Orden sind mit Gott an der Seite der Menschen
Hinschauen, wo Ordensfrauen konkret mit den Menschen leben
35 Persönlichkeiten aus Medien und Orden sind der Einladung am Mittwoch, 19. Februar 2014, in die Auhofstraße, Wien 13 zur Gemeinschaft der Salvatorianerinnen gefolgt. Der Empfang stand unter dem Thema „Aufbruch und weiter gehen.“ Sr. Beatrix Mayrhofer als Präsidentin der Frauenorden dankte zunächst den Medienleuten für ihr Interesse und die Berichterstattung aus der Ordenswelt und sprach besondere Themen an, die Frauenorden heute betreffen. So wird z.B. die Jahrestagung der Höheren Oberinnen von 25. bis 28. Februar 2014 in Vöcklabruck sich dem Thema Altern widmen und wie junge Ordensfrauen in alternden Gemeinschaften ihre Berufung leben können. Besonders freute sich Sr. Beatrix, dass Papst Franziskus beim Ad-Limina-Besuch der österreichischen Bischöfe ausdrücklich die Ordensfrauen und ihr Engagement im Schutzhaus für Prostituierte erwähnte. „Das ist für uns Ermutigung, unsere Berufung und den vielfältigen Charismen treu zu bleiben und an den Rändern und den gesellschaftlichen Schieflagen mit den Menschen zu leben.“ Das geschehe oft recht still, unbemerkt und mit unglaublicher Ausdauer. Sr. Beatrix wünscht sich, das Medien abseits der großen Bühnen der Politik, Wirtschaft und Gesellschaft intensiv „dort hinschauen, wo Ordensfrauen konkret mit den Menschen leben“.
Orden schaffen Freiraum, um in die Tiefe zu gehen
Schnelllebigkeit, ständige „Aufmerksamkeit“ und hohes Tempo seien in der Medienwelt eine besondere Herausforderung, konstatierte Abtpräses Christian Haidinger, der Vorsitzende der Männerorden. „Wir Ordensleute waren und sind es mit unserem gemeinschaftlich rhythmisierten Leben nicht gewohnt, im Tempo der Medienwelten mitzulaufen.“ Und doch werde der Freiraum in den Ordenshäusern gerne benutzt, um sich in Stille wieder der Tiefen des eigenen Lebens bewusst zu werden. In den Einrichtungen der Orden, in den Ordensspitälern, Ordensschulen und sozialen Einrichtungen werde der Mensch in seiner Ganzheit wahr- und ernst genommen. Abt Christian stellte daraufhin die SUMMