Der Social-Media-Denke einfach Raum geben
„Die immer aktuelle Website ist das Mutterschiff. Die Social Media Kanäle wie Facebook, Twitter, Google+, Instagram, Linkedin, Wiki oder Youtube sind die Sateliten. Auch wenn die Sateliten immer wichtiger werden, so sind sie ohne Mutterschiff fast hilflos. Informationen werden in Social Networks angerissen, aber alles weiterführende muss auf der Website zu finden sein. Der User soll dorthin geführt werden. Mit Social Media sind wir den Menschen näher, auf persönliche Weise mit ihnen verbunden und können so punktgenau kommunizieren.“ Robert Hanke hält daher sehr viel von einem „organischen Wachstum im Web, am besten basierend auf persönlichen Kontakten“. Er rät zu einem behutsamen Vorgehen: „Klären Sie genau, wer Sie im Web sind. Dann entscheiden Sie, wen Sie konkret ansprechen wollen. Wichtig ist zu wissen, was Sie sagen wollen. Und: Was findet der User / die Userin bei uns, konkret und nutzbringend.“ Hanke lässt keinen Zweifel, dass es besser ist, mit 30 Personen, die in der Community Gewicht haben, in Kontakt zu sein als 22.000 Likes mit einer Gewinnaktion einzusammeln. „Der Versuch, etwas kurz zu pushen, ist wie ein Blitzgewitter und nicht von Dauer. Es geht nicht um Masse, sondern um Beziehung und Qualität.“
Content-Drehscheibe und Schnelligkeit
Hanke erzählt davon, wie sich momentan große Unternehmen und internationale Konzerne in ihrer Kommunikation ziemlich radikal umstellen. „Bisher hat jeder Themenverantwortliche für seinen Bereich Informationen im Unternehmen eingeholt, um sie dann einzeln in den verschiedenen Kanälen zu verwerten. Das passiert aufwändig oft zehn Mal nebeneinander und unabhängig voneinander in der eigenen Firma. Jetzt etablieren die Unternehmen „Content-Drehscheiben“ und bringen die Inhalte (Content) in geeigneter Form von dieser Drehscheibe aus an die Zielgruppen. Die Website bildet diese Drehscheibe. Alles ist dort zu finden. Über die Social Media Kanäle erzählen wir von den Personen, Ereignissen und Themen.“ Das verlangt ein Umdenken, ein vernetztes Denken auf Augenhöhe miteinander, damit Inhalte zuerst ins Web gestellt werden. Diese Veränderung im Kopf ist kein einfacher Prozess. „Diese Social-Media-Denke braucht Raum und führt fast immer zu einer Erneuerung der Organisation. Nicht zuletzt kommt dieses Denken von den NutzerInnen selber, die heute selbstverständlich von überall Informationen abrufen wollen, sei es ein Bankangebot oder eine Veranstaltungsinformation. Es darf nicht Tage dauern, bis etwas im Web ist, sondern das Web muss zuerst bedient werden, weil Kunden via Smartphones oder iPad sich informieren.“ Damit rückt die Website „Mutterschiff Website“ gegenüber den Printmedien in die Mitte, sowohl für innen als auch für außen. „Wo die Website ein Anhängsel der Kommunikation ist, ist es schon zu spät. ‚Online first‘ ist der goldene Weg heute, 2014.“
Prioritäten in den Maßnahmen
In welcher Reihenfolge sollen heute Kommunikationsmaßnahmen umgesetzt werden, fragen wir den Experten. „1. Die Website, die auch als einfacher und informativer Blog geführt werden kann. Von überall zu bedienen und immer aktuell. 2. Ein gutes Email-Management, damit ich meine Zielgruppen wie AbsolventInnen, JournalistInnen, MitarbeiterInnen schnell und einfach ansprechen kann. 3. Es braucht einen haptischen Ausdruck auf Papier als „Reminder“ in den Händen der Zielgruppen. Print und online sind keine Gegensätze, sondern ergänzen einander in ihrer jeweiligen Funktion. 4. Einrichten von Social Media Kanälen je nach Zielgruppen. Hier ist es gut zu wissen, wo meine Leute sich hauptsächlich „aufhalten“. Gerade im Social Media Bereich, der vor allem „persönlich“ und weniger nach „Organisation“ funktioniert, können MitarbeiterInnen und SympatisantInnen unglaublich viel für eine Ordensgemeinschaft, eine Schule, eine Sozialeinrichtung, ein Kulturevent oder ein Ordensspital tun.“ Dass Postings authentisch sein müssen, versteht sich von selber. Wer mit einem Schuss Humor und Ironie unterwegs ist, wird wahrgenommen.
Die Sprache verrät fast alles
„Egal wie eine Website ausschaut, die Texte und Bilder müssen es schaffen, in der Google-Suche und dem damit verbundenen Ranking ganz nach oben zu kommen. Hast du keine Website und bist du in den Suchmaschinen nicht auf den ersten beiden Seiten auffindbar, existierst du nicht.“ Diesen herausfordernden Befund bringt der Experte auf den Punkt. Er plädiert für eine „interessante, einfache Sprache und gute, beschriftete Bilder“. Dazu einfache Tipps: „Formulieren Sie immer aus der Sicht des neuen, unwissenden Besuchers.“ Bezeichnungen, die intern eine hohe Bedeutung haben, sind oft nach außen nicht verständlich, „nicht zugänglich“. Deshalb in allem: „Einfach, verständlich, kurz und am Punkt.“ Und weiter: „Gute und originelle Bilder sind immer gut.“
„Sharen“ wäre doch sehr christlich, oder?
„Jeder Mensch hat ein Stellung, die er sich erobert und absichern will. Verständlich. Aber: Das Web ist flach und die hierarchische Stellung, der Titel zählen wenig bis gar nichts. Die Währung im Web ist die Qualität Deiner Postings.“ Hanke sieht drei Aspekte für gute Postings: „Gute Inhalte, interessante Kommentare und womöglich der Erste.“ Social Media ist „sharing“, teilen, zur Verfügung stellen, möglichst barrierefrei, den User als ExpertIn hereinnehmen, sich mit neuen Ideen befruchten lassen, verknüpfen. „Oft wissen wir keine Lösung. Die Freunde, die Follower, der Schwarm, die Community wissen sie vor uns. Deshalb macht es Sinn, in einer guten Web-Präsenz zu agieren.“ Übrigens: P. Christian von Wilhering teilt sein Wissen, wann und wo Ordensleute im Fernsehen oder Radio sind, auf Facebook unter „Ordensgemeinschaften Österreich“. Für jeden und jede frei zugänglich. Ein wunderbares Beispiel mehr für „geteiltes Wissen“.
[fk]