Gemeinschaftlich-solidarisches Wohnen bringt ökonomische, ökologische und soziale Vorteile
„46 % aller Hauptwohnsitze in Österreich sind Single-Haushalte. Solidarisch wohnen wird das Thema des zukünftigen Wohnens.“ Markus Blümel von der Katholischen Sozialakademie gab mit seinem Impuls bei der Ordenswerkstatt einen Einblick in die aktuellen Entwicklungen: „Flüchtlinge, die Care-Krise, leistbares Wohnen und die Individualisierung im Wohnen bis hin zu Einsamkeit und Isolation sind die aktuellen Stichworte. Aus diesem Grunde entstehen heute ‚intentionale Gemeinschaften‘, die ideele und materielle Ziele teilen und sich anhand von bestimmten gemeinsamen Werten verbinden. Privatheit wird zurückgestellt zugunsten gemeinsamer Lebensgestaltung. Das bringt ökonomische, ökologische und soziale Vorteile.“ Die Brücke zu den Orden ist, dass Ordensleben immer auch Gemeinschaftsleben ist. Dort liegt der Anknüpfungspunkt für die Ordensleute in der Ordenswerkstatt, die zwei Mal im Jahr zusammenkommt und Zukunftsfragen der Ordensentwicklung aufgreift.
Muster von Ordensgemeinschaften
Ordensgemeinschaften selber sind gemeinsames Wohnen. Gerade Ordensleben trägt daher zur De-Monetarisierung von Beziehungen bei. Es wird nach Lösungen gesucht, die Bedürfnisse der Mitglieder abdeckt und nicht nach Kaufkraft gestaltet wird. Zentral für Orden ist auch, „dass Räume und Zeitnutzung gemeinsam in Offenheit für marginalisierte Gruppen passieren.“ Als gemeinsame Muster von Ordensgemeinschaften werden Kollektivität, Leben und Arbeiten verbinden, Stille, Muse, Reflexion, Kommunikation, Subsistenz, Autonomie, geschützter Raum, nach außen wirken und Orte des Wissens identifiziert. In Solidarität nach innen werden gegenseitig Hilfen im Alltag gestaltet, auf Privatbesitz verzichtet, eine Kultur der Genügsamkeit gepflegt und solidarische gewaltfreie Konfliktlösung gelebt. „Das alles ist leichter in Gemeinschaft zu realisieren als alleine“, ist sich die Ordenswerkstatt einig. Die Solidarität nach außen schaut auf die kommenden Generationen, die eine Welt, auf marginalisierte Menschen und nimmt engagierte Personen, Gruppen, MitarbeiterInnen und LieferantInnen mit herein. Ziel: „Lösungen für ein gutes Leben für alle.“
Beispiele für solidarisches Wohnen
Der Sprecher des Wohnprojektes BROT in Wien Aspern Norbert Prohaska schilderte der Ordenswerkstatt die Erfahrungen der 40 Familien bei der Entstehung. „Zuerst muss die Idee und der Wille zum gemeinsamen Leben da sein und dann kommen Architekten. Hilfreich für solche Projekte ist, dass der Bauplatz entschieden ist. Dann finden sich die richtigen Menschen zusammen.“
Prohaska sieht heute eine Überforderung in der Kleinfamilie, auf die alles zurückfällt. „Wir leben ein Netz von Haushalten und sozialer Verwandtschaft. Selbstorganisation und soziale Verwandtschaft sind ein ständiger Prozess.“ Raum und Grund zu finden sind heute eine besondere Herausforderung. Das Projekt in Aspern ist interreligiös und hat einen „spirituellen Raum“, der von allen genützt wird. Weiters wurde das Generationenwohnen der ÖJAB vorgestellt. Vorgestellt wurde auch das Wohnprojekt „Kana“ der Barmherzigen Schwestern in Wien. Der ehemalige Wohntrakt der Novizinnen wird zehn Frauen aus unterschiedlichen Herkunftsländern und Religionen angeboten. „Damit kommen neue Sichtweisen und Lebenserfahrungen ins Haus.“ Ebenso vorgestellt wurde das Wohnprojekt für 140 Flüchtlinge der Steyler Missionare in Maria Enzersdorf. Zur Sprache kam auch das Wohnprojekt im Mutterhaus der Schulschwestern in Wien Erdberg, wo zuerst Studentinnen angeklopft haben und jetzt Platz für etwa 15 junge Frauen und Männer geschaffen wurde. Sr. Herlinde Eberhard von den Schulschwestern bestätigt, „dass die unmittelbare Nähe zu den neuen solidarischen Wohnformen eine Inspiration für Ordensgemeinschaften sind.“
Pressefoto 1 und Pressefoto 2 zum Download
[fk]