Rückgänge und Aufbruch
Der Trend, der sich in den letzten Jahren abgezeichnet hatte, setzte sich auch 2013 weiter fort. „Wir müssen akzeptieren, dass es einen massiven Rückgang gibt“, sagt Sr. Beatrix Mayrhofer, Präsidentin der österreichischen Frauenorden, in aller Deutlichkeit. „Zum ersten Mal steht keine 4 am Anfang; 2013 verzeichneten wir 3.942 Ordensfrauen. 149 Todesfälle stehen 14 Neuzugängen gegenüber.
Stabile Neuzugänge und Internationalisierung
„Die Statistik der letzten Jahre zeigt, dass sich erfreulicherweise die Zahl der Neuzugänge stabilisiert“, sagt Sr. Beatrix Mayrhofer. „Sie weist auch auf eine starke Tendenz zur Internationalisierung hin.“ Fast alle Gemeinschaften sind international tätig. Sieben Postulantinnen kommen aus österreichischen und sieben aus ausländischen Diözesen. Ähnlich verhält es sich bei den insgesamt 43 Novizinnen: 26 stammen aus österreichischen und 17 aus ausländischen Diözesen. „Das Schöne daran ist, dass der Austausch von heimischen und fremden Kulturkreisen immer eine Bereicherung darstellt“, sagt. Sr. Mayrhofer. „Das kann nur ein Vorteil sein, und da sind wir der Gesellschaft voraus!“
Frauenorden spiegeln demografische Entwicklung wider
Das Problem der Überalterung beschränke sich ja nicht nur auf die Frauenorden, sondern sei ein gesamtgesellschaftliches Phänomen. „Wir sind uns der Problematik bewusst und stellen uns der Verantwortung, für die vielen alternden Mitschwestern eine gute Pflege sicherzustellen“, betont Sr. Beatrix Mayrhofer. Genau deswegen stand die heurige Jahrestagung der Vereinigung der Frauenorden unter dem Motto Altersgemäß leben im Orden. „Gleichzeitig wollen wir die jüngeren Ordensfrauen nicht aus dem Dienst an der Gesellschaft abziehen. Dieser Spagat ist eine Herausforderung, der wir uns gerne stellen.“
Die Einzelne ist entscheidend
Doch die Statistik zeige nur einen kleinen Ausschnitt des gesamten Bildes. „Wir präsentieren unsere aktuellen Zahlen heute am 25. März, an dem wir auch das Fest der Verkündigung des Herren feiern“, sagt Sr. Mayrhofer. „Es ist die Botschaft des Tages, dass das Ja einer einzelnen Frau, Maria, die Weltgeschichte verändert hat. Der einzelne Mensch ist entscheidender als die statistischen Zahlen. Wie eine Einzelne sich einbringt, relativiert sofort wieder die Zahlen.“
Antwort auf soziale Frage des 19./20. Jahrhunderts
„Sieht man genauer hin, dann erkenn man, dass die früheren großen Schwesterngemeinschaften die Antwort auf die soziale Frage im 19. und 20. Jahrhundert waren“, betont Sr. Cordis Feuerstein, Generalsekretärin der österreichischen Frauenorden. Trat eine junge Frau ins Kloster ein, bekam sie im Normalfall auch eine Ausbildung; das war sonst weitgehend nicht möglich. „Doch die Frauen, die heute zu uns kommen, sind alles ‚g’standene‘ Frauen, die Berufserfahrung haben, und in unserer heutigen Gesellschaft brauchen wir genau diese Frauen. Ich glaube, dass sich die Situation langsam wieder auf den über Jahrhunderte normalen Stand der Zahl von Ordensfrauen einpendelt, der in Österreich bei 800 bis 1000 lag.“
Ordensfrauen stehen mitten im Leben
Deshalb dokumentieren die aktuellen Zahlen nicht nur einen Rückgang, sondern auch Aufbrüche zu neuen Wegen. „933 Mitschwestern sind jünger als 65 Jahre“, hebt Sr. Cordis Feuerstein, Generalsekretärin der österreichischen Frauenorden hervor. „Sie stehen mitten im Leben, haben einen Beruf und leisten wertvolle Beiträge für unsere Gesellschaft.“ 223 Ordensfrauen sind aktuell im Krankendienst, 239 im Pflegedienst tätig. 105 Schwestern arbeiten in Schulen, 32 in Kindereinrichtungen und 26 in Horten. 67 leisten im cariativen-sozialen Dienst ihren Beitrag. Und 532 Ordensfrauen erfüllen ihren Beruf und ihre Berufung teilweise haupt- und teilweise ehrenamtlich im pastoralen Dienst.
Neuzugänge mit abgeschlossener Berufsausbildung
Dieser Trend zeige sich auch bei den Neuzugängen. Die Novizinnen sind durchschnittlich um die 30 Jahre alt und können meistens schon eine abgeschlossene Berufsausbildung oder ein fertiges Studium vorweisen. „Früher ist man davon ausgegangen, dass sie in unseren Betrieben arbeiten werden.“, berichtet Sr. Cordis Feuerstein. „Aber sie stehen bereits mitten im Leben und mitten im Beruf.“ In den Reihen der jungen Ordensfrauen finden sich Sozialbetreuerinnen genauso wie eine Gartenfachfrau, eine Ärztin, eine Psychologin, eine Schriftstellerin, eine Unternehmensberaterin, eine Pianistin und eine Psychologin. Teilweise haben sie sogar eigene Unternehmungen gegründet.
Neue Form der Gemeinschaft
„Unser Zusammenleben ändert sich“, sagt Sr. Cordis Feuerstein. „Es ist eine neue Form der Gemeinschaft. So vielfältig unsere Gesellschaft ist, so vielfältig sind auch wir als Gemeinschaften!“ Interessant sei auch, dass die Zahlen der kontemplativen Gemeinschaften ziemlich stabil seien. „Jetzt könnte ich ironisch sagen, in unsern Anliegen, Menschen eine gute Bildung, eine gute Pflege zu bieten, waren wir so erfolgreich, dass vieles von dem, was unsere Gründungsaufgaben waren, der Staat übernimmt.“ Die Gesellschaft brauche die spirituelle Öffnung, gerade in der heutigen Zeit. Nicht nur durch ihre Arbeit, auch mit ihren Gebeten seinen die Frauenorden eine Stütze für die Menschen. „Und deswegen sind wir gut aufgestellt für die Zukunft.“
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Die aktuellen Zahlen der Vereinigung der Frauenorden Österreichs in PDF-Form finden Sie hier.
[rs]