Jugendstil-Ausstellung in St. Pölten zeigt Kunst von Orden
Eine Dalmatika der Kongregation der Schwestern vom Göttlichen Erlöser ist in St. Pölten ausgestellt. (c) Museum am Dom St. Pölten/Seebacher
Die populäre Kunstströmung des Jugendstils, erlebte in den Jahren um 1900 ihren Höhepunkt. Sie steht mit großen Namen wie Gustav Klimt, Koloman Moser, Otto Wagner oder Joseph Maria Olbrich in Verbindung. 1897 wurde die Wiener Secession gegründet, die für die moderne Kunst in Österreich wegweisend wurde. Viele der in dieser Künstlervereinigung aktiven Künstler waren auch im kirchlichen Bereich tätig, wenngleich der Jugendstil, der sich durch eine stark an der Natur angelehnte, vegetabil-florale Formensprache, durch die Verwendung neuartiger Materialien sowie durch eine Ästhetik, die das Funktionale in den Vordergrund stellt, charakterisiert, innerkirchlich kritisch betrachtet wurde.
Schließlich war das gemeinsame Ziel der unterschiedlichen Jugendstil-Strömungen die Überwindung der sich im 19. Jahrhundert etablierten Kunst des Historismus, die von den Künstlern als veraltet und nicht innovativ angesehen wurde, in der kirchlichen Kunst aber einen großen Aufschwung erlebt hatte und sehr beliebt war.
Ein Vortragekreuz aus dem Zisterzienserstift Zwettl sowie ein Kelch aus dem Benediktinerstift Göttweig sind in St. Pölten zu sehen. (c) Museum am Dom St. Pölten/Seebacher
Dennoch entstanden um 1900 zahlreiche sakrale Kunstgegenstände, die die gesamte Bandbreite von kirchlichen Erfordernissen abdecken: von Altären über Kelche und Monstranzen bis hin zu liturgischen Gewändern. Ihre Entstehung ist meist eng verwoben mit einzelnen, den modernen Kunstströmungen gegenüber aufgeschlossenen Geistlichen und Auftraggebern.
Jugendstil in seiner ganzen Vielfalt
Nicht zuletzt die Nähe zu Wien führte dazu, dass vor allem in Ostösterreich religiöse Objekte im neuen Kunststil entstanden. Die Ausstellung im Museum am Dom begibt sich auf Spurensuche, warum trotz widriger Bedingungen zahlreiche sakrale Kunstgegenstände im Jugendstil entstanden sind. Viele Objekte befinden sich heute in Privatbesitz oder Museen, in der Ausstellung sind zahlreiche Kunstgegenstände zu sehen, die bis dato noch nie präsentiert wurden. Besonders bemerkenswert sind etwa zehn Messgewänder, die in der Paramentenstickerei der Kongregation der Schwestern vom Göttlichen Erlöser in Wien hergestellt wurden. Weitere Leihgaben stammen von den niederösterreichischen Stiften Göttweig, Klosterneuburg, Melk, Seitenstetten (Stiftspfarre Aschbach), Zwettl und der Schatzkammer in Mariazell.
Detail der Stickarbeit auf einer Dalmatika mit der Darstellung der hl. Gertrud. (c) Kongregation der Schwestern vom Göttlichen Erlöser, Wien
Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen, darin sind auch zwei ordensrelevante Beiträge publiziert: Der Beitrag von Martina Lehner "Zur Geschichte des Stickzimmers der Niederbronner Schwestern" macht über 100 Jahre Arbeit der Stickerinnen in der Kongregation sichtbar. Die Paramentenwerkstatt, das sogenannte "Stickzimmer", war etwa von 1870 bis 1980 in Betrieb. Ihre ersten Stücke fertigten die Schwestern für die Weltausstellung in Wien 1873. Andreas Gamerith berichtet über "Spannungsfelder kirchlicher Auftragskunst um 1900 anhand des Beispiels des Zisterzienserstiftes Zwettl".
Informationen
Ausstellung "Sakraler Jugendstil" bis 15. November 2023, Museum am Dom St. Pölten
Öffnungszeiten:
Mittwoch: 10 bis 17 Uhr
Donnerstag: 10 bis 19 Uhr
Freitag: 10 bis 17 Uhr
Samstag: 10 bis 16 Uhr
Sonn- und Feiertag: 11 bis 16 Uhr
Führungen:
Jeden Donnerstag, 17 Uhr (außer an Feiertagen sowie am 29. Juni 2023)
Quelle: Manuela Rechberger, Karin Mayer
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[teresa bruckner]