Das Werk: Bericht über apostolische Visitation ist noch ausständig
Laut Bericht seien u.a. Briefe von Mitgliedern der Gemeinschaft abgefangen und gelesen worden und vertrauliche Gespräche mit geistlichen Begleitern an die Leitung weitererzählt worden. "Man kann das jetzt Fehler nennen. Ich würde sagen, dass waren Entwicklungsschritte", so der Kommentar Gantiolers. Diese Entwicklung habe aus der "pubertären" Gemeinschaft eine "reife" Gemeinschaft gemacht, "auch durch schmerzliche Erfahrungen hindurch." Heute gebe es diese Praktiken nicht mehr.
Der ORF-Beitrag zitierte u.a. den heute 35-jährigen Briten Darren Canning, der ab seinem 18. Lebensjahr sechs Jahre lang in der Gemeinschaft gelebt hatte, sowie einen ehemaligen "Werk"-Priester, der anonym bleiben wollte. Canning zufolge habe es sich um ein "System aus religiösem Wahn, Unterdrückung und Überwachung" gehandelt. 2003 war Canning aus der Gemeinschaft ausgetreten, nachdem ihm verweigert worden sei, zur Beerdigung seines Großvaters zu gehen. "Es war die Hölle, einfach die Hölle", so Canning gegenüber dem ORF. Gantioler dazu: Die persönliche Freiheit werde seitens der Gemeinschaft nicht eingeschränkt. "Hätte Canning damals darauf bestanden, zur Beerdigung zu gehen, wäre das sicherlich möglich gewesen", so Gantioler.
Den schweren Vorwurf des sexuellen Missbrauchs erhebt in dem Beitrag ein ehemaliger "Werk"-Priester, der anonym bleiben möchte. Nachdem es zu sexuellen Annäherungen sogar während der Beichte gekommen sei und den Berichten einer ehemaligen Ordensschwester über Missbrauch innerhalb der Gemeinschaft nicht geglaubt worden sei und sie zur Einnahme von Psychopharmaka gezwungen worden sei, habe er nicht länger Schweigen können. Ein Priester des Ordens sei auch bei der Staatsanwaltschaft angezeigt worden. Dieser habe den Behörden gegenüber von einvernehmlichem Geschlechtsverkehr gesprochen - später jedoch laut dem anonymen Priester im ORF-Beitrag innerhalb der Gemeinschaft den sexuellen Übergriff zugegeben.
Sprecher Gantioler wies gegenüber dem ORF den Missbrauchsvorwurf unter Verweis auf einvernehmlichen Verkehr ebenfalls zurück. Der betroffene Priester sei später an eine vatikanische Kongregation versetzt worden. Die Schwester, die die Vorwürfe erhoben hatte, habe damals sogar darum gebeten, ihm seine Aufgaben im Orden zu lassen, so Gantioler. Auch eine Apostolische Visitation zur Klärung der Vorwürfe habe es gegeben, so Gantioler. Der abschließende Bericht der Kongregation sei jedoch noch ausständig.
Den Aussagen im ORF-Magazin "Orientierung" war am Freitag die Präsentation eines Enthüllungsbuches der heute 30-jährigen ehemaligen "Werk"-Schwester Doris Wagner vorausgegangen. Auch wenn diese in ihrem Buch "Nicht mehr ich: Die wahre Geschichte einer jungen Ordensfrau", in dem sie von Kontrolle, Manipulation und sexuellem Missbruch berichtet, "Das Werk" nicht explizit nennt, so konnte aus dem Kontext geschlossen werden, dass es sich dabei um die katholische Gemeinschaft handelt.
Stellungnahme von P. Georg Gantioler
Beitrag ORF Orientierung vom 9. 11. 2014
Die Geistliche Familie Das Werk
[fk]