Kulturgüter: Reiche Klöster und arme Ordensleute
Zahner verweist auf die franziskanische Einladung zur Armut um Christi willen: „Die Brüder sollen sich nichts aneignen und gleichwie Pilger und Fremdlinge in der Welt in Demut dienen.“ Das ermöglicht eine besondere Freiheit von Bindungen durch die spezielle Bindung an Christus. Es geht um die persönliche Armut und den persönlichen Umgang mit Gütern. In Richtung Novizen heißt es beispielsweise: „Strebe nicht danach, seltene und ausgefallene Gegenstände zu besitzen. Dadurch bist du befreit von der Gelegenheit zur Zerstreuung. Alles sei einfach und sauber.“ Zahner warnt: „An den äußeren Gütern kann ich meine innere Nachfolge verlieren.“ Offenkundige Notwendigkeit wie Bücher zum Studieren macht eine Ausnahme und das verlangt ein gesundes Unterscheiden.
Es geht um die Nutzung gemeinsamer Güter
Es geht um den sinnvollen Umgang mit gemeinsamen Gütern. Bonaventura unterscheidet zwischen Besitz und Gebrauch. „Franziskaner sollen die Dinge nicht besitzen, dürfen sie aber gebrauchen (ad usum simplicem). Es geht darum, Dinge verantwortungsvoll zu besitzen, solange sie für mich und meine Berufung nützlich sind. Andererseites geht es darum, Dinge abzugeben, wenn ich sie nicht mehr brauche und mit ihnen keinen Nutzen mehr erbringen kann.“ Die Franziskaner haben in ihren Generalstatuten geregelt: „Mit großer Sorgfalt sollen die Bibliotheken erhalten, gesichert und nach den Erfordernissen unserer Zeit betreut werden. Dasselbe gilt für Archive, Museen und Kunstwerken.“ Heute besteht eine Pflicht zur Sorge und Inventarisierung. Bei allem: „Der arm gewordene Christus ist in allem der Maßstab. Güter müssen dem Leben dienen und nicht umgekehrt.“ Persönlich besitzen Ordensleute in der Regel nichts. Das gängige individuelle Besitzdenken heutiger Gesellschaft verschließt zum Teil das Verständnisvon gemeinsamen Besitz zum Nutzen der Menschen. Zahner: „Es geht immer wieder um das Zeigen und Kulturgüter als Lernmöglichkeit darzustellen. Die Grundfrage lautet immer: Wie können wir unseren „Besitz“ zur Nutzung anbieten?“
Moderne Kunst kann das Ordensleben vertiefen
P. Gustav Schörghofer von den Jesuiten beleuchtet den Platz der modernen Kunst im Ordensleben: „Charakteristisch für moderne Kunst ist eine dreifache Hinwendung: 1. Zum Kleinen und Unscheinbaren. 2. Zum Leid und Schmerz. 3. Zur Leere und Stille.“ Schörghofer sieht die Motivation, sich in einer Gemeinschaft mit moderner Kunst auseinanderzustzen darin, „Aufgeschlossenheit zu zeigen“. Deshalb ist es wichtig, „dass sich eine Mitschwester oder Mitbruder mit einer psychologischen und spirituellen Standfestigkeit dieser Aufgabe widmet.“ Mit moderner Kunst kann Neues beginnen, Unerhörtes gewagt oder auch das Eigene neu entdeckt werden. So liegt die Radikalität der Kartäuser oder die Performance eines hl. Franziskus ganz in der Ausdruckslinie moderner Kunst. Schörghofer ist überzeugt: „Moderne Kunst kann das Ordensleben vertiefen helfen, wenn sie nicht vereinnahmt wird.“
Der Dienst an der Schönheit
Prof. Ferdinand Reisinger vom Chorherren-Stift St. Florian betonte in seinem Referat die Funktion der Orden als Kulturträgerinnen und Kulturstifterinnen durch alle Zeiten hindurch: „Klöster und Orden haben die Kultur im Umfeld immer mitentwickelt. Der Dienst an der Schönheit gehört ganz wesentlich zu uns.“ Der Linzer Tourismusdirektor Georg Steiner lotet die Rolle der Klöster "zwischen Beten und Bestaunen" aus. Der Rechtsreferent der Orden Laurentius Eschlböck vom Schottenstift beleuchtet den Besitz von Kulturgütern vom Kirchenrecht her.
Pressefoto Br. Paul Zahrner OFM
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