Es muss mehr auf die Ortskirche gehört werden
„Kommunikationsstark, theologisch fundiert, tolerant, weil in der Kirche alle Platz haben sollten, die Not sehen und selber caritativ tätig sein, seelsorgliches Gespür und Erfahrung und ein Netzwerker in die Gesellschaft hinein sollte ein Bischof sein“. So beantwortete Haidinger die Frage nach einem Bischof, wie er heute sein müsse. „Und lernfähig muss er bleiben.“ Mit Blick auf die Ernennungsmodalitäten forderte Haidinger: „Es muss im Zusammenhang mit den Bischofsernennungen mehr auf die Ortskirche gehört und auf ihre Situaition geschaut werden.“ Haidinger hat vor seiner Zeit als Abt von Altenburg in der Diözese Linz als Pfarrer, Dechant und Generaldechant gewirkt. Vor 40 Jahre war er in Kremsmünster zusammen mit einem Mitbruder der Initiator der bis heute bestehenden „Jugendvespern“.
Präsident Dr. Bert Brandstetter (KA Oberösterreich), Abtpräses Christian Haidinger, Günther Lengauer (Leiter Bildungshaus)
Ordensleben gibt Rückhalt in der Gemeinschaft
Als Weltpriester kann man sehr schnell einsam und alleine sein. Haidinger ist deshalb Ordensmann geworden: „Als Ordensmann bin ich in eine Gemeinschaft eingebunden.“ Angesprochen auf den Gehorsam meint Haidinger: „Gehorsam im Orden ist immer ein Gehorsam im Dialog und nie Kadavergehorsam. So steht es in der Ordensregel.“ Haidinger kommt auch auf das „Anders-Sein“ der Orden und meint: „Ja, wir haben eine gewisse Narrenfreiheit.“ Als große Veränderung und Aufgabenstellung für die Orden nennt Haidinger den interreligiösen Dialog und verdeutlicht das am Garten der Religionen in Altenburg: „Dieser Garten hat eine neue Öffnung und postive Herausforderung in Richtung interreligiösen Dialog gebracht. Orden sind ein guter Ort, wo Begegnung und Dialog über den Tellerrand hinaus geschehen kann.“
Neue Formen des Miteinander und Begegnung
Außerdem erzählt Haidinger von neuen Kommunitätsformen in Italien und Deutschland, „wo ledige Frauen und Männer und Verheiratete die Kommunität bilden. Da ist viel in Bewegung und es wird Neues versucht. Da ist viel im Gange.“ Haidinger sieht auch bei den Frauenorden viel Bewegung: „Das sind Powerfrauen, die hier für und in den Kommunitäten den Freiraum für Neues schaffen.“ Die Überalterung bindet allerdings viel Kraft, die heute für Erneuerung benötigt würde. Hadinger spricht von einem Schatz, der gehoben werden könnte, wenn Frauen als Seelsorgerinnen in die volle Verantwortung genommen werden könnten. „Ich sehe so viele Frauen, die mit viel Engagement, mit Feingefühl, mit Sprachgabe ihre Charismen einbringen und das in besonders geprägten Liturgien auch zum Ausdruck bringen sollten.“ In jedem Fall ist es wichtig, einen lebendigen, offenen und auf Menschen zugehenden Glauben zu leben. „Jesus hat weniger Moral gelehrt, sondern Barmherzigkeit gelebt. Es braucht diese Begegnung von Mensch zu Mensch.“
[fk]