Jesuitenkirche ist "in limbo"
Überirdisch und spirituell, aber gleichzeitig auch bedrohlich - so wird der riesige Fels, der nur an vier dünnen und kaum sichtbaren Drähten vom Kuppeldach hängt, von vielen Besuchern der Jesuitenkirche empfunden. Dieser Eindruck ist von den Künstlern durchaus beabsichtigt: Bei diesem Projekt handelt es sich um eine sockellosen Skulptur namens „To be in Limbo“, die das Thema „Glauben“ mit einem bedrohlichen Akzent versieht und dazu anregen soll, auch über negativen Erscheinungen des Glaubens nachzudenken.
(c) Steinbrener/Dempf & Huber
Die Deutungsmöglichkeiten sind aber vielzählig; auch der Hinweis auf den Apostel Petrus ("Du bist Petrus, der Fels, und auf diesen Fels will ich meine Kirche bauen") ist durchaus gewollt. Zusätzlich ist die Installation dezitiert als Hommage an René Magritte (1898-1967) gedacht, der auf seinen Gemälden wiederholt schwebende Steine darstellte, um gleichzeitig bewusst zu machen, dass es sich hier eben nicht um Steine handle. Als Surrealist wollte Magritte Wirklichkeit mit Traum vermischen und herkömmliche Erfahrungs-, Denk- und Sehgewohnheiten erschüttern - der Deutungskreis schließt sich wieder, denn auch der Felsbrocken in der Jesuitenkirche ist nicht echt, sondern ein Fake aus Kunststoff.
(c) Steinbrener/Dempf & Huber
Steinbrener/Dempf & Huber
Steinbrener/Dempf & Huber ist eine Künstlergruppe, bestehend aus dem Bildhauer Christoph Steinbrener, dem Fotografen und Grafiker Rainer Dempf und dem Architekten Martin Huber. Ihre Arbeiten thematisieren gesellschaftliche Sachverhalte. Kirchen sind für sie nicht nur thematisch der ideale Raum für "to be in Limbo" (d.h.: in der Schwebe sein), sondern auch rein praktisch, "da es selten so hohe und große Räume gibt, wo man so etwas machen kann".
"To be in limbo"
21. November 2014 bis 19. April 2015 täglich 8:00-19:00 Uhr
Jesuitenkirche
Dr. Ignaz-Seipel-Platz 1
1010 Wien
[rs]