Sr. Brigitte Thalhammer und Abtpräses Christian Haidinger halten Dialogpredigt bei Festgottesdienst
Die Wiener Ordensspitäler haben Mut zu Neuem, zur Veränderung, zeigte sich Sr. Brigitte Thalhammer, Provinzoberin der Salvatorianerinnen, überzeugt (siehe auch hier). "Das wird auch darin sichtbar, dass hier in St. Stephan heute eine Frau und ein Mann nun eine Dialogpredigt halten. Es ist auf jeden Fall ein spannendes Unterfangen, eine Herausforderung, der wir uns gerne stellen möchten."
Abtpräses Christian Haidinger, Erster Vorsitzender der Superiorenkonferenz der männlichen Orden Österreichs, bestätigte das gerne: "Selbstverständlich ist das gewiss noch nicht, dass wir Priester auch bei der Predigt – wie sonst ja in vielen Bereichen – von einer Frau unterstützt und auch gefordert werden! Ich nehme aber an, dass wir alle davon zutiefst überzeugt sind, dass wir Männer in der Kirche viel mehr noch auf die Frauen hören sollten, um uns von ihren Glaubens- und Lebenserfahrungen beschenken zu lassen!"
Gesprochen wurde zu einer Stelle aus Lk 13,10-17: Die Heilung der gekrümmten Frau am Sabbat. Sr. Brigitte: "Ein mühsames Leben musste diese Frau führen! Manche der Patientinnen und Patienten werden sich in dieser Frau wiederfinden: wenn eine harte Diagnose niederdrückt, wenn Schmerzen nicht in den Griff zu bekommen sind, wenn sie keine Perspektive mehr für sich sehen."
Abtpräses Christian übernimmt diesen Gedanken: "Jesus war in der Synagoge und lehrte. Er lehrt – und zugleich sieht er. Wenn man sich vorstellt, dass damals in der Synagoge die Frauen von den Männern getrennt waren – abgeschirmt – dann muss Jesus einen weiten, aufmerksamen Blick gehabt haben. Einen Blick für jene, die ganz am Rande sind." Das zeichne auch die Ordensspitäler aus, "dass die Patienten und Patientinnen gesehen werden und durch sie – die Mitarbeitenden in den verschiedenen Diensten - Zuwendung erfahren, auch wenn der Druck und die Erwartungen rundherum groß ist."
Jesus erlöst die kranke Frau, führt Sr. Brigitte den Dialog weiter. "Ich denke, das ist auch ein Spezifikum von Ordensspitälern: dass von den Gründungen her – und nach wie vor von vielen, die hier arbeiten, der Glaube an die Auferstehung präsent und wirksam ist. Auch dort wo körperliche Heilung nicht mehr möglich ist, ist Heilwerden möglich."
Damit hätte die Erzählung schon zu Ende sein können. Doch Abtpräses Haidinger erinnerte daran, dass sich der Synagogenvorsteher empörte, weil die Heilung am Sabbat geschieht. "Der Sabbat ist heilig – da soll geruht werden. Und wenn es ohnehin so viele Tage gibt, wo Jesus heilen kann – warum sucht er sich gerade den Sabbat aus?" Der Sabbat gebe eine heilige Ordnung vor, und es eine große Herausforderung, dass man im Spitalsdienst Tag und Nacht verfügbar sein muss. "Es ist ein ganz großer Dienst, den sie mit ihrer Bereitschaft für andere tun."
Sr. Brigitte fand dafür einleuchtende Worte: "Gott selbst am 7. Tag ruht und sich an der Schöpfung freut – und in diese Ruhe, in diese Freude an der Schöpfung ist der Mensch hineingenommen. Der Sabbat ist das erste Freizeitprivileg des Menschen – so hat es ein Theologe einmal formuliert! Da drückt sich etwas aus von der Beziehung, die Gott mit dem Menschen sucht und von der Würde, die der Mensch vor Gott hat. Und deswegen musste die Frau am Sabbat geheilt werden. Sie soll wieder ganz Anteil an dieser Freude haben dürfen – als eine, die heil geworden ist und als eine, die wieder dazu gehört."
"Und darum feiern wir heute diesen Festgottesdienst der Wiener Ordensspitäler", zog Abtpräses Christian das Resümee. Gemeinsam feiere man, um Gott zu danken für ein fruchtbares Miteinander, für Heil und Heilung. "Eucharistie feiern – das heißt, Gott danken für ALLES, was unser Leben reich und erfüllt macht! Vor allem für die erlösende und heilende Liebe unseres Gottes! Danken dürfen wir aber auch dafür, dass diese heilende Liebe ja nicht unbemerkt vom Himmel fällt, sondern durch Ihren liebenden Dienst, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, in unseren Ordensspitälern, Kranken und hilfesuchenden Menschen zum Heil wird!"
Traditionell beendete Prim. Dr. Manfred Greher, Vorsitzender des Arbeitsausschusses Öffentlichkeitsarbeit der IG Ordensspitäler Wien, den Festakt. Auch er fand Dankesworte für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: "Die Wiener Ordensspitäler stehen heute gut da. Sie alle leisten täglich Großes, und die Wienerinnen und Wiener wissen das zu schätzen. Und deshalb soll auch heute Raum und Zeit sein, ein Dankeschön zu sagen."
[rs]