Wir glauben an die Zukunft der katholischen Schule
Den Start der Feierlichkeit setzte Schulleiterin Frau Direktorin Ulrike Pfiel, die die Ehrengäste auf das herzlichste begrüßte. Erster Festredner war Rudolf Luftensteiner, Geschäftsführer der Vereinigung von Ordensschulen Österreichs. Er stellte den neuen Zubau der Mary Ward Schulen St. Pölten vor, der eine jahrelange Platznot beendet und dem Schulzentrum zwei Turnhallen, acht Klassenzimmer, einen naturwissenschaftlichen Trakt, einen EDV Saal, eine Zentralgarderobe und Nebenräume ermöglicht.
Seine Dankesworte galten vor allem den Mary Ward-Schwestern, die ihre Schule selbstlos an die VOSÖ übergeben, und dem Bundesministerium für Bildung und Frauen bzw. dem Land Niederösterreich, die das mit knapp neun Mio. Euro budgetierte Projekt mit jeweils 1,9 Mio. Euro gefördert hätten.
„Wir können mit dem Erweiterungsbau wieder ein Mehr an pädagogischer Qualität und ein Mehr an pädagogischer Arbeit ermöglichen. Und ein Mehr von dem umsetzen, was eine katholische Schule ausmacht“, zeigte sich Rudolf Luftensteiner stolz. Und er legte ein klares Bekenntnis ab: „Wir glauben an die Zukunft der katholischen Schule.“
Wichtige Ergänzung des öffentlichen Schulwesens
Alfred Nussbaumer, Landesschulrat für Niederösterreich, betonte, dass Mary Ward Schulen „ein Haus für die Zukunft sind, in der soziales Lernen eine ganz besondere Rolle spielt." Hier werden besondere Begabungen gefördert, und das komme letztendlich allen Menschen zugute. Eine Ansicht, die auch Sektionschef Helmut Moser vom Bundesministerium für Bildung und Frauen teilte. Er betonte, dass die katholischen Privatschulen eine wichtige Ergänzung des öffentlichen Schulwesens sind. „Sie können etwas leisten, was wir zum Teil nicht leisten können, und wir sind sehr froh, dass wir diese engagierten Schulerhalterinnen haben.“
Bildung ist auch Haltung und Werte
Landesrätin Barbara Schwarz wies in ihrer Rede darauf hin, dass Bildung die Befähigung zur Partizipation sei. Es komme nicht nur auf die Wissensvermittlung an, sondern „ich muss mit dem, was ich weiß, auch etwas anfangen können. Ich weiß, wie ich mit Informationen umgehen kann.“ Bildung sei auch Haltung und Werte, und diese werden an den Mary Ward Schulen St. Pölten vermittelt. „Man lernt, zu etwas zu stehen. Hier wird auch zur Gottessuche angeregt. Nicht Vorschriften zu machen, sondern Anstöße zu geben, Ideen zu liefern. Jungen Menschen zu zeigen, hier musst du deinen Weg finden. Und wenn du ihn gefunden hast, dann steh auch dazu.“
Geistiger Standort
Festlicher Höhepunkt war die Segnungsfeier mit Propst Maximilian Fürnsinn vom Augustiner Chorherrenstift Herzogenburg. Auch der ehemalige Vorsitzende der Superiorenkonferenz stellte die Wertehaltung der Mary Ward Schulen in den Mittelpunkt seiner Predigt. Er zitierte Johann Heinrich Pestalozzis drei „H“s. Das erste stünde für „Hirn“. „Natürlich geht es in der Schule um Wissen und Kompetenz, aber für mich gehört da auch dazu, sich eine Wertorientierung zu schaffen, einen geistigen Standort zu finden und eine Orientierung in einer pluralistischen Welt“, so Fürnsinn.
Das zweite H stünde für „Hand“, also für die Befähigung zur Lebensberechtigung, zur Lebensbereicherung und zur aktiven Lebensgestaltung. „Es geht um die Ausrichtung auf die Bewältigung realer Aufgaben“, fasste der Ordensmann zusammen, und „um Lösungskompetenz, um Lebenstüchtigkeit.“
Erkenntnis ist ohne die Erkenntnis Gottes nicht möglich
Das dritte „H“ stünde für „Herz“. Es herrsche im Schulwesen eine Überbetonung der Wissenschaft, Persönlichkeitsbildung sei aber bis heute ein ausgesprochener Mangelfaktor. „Es geht aber dabei auch um die Entfaltung emotionaler Intelligenz, um die Formung des Zusammenlebens, um die Gesellschaftsfähigkeit junger Menschen. Dass man lernt, Achtung zu haben und auch Empathie zu zeigen.“ Dazu zähle auch, dass der Mensch im Sinne von Augustinus ein „Wesen der Sehnsucht“ sei. Die Erkenntnis des Menschen sei ohne die Erkenntnis Gottes nicht möglich. Maximilian Fürnsinn: „Ich denke mir, diese Fragen dürfen nicht ausgeklammert werden, weil die katholische Schule ohne Gott die Menschen verkürzen würde. Wenn Schule menschlich sein soll, dann muss diese Frage gestellt werden.“
Als Abschluss der Feierlichkeiten wurde vor dem Schulgebäude eine vom niederösterreichischen Bildhauer Leo Pfisterer gestaltete Statue von Mary Ward enthüllt. Die der Schule namensgebende Ordensgründerin ist als Pilgerin dargestellt und wird sicherlich über das Wohlergehen „ihrer“ Schülerinnen und Schüler wachen.
[rs]