Im Schloss Puchheim entsteht ein innovativer pastoraler Knotenpunkt
In einem fast eineinhalbjährigen Projekt wurden die Weichen für diese Zusammenarbeit gelegt. Ein gemeinsames Projektteam hat in mehreren Untergruppen die Synergien gesucht, beschrieben und Handlungsansätze entwickelt. Diese gehen von einem gemeinsamen Programm des Exerzitienhauses und des Maximilianhauses bis zu einem gemeinsamen Sekretariat für alle drei Einrichtungen. So können in bewährter Weise die Aktivitäten der drei Partner in Anspruch genommen werden. Durch das engere Zusammenrücken wird eine gegenseitige Befruchtung der jeweiligen Aktivitäten erwartet. So können z.B. Vorträge im Bildungszentrum Aktivitäten in der Pfarre auslösen. Aber es kann auch umgekehrt eine Aktivität der Pfarre Bildungsprozesse aktivieren. In diesem Wissen von-, mit- und übereinander kann Neues entstehen. Bildung, Pastoral und Ordensspiritualität treten in Zukunft in Puchheim gemeinsam auf.
Ein wichtiger Teil der Kooperation ist die gemeinsame Nutzung von Räumen. Mit einer Wahrscheinlichkeitsrechnung wurde die Nutzung der bisherigen Immobilie analysiert und in einer Berechnung dann in den verringerten Räumlichkeiten verglichen. Somit geht sich aus, dass die Pfarre ins Maximilianhaus zieht und hier gemeinsam mit dem Bildungszentrum die Seminarräume nutzt. Langfristig ist auch ein gemeinsamer Bürostandort aller drei Kooperationspartner geplant. Hier arbeitet jeder an seinen Aufgaben, aber die Infrastruktur und die Räumlichkeiten werden gemeinsam genutzt. Somit könnte dieses Projekt als erster kirchlicher Co-Working Space bezeichnet werden. Arbeiten in einem Nebeneinander, das mehr Miteinander bei hoher Ausnutzung von Synergien erzeugt.
Nach der Vertragsunterzeichnung (v.l.n.r.): Willi Seufer-Wasserthal, Provinzial Lorenz Voith, Bischofsvikar Wilhelm Vieböck und Pfarrer Josef Kampleitner (c) Diözese Linz
Erste gemeinsame Schritte
Ab 1. Jänner 2015 startet die Umsetzungsphase für dieses gemeinsame Tun. Erste Schritte sind die gemeinsame Programmzeitschrift von Kloster und Maximilianhaus. Ein weiterer ist die Übersiedlung der Pfarre ins Maximilianhaus. Ein dritter ist ein gemeinsamer Außenauftritt. Ein vierter ist die Vermietung der bisherigen Pfarrräumlichkeiten an Dritte.
Mit diesem Kooperationsprojekt ist es somit auch möglich, dass das Maximilianhaus in gewohnter Weise seine Kurse und Weiterbildungsprogramme im Schloss Puchheim anbietet.
Bischofsvikar Wilhelm Vieböck, Direktor des Pastoralamtes:
2009 gab es den diözesanen Beschluss einer Reduzierung der Zuschüsse zum Pastoralamt. Betroffen davon war auch das Maximilianhaus. Das neue Ziel war: Beibehaltung von regionaler Bildung, mit weniger Aufwand für die Infrastruktur; also die Schließung des Hauses. Natürlich gab es heftige Reaktionen und Initiativen: im Kuratorium wie auch in den Pfarren im Einzugsbereich. Nicht jede Idee war von Erfolg gekrönt.
Die Diözese hat einen langen Atem bewiesen und alle Spuren sorgfältig geprüft. Am 3. und 4. Oktober 2013 gab es eine Klausur im größeren Rahmen, die schlussendlich zum heutigen Ergebnis führte. Durch diesen Schulterschluss mit Kloster und Pfarre ist nun Bildung in der Region gewährleistet, auch unter Einbeziehung der örtlichen Katholischen Bildungswerke, ganz im Sinn unseres diözesanen Projektes „Kirche im Territorium“.
Es ist ein Beispiel für das Zusammenrücken und Zusammenhelfen.
