125 Jahr Missionshaus St. Gabriel der Steyler Missionare
Schon vor dem offiziellen Beginn um 17.00 Uhr hatte das Missionshaus St. Gabriel seine Pforte geöffnet – und das wortwörtlich. Den zahlreichen Gästen wurde vorweg der renovierte und völlig neugestaltete Pfortenbereich vorgestellt. Der Umbau war teilweise unter größten technischen Herausforderungen vor sich gegangen, die durch die unterschiedliche Bausubstanz des großen Gebäudes bedingt waren. Dazu waren rund 27 Wohneinheiten gebaut worden, die barrierefrei älteren Ordensbrüdern als Wohnbereich dienen sollten.
Der offizielle Festakt begann mit einer Festmesse, die von Abtpräses Christian Haidinger, Vorsitzender der Superiorenkonferenz der männlichen Orden Österreichs, geleitet wurde. Er hob in seiner Predigt die Leistungen von St. Gabriel hervor, die rund 2.500 Weltkirche-Missionare im Laufe ihrer Geschichte ausgebildet und entsandt hatte. Doch „die Zeiten sind anders geworden. Wir spüren das. Nicht nur die Berufungen zum Priester- und Ordensleben sind zurückgegangen, sondern es gibt auch einen Gläubigenmangel. Auch wir Orden müssen deshalb schauen, wie wir das Charisma unserer Gründer für die Zeit heute verwirklichen." Auch St. Gabriel musste seine Priesterausbildungsstätte schließen, weil der Nachwuchs fehlte.
Fast eine Neugründung
Doch die Ordensgemeinschaft habe nicht resigniert, sondern überlegt, wie man dieser Tatsache in Zukunft begegnen sollte. Der Weg, den die Leitung von St. Gabriel jetzt einschlägt, komme fast einer Neugründung gleich. Das Motto des Ordensgründers, des heiligen Arnold Janssen, bleibe dabei das Leitmotiv: "Die Verkündigung des Evangeliums ist das erste und höchste Werk der Nächstenliebe", betonte Haidinger, und sagte weiter: „Wenn uns Orden vorgeworfen wird, dass wir angeblich zu wenig Plätze für Flüchtlinge zur Verfügung stellen, dann seid ihr ein leuchtendes Beispiel für das, was tatsächlich in diesem Bereich geschieht." St. Gabriel sei aktuell temporäre Heimat für 140 Flüchtlinge, davon 40 unbegleitete Jugendliche, die persönlich betreut würden.
Öffnung für "Lebenswelten"
Wie dieser neue Weg exakt aussieht, darüber berichtete anschließend Provinzial P. Josef Denkmayr. Das Haus für in Zukunft auch für die Menschen der Nachbarschaft geöffnet werden. Verschiedene "Lebenswelten" - Kindergarten, Schule, Jugend-Aktivitäten, innovative Betriebe, Kunst, Dialog und Pflegestation - sollten in St. Gabriel ihre Heimat haben. Das Missionshaus seine Ort für eine weltoffene, solidarische Kirche, die sich im Sinne des Evangeliums für die Menschen in Österreich und in den Armutsregionen der Welt einsetzt. Ein neuer Schwerpunkt des Ordens in Österreich sei mittlerweile auch die Migrantenseelsorge geworden.
St. Gabriel: zweite Ordens-Niederlassung
Das vor 125 Jahren vom Hl. Arnold Janssen (1837-1909) errichtete österreichische Ordenshaus der Steyler Missionare (SVD) in Maria Enzersdorf (NÖ) gilt als Zentrum der österreichischen Missionstätigkeit. Das Jubiläum erinnerte an die Grundsteinlegung im Jahr 1889 durch den aus dem Rheinland gebürtigen Janssen. Er hatte St. Gabriel als zweite Niederlassung seines Missionsordens "Societas Verbi Divini" 14 Jahre nach dem Mutterhaus in Steyl (Niederlande) gegründet. Das Missionshaus diente über mehrere Jahrzehnte als zentrale Ausbildungsstätte der Priesterseminaristen des Ordens. In der Zwischenkriegszeit wohnten bis zu 650 Steyler Missionare in St. Gabriel.
Inzwischen ist die Gemeinschaft der Steyler Missionare, was die Herkunft ihrer Mitglieder betrifft, multinational geworden. Weltweit umfasst der Orden, dessen Schwerpunkte heute die Philippinen, Indonesien und Mexiko sind, 6.000 Mitglieder.
[rs]