Gebt euch nicht mit der Mittelmäßigkeit zufrieden
Auch prominente Gäste mischten sich unter die rund sechshundert Jugendlichen, die aus verschiedenen Teilen Oberösterreichs und darüber hinaus angereist kamen. So konnte man beispielsweise Nuntius Dr. Stephan Zurbriggen oder Diözesanbischof Dr. Ludwig Schwarz in der feiernden und singenden Menge entdecken. Sogar Abtprimas Notker Wolf, der weltweit für 20.000 Benediktiner und Benediktinerinnen zuständig ist, kam extra aus Rom angereist. Unter den jungen Festivalteilnehmern schien sich der 74-Jährige sehr wohl zu fühlen – nicht umsonst spielte er lange E-Gitarre in einer Rockband und gesellte sich kurzerhand mit seinen brillanten musikalischen Fähigkeiten zur Festivalband.
Nuntius: Kein Christentum zum Billigtarif
Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen, der Vertreter von Papst Franziskus in Österreich, bezeichnete dieses Festival als Möglichkeit, den Glauben zu erleben: „Wie eine Familie sollen wir gemeinsam zu Christus gehen. Vielleicht ist heute die Weitergabe des Glaubens schwieriger geworden als sie früher war. Aber vergesst nicht: Jesus ist mit euch!“ Der Nuntius zitierte einen tweet von Papst Franziskus: „Es gibt kein Christentum zum Billigtarif.“ Dazu Nuntius Zurbriggen: „Ihr müsst oft konsequent gegen den Strom schwimmen. Wir Katholiken dürfen nicht hinter dem Ofen sitzen bleiben, sondern wir müssen mit Engagement für unsere Werte eintreten.“ Entscheidend sei, wer Jesus Christus für jeden Einzelnen ist.
Rund 600 Jugendliche waren zum Christkönig-Jugendfestival ins Stift Kremsmünster gekommen.
(c) Peter Goda
Abtprimas Wolf: Menschen sehen, wie Gott sie sieht
Abtprimas Notker Wolf meinte zu den jungen Menschen: “Ich lebe mit 120 von ihnen aus 40 Nationen in unserem internationalen Kloster in Rom. Ehrlich gesagt gehen mir Mitbrüder auch oft auf den Wecker. Unterschiede anzunehmen ist nicht immer leicht. Wir haben so viele gute Sätze im Evangelium, in der Regel des Hl. Benedikt. Warum leben wir so wenig danach?“ Der Abtprimas rief die jungen Menschen dazu auf, die anderen so zu sehen, wie Gott sie sieht: „Manchmal frage ich Gott: Wie konntest du diesen Menschen nur so erschaffen?! Aber genau da bin ich angehalten, ihn als einmaliges Geschöpf Gottes wahrzunehmen.“ Zu seiner Aufgabe sagte Notker Wolf: „Wenn ich irgendwo auf der Welt in ein Kloster komme, fühle ich mich sofort zuhause. Das Gebet verbindet uns über die Sprachgrenzen hinweg.“
Abtprimas Notker Wolf spielte Querflöte und rockte mit der Band. Im Publikum befand sich auch Abt Ambros.
(c) Peter Goda
Sr. Zukic: Lebt verrückt für Gott
Eine weitere ungewöhnliche Referentin war Sr. Teresa Zukic, die von Leistungssport sehr unerwartet ins Kloster wechselte und als „Skateboard-Nonne“ bekannt wurde. Mit ihrer begeisternden Art rief sie den Jugendlichen zu: „Gebt euch nicht mit der Mittelmäßigkeit zufrieden! Wenn wir nichts Ungewöhnliches tun, wird die Kirche gewöhnlich. Deshalb lebt leidenschaftlich und verrückt für Gott!“
Gott neu kennenlernen
Auf dem Programm standen unter anderen eine Lichterprozession durch den Klostergarten, Zeugnisse von Jugendlichen, Gebet, Vorträge, diverse Workshops, ein Tanz-Flashmob und ein sogenannter Abend der Barmherzigkeit. „Dieser Abend hat mich unglaublich tief berührt. Ich durfte Gott auf eine ganz neue Weise kennen lernen“, resümiert eine junge Teilnehmerin. Bischof Dr. Ludwig Schwarz sieht in der Freude der Jugendlichen die Echtheit dieser Jugendtreffen: „Die Begeisterung der jungen Menschen ist nicht zu übersehen. Oft sehen wir in der Kirche nur das Negative.“
P. Eckerstorfer: Jugend erneuert Kirche
Organisiert wurde das Festival von der Loretto-Gemeinschaft und dem Treffpunkt Benedikt. Motor und Kopf war dabei Stefan Kerschbaumer mit seinem Team, das ausschließlich aus jungen Leuten bestand. Auch P. Bernhard Eckerstorfer, der gerade von einer amerikanischen Ordenskonferenz zurückkam, zeigte sehr angetan und berührt von der Stimmung und Musik in der Kirche: „Das Christkönig-Festival war nicht die Idee eines Bischofs oder einer Klostergemeinschaft. Es wurde von Jugendlichen erfunden und organisiert, die viele Stunden ihrer Freizeit dafür opfern. Ich bin überzeugt: Durch die Jugend passiert an vielen Orten eine erstaunliche Erneuerung der Kirche.“
In stimmungsvoller Atmosphäre konnte man in der tanzenden und singenden Menge kaum mehr einen freien Platz entdecken. (c) Peter Goda
Diesen Eindruck konnte man nur bestätigen, wenn man sich unter die sonntäglichen Gottesdienstbesucher mischte: in stimmungsvoller Atmosphäre, die das bunte Scheinwerferlicht an die alten Säulen und Deckenfresken der Klosterkirche zeichnete, konnte man in der tanzenden und singenden Menge kaum mehr einen freien Platz entdecken. Dass die Kirchen zu klein werden, ist heutzutage eine Rarität. Aber wenn sich eine neue Generation von Jugendlichen in der Kirche erhebt, dann kann dies – wie in Kremsmünster – immer mehr zu einer Realität werden.
(Dieser Bericht wurde von Bernadette Lang (23), Theologiestudentin in Salzburg, verfasst.)
[rs]