Halleiner Franziskanerinnen mit dem Bauherrenpreis 2014 ausgezeichnet
Seit 1967 wird der Bauherrenpreis von der Zentralvereinigung der Architekten vergeben; er soll der “Qualitätsarchitektur Unterstützung geben und ihre Nachhaltigkeit sichern”, brachte es Kurator Adolph Stiller auf den Punkt. Der Architekturwissenschaftler hob bei der Preisvergabe am 14. November besonders die Zusammenarbeit zwischen Bauherr und Architekt hervor: “Gute Architektur kann nur entstehen, wenn ein Bauherr dahinter steht und im Dialog auch das Projekt mit weiterentwickelt und auch ein Reibebaum oder Partner des Architekten ist.”
Halleiner Generalat: Ausdruck franziskanischen Ethos
Das Generalat der Halleiner Schwestern Franziskanerinnen zeichnet sich dadurch aus, dass es hier gelungen ist, klösterliche Eigenständigkeit und Introvertiertheit kenntlich zu machen, aber auch seine ausstrahlenden, gemeinschaftlichen Wirkungen und Angebote spüren zu lassen. Zusätzlich war diese Dualität im inneren Raumgefüge weiter zu modulieren, zu vertiefen - und all das in Materialien und Formen, die dem franziskanischen Ethos zeitgemäßen Ausdruck verliehen.
VinziRast-mittendrin: innovatives Wohnprojekt
VinziRast-mittendrin ist ein Projekt der Vinzenzgemeinschaft St. Stephan. Junge Menschen, Studentinnen und Studenten, leben zusammen mit obdachlosen Menschen, arbeiten zusammen und lernen voneinander. VinziRast-mittendrin befindet sich in einem Haus aus dem 18. Jahrhundert, nahe dem Zentrum, mitten in der Stadt. Das Haus wurde renoviert und umgebaut. Jetzt teilen sich 27 BewohnerInnen zehn Wohngemeinschaften. Neben den WGs gibt es Gemeinschaftsküchen, Gemeinschaftswohnzimmer, ein Studierzimmer, einen Veranstaltungsraum im Keller, Werkstätten, Beratungsräume und eine Dachterrasse. Mittendrinn ist auch ein Lokal, dessen Reingewinn dem Verein Vinzenzgemeinschaft St. Stephan zugute kommt.
Intensives Auswahlverfahren
Im Rahmen eines intensiven Auswahlverfahrens wurden aus den heuer insgesamt 110 Einreichungen zunächst in den Bundesländern 27 Projekte ausgewählt, die dann von der Jury - neben Adolph Stiller auch die Architekten Otto Kapfinger (Wien) und Zvonko Turkali (Frankfurt am Main) bzw. die Architektin Marta Schreieck (Wien) - geprüft wurden. Sieben davon wurden schließlich mit dem Bauherrenpreis 2014 prämiert. Die Auszeichnung soll dazu dienen, den heimischen Bauherren den Rücken zu stärken, so Stiller.
Auch Juror Otto Kapfinger lobte die eingesendeten Beiträge und sprach sich vor allem für die Leistungen kleinerer Gemeinden Österreichs aus. Es sei “faszinierend, was sich in der sogenannten ‘Provinz’ alles tut”, so Kapfinger, der mit den anderen Mitgliedern der Jury seit dem vergangenen Sommer durch Österreich tourte, um die infrage kommenden Bauten zu begutachten.
Weiters ausgezeichnet wurden heuer die gemeindefreundliche Integrierung des Kulturzentrums Ischgl, die innovative Umsetzung der Ausstellungs- und Versammlungshalle Werkraum Bregenzerwald, die Schatzkammer Gurk für ihre Einbettung in den denkmalgeschützten Dom, das in die Natur eingebettete Bürogebäude OFF im Burgenland sowie ein interkultureller Wohnpark in Wien.
Die Preisträger werden mit allen nominierten Projekten bereits zum vierten Mal im Rahmen von “Architektur im Ringturm” präsentiert. Die bis 16. Jänner 2015 laufende Schau wird von einem Katalog begleitet und von mehreren Veranstaltungen mit Juroren, Architekten und Bauherren umrahmt.
Quelle Fotos: Halleiner Schwestern Franziskanerinnen, VinziRast-mittendrin
[rs]