerung und der Hoffnungsexistenz mit apokalyptischem Stachel“.
Den Erfahrungsschatz brauchen wir
Nach den Mittagsbegegnungen ging Bischof Wilhelm Krautwaschl in seinem Impuls auf das marianische und petrinische Prinzip in der Kirche ein und sieht das Ordensleben als „einen großen Schlüssel, mir das Evangelium ganz aufzuschließen“. Krautwaschl sieht die neue Gestalt von Kirche heute oft „mit dem Weniger und dem Mangel konotiert“. Das Neue geht nicht ohne Schwerzen und Reibungen. „Bleibendes und Veränderdung ergänzen einander immer durch die Geschichte. Ordensgemeinschaften leben aus dem Ursprung des Evangeliums und der Charismen und sind so immer für das Neue geöffnet.“ Der Grazer Diözesanbischof bittet die Orden, „die Erfahrungen auf dem Weg der Nachfolge immer wieder einzubringen und die Bildung von selbstorganisierten Kreisen ohne zwingende Mitgliedschaft zu ermöglichen. Und den Erfahrungsschatz aus beten und arbeiten brauchen wir alle.“ In seiner Predigt beim Wallfahrtsgottesdienst in der vollen Abteikirche ließ sich der Bischof von drei Ordensleuten unterstützen, die ihren Weg und ihre Berufung in den Orden schilderten. „Wie ist das bei mir?“ stellt Krautwaschl in den Raum und sprach damit jede und jeden persönlich an. Beim Gottesdiest haben syrische Flüchtlinge, die in der Abtei behergt und betreut werden, musiziert.
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Die beiden Regionalverantwortlichen der Ordenskonferenzen in der Steiermark Sr. Sonja Dolesch und Abt Benedikt Plank brachten ihren Dank und ihre Freude zum Ausdruck, „dass im JAHR DER ORDEN und heute beim Steirischen Ordenstag ein so kräftiges Zeichen für das Ordensleben in der Steiermark gelungen ist“. Prior P. Johannes von der Abtei Seckau hat alle WallfahrerInnen im Anschluss an den Gottesdienst in den Stiftshof zur Agape eingeladen.
[fk]