Abtpräses Christian Haidinger: Unter Franziskus Hoffnung in Kirche und Orden
Die Orden werden auch künftig in der Kirche eine wesentliche Rolle spielen. Davon zeigt sich Abt Christian Haidigner, Vorsitzender der Superiorenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften Österreichs - und scheidender Abt von Stift Altenburg in Niederösterreich -, überzeugt. Haidinger äußerte sich in einem Interview in der aktuellen Ausgabe des Magazins "miteinander" des Canisiuswerkes. "Wenn ich die gesamte Geschichte des Ordenslebens betrachte, dann gab es immer wieder Höhen und Tiefen, Sterben und Neugründungen", betonte er.
Ordenslebens auch in Zukunft ein prägendes Element kirchlichen Lebens
Zwar müssten die Benediktiner in Europa jedes Jahr einige Klöster schließen, in der übrigen Welt würden hingegen jährlich "zehn und mehr" neu gegründet. "Ich bin überzeugt, dass auch in künftigen Zeiten der Kirche das Charisma des Ordenslebens ein prägendes Element kirchlichen Lebens sein wird. Aber vielleicht sind es ganz neue Formen des Ordenslebens", sagte Haidinger. Seit dem Pontifikatswechsel, der einen Ordensmann auf den Stuhl Petri brachte, stünden die Zeichen in der Kirche generell auf Hoffnung. Schon durch den "mutigen Rücktritt" von Benedikt XVI. sei das Papsttum etwas "entmystifiziert" worden, unterstrich der Abt. Der einfache und wohltuende Stil von Papst Franziskus habe allein schon "atmosphärisch" ein neues Klima in die Kirche gebracht. Dazu komme das klare Bekenntnis des Papstes zum Zweiten Vatikanischen Konzil.
Auf die innerkirchliche Missbrauchskrise der vergangenen Jahre angesprochen meinte Haidinger: "Für die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle ist viel Kraft sowie Energie eingesetzt worden. Nach menschlichem Ermessen wurde getan, was zu tun war." Ganz wichtig sei der primäre Fokus auf die Opfer gewesen. "Innerhalb einzelner Gemeinschaften wird das Geschehen wohl noch viel Zeit für innere Heilung und Versöhnung benötigen."
Männer und Frauen vor Gott gleich
Einmal mehr zeigte sich der Vorsitzende der heimischen Männerorden vom Frauenpriestertum überzeugt: "Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass Frauen und Männer vor Gott gleich sind, dass wir durch Taufe und Firmung die eine wesentliche Berufung von Gott haben. Zudem ist mir noch kein einziges theologisches Argument untergekommen, das ich so verstehen könnte, dass Frauen aufgrund ihres Geschlechtes von Berufungen in der Kirche ausgeschlossen sein könnten."
Freilich - so Haidinger - habe er gerade in letzter Zeit in öffentlichen Äußerungen stets dazu gesagt, "dass ich schon verstehe, dass dieses Ziel nicht in 'greifbarer Nähe' ist". Zumindest würde die Zulassung von Frauen zu den Weiheämtern derzeit den ökumenischen Dialog mit der Orthodoxie sehr erschweren.
[rs]