Provinzial Lorenz Voith:
Für die Österreichische Provinz der Redemptoristen bin ich dankbar für das Zustandekommen dieser Vereinbarung zwischen dem Kloster, der Pfarre und der Diözese Linz (Maximilianhaus Puchheim). Die Kooperation „Schloss Puchheim“ ist in dreifacher Weise ein wichtiger und historischer Schritt.
1. Die Zusammenarbeit zwischen den Ordensgemeinschaften und den Diözesen ist heute wichtiger denn je. Gemeinsam sind wir für die Menschen da und können uns dabei gegenseitig ergänzen.
2. Für die Redemptoristen in Puchheim bedeutet diese neue Kooperation einen wichtigen Motivationsschub. Das Kloster mit dem Exerzitiengästehaus – und der anbei befindlichen Basilika mit der Pilgerpastoral – können sich gut ergänzen mit dem Dienst der Pfarre Maria Puchheim und dem Bildungsangebot des Maximilianhauses für die Region.
3. Mit der Kooperation kann auch die notwendige Sanierung und Adaptierung des Erdgeschosses im Schloss Puchheim für alle drei Partner begonnen werden.
Möge das Werk gut und segensreich beginnen!
Pfarrer Josef Kampleitner:
Die Pfarre Maria Puchheim, gegründet am 1. Februar 1968, ist eine sehr junge Pfarre. Sie ist ein „Kind“ der drei Mutterpfarren Attnang-Hl. Geist, Regau und Desselbrunn und wurde aufgrund der Wallfahrtsbasilika, die gleichzeitig auch Pfarrkirche ist und den Redemptoristen, die seit 1851 vor Ort sind, ein geistiges Zentrum im Dekanat (Gottesdienstangebot, Beichtkirche, Aushilfen…). Die Pfarre war und ist immer stark verknüpft mit dem Kloster und Exerzitienhaus und das seelsorgliche Wirken greift weit über die Pfarrgrenzen hinaus.
Seit der Errichtung des Maximilienhauses und des Pfarrzentrums 1993 lebte die Pfarre zwei Jahrzehnte in guten Nachbarschaft und Kooperation mit dem Bildungshaus der Diözese. Hier sein ein Dank an die Leitung und dem Kuratorium des Maximilianhauses für die gute Zusammenarbeit gesagt.
Die Nachricht von der Schließung des Max-Hauses hätte die Pfarre mit dem Pfarrzentrum und auch in vielen pastoralen Angelegenheiten im Dekanat (wie z.B. den regelmäßigen Ehevorbereitungskurs) massiv betroffen. Ich bin dankbar, dass unser PGR-Obmann Hannes Bretbacher hier die zündende Idee hatte, der Diözese eine Kooperation mit dem Pfarrzentrum anzubieten und dass die Gremien der Pfarre (PGR u. FA-Finanzen) zugestimmt haben.
Mit der Kooperation von Pfarre, Maximilianhaus und Kloster wird ein Zukunftsprojekt auf die Beine gestellt, dass den pastoralen Aufträgen von Diözese für den Bildungsbereich, der Pfarre für die Seelsorge vor Ort und den Redemptoristen in ihrer missionarischen Tätigkeit neue Chancen eröffnet. Ein gutes Miteinander der drei Kooperationspartner möge nicht nur eine gute wirtschaftliche Basis, sondern auch eine breitaufgestellte Grundlage bieten, den Menschen von heute das Evangelium zu verkünden auf den drei Standbeinen: Bildung, Gemeinschaft vor Ort leben und das Evangelium verkünden und unseren Glauben zu feiern.
Willi Seufer-Wasserthal:
Ein Spruch der mich schon sehr lange begleitet ist „Nur was sich wandelt, das lebt“. So sehe ich auch meine Aufgabe, die ich vor fast fünf Jahren angenommen habe. Die Veränderung, die beim Maximilianhaus angestanden ist, wollte ich bestmöglich begleiten und entwickeln. Das Wichtigste für mich war es, keine Denkverbote zu haben. Das war oft mühsam. Für meine Vorgesetzten aber auch für mich. Danke auch an meine MitarbeiterInnen für das Durchhalten und Mittragen. Und nach fünf Jahren und acht Konzepten kann ich nur mein zweites Lebensmotto verwenden: „Ich weiß nicht wie es wird, aber es wird gut“.
[rs]