Ordensschulen sollen zu neuen Wegen ermutigt werden
„Ich war Seelsorger und ich war in einer Schule tätig. Jetzt kann ich mit meiner neuen Aufgabe beide Schwerpunkte verbinden.“ Mag. Josef Prikoszovits, Jahrgang 1962, studierte Theologie und Religionspädagogik und erhielt 1988 die Priesterweihe. 2014 legte der frühere Eisenstädter Dompfarrer sein Amt aus persönlichen Gründen zurück und ist ab 1. September als Mitarbeiter der Vereinigung von Ordensschulen Österreich bundesweit für die Schulpastoral zuständig.
Tatsache ist, die heimischen Ordensschulen stehen vor einem Wendepunkt. Rudolf Luftensteiner, Leiter des Schulreferates der Ordensgemeinschaften Österreich, bringt es auf den Punkt: „Die Ordensschulen haben nur dann Zukunft, wenn zwei Punkte erfüllt sind: Sie müssen wirtschaftlich positiv bilanzieren. Und sie müssen das jeweilige Ordens-Charisma am Leben erhalten und widerspiegeln.“
Genau hier beginnt die eigentliche Herausforderung für Mag. Prikoszovits, denn an vielen Ordensschulen fehlen mittlerweile die „spirituellen Wegweiser“, nämlich die Ordensleute. Der Schulbetrieb wird von Laien geführt – sehr gut sogar, doch das Einfließen der jeweiligen Ordensgrundwerte durch DirektorInnen oder ReligionslehrerInnen geht oft im Alltagstrubel ein wenig verloren. „Der Status Quo ist häufig, dass man sich am Programm für das Kirchenjahr und an religiösen Festivitäten orientiert“, sagt Mag. Prikoszovits, „aber das ist natürlich zu wenig.“
„Wir können nicht nur sagen, uns ist das Religiöse und das jeweilige Ordens-Charisma wichtig, sondern wir müssen auch dafür Ressourcen zur Verfügung stellen“, sagt Schul-Referatsleiter Luftensteiner. „Wir haben eine Vision davon, wie die Zukunft der Ordensschule aussehen soll, aber es braucht jemand, der diesen Weg auch geht!“
Josef Prikoszovits sieht sich selbst als eine Art „Geburtshelfer“. „Wir haben an den Schulen sehr gute und sehr aktive Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, denen vielleicht ein wenig der Mut fehlt, neue Wege zu gehen. Diese Wege versuche ich in Gesprächen, in Diskussionen zu finden. Wir können nicht die Ordensgemeinschaft ersetzen, aber wir können versuchen, ihr jeweiliges Charisma am Leben zu erhalten, auf die Metaebene zu heben und ein pädagogisches Konzept herauszuarbeiten.“ Und weiter: „Wir ermutigen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ganz im Sinne des 2. Vatikanum zu sagen, wir alle sind ‚Priesterinnen und Priester‘.“
Eines soll es auf alle Fälle nicht werden: ein Einheitsbrei, der über alle Schulen darübergestülpt wird. „Die Individualität, die jeweilige Ordensspiritualität, die vorort herrscht, soll so gut wie möglich weitergeführt werden.“ Rudolf Luftensteiner schlägt in dieselbe Kerbe: „Die Gesellschaft profitiert von der Vielfalt der Ordensschulen. Doch Ordensschulen kann es nur geben, wenn es Raum gibt für Begegnung. Diesen Raum müssen wir bauen, einen Raum, in dem wir für die Lehrer und für die Schüler Zugang zum Göttlichen schaffen. Wenn uns das gelingt, haben wir gewonnen!“
[rs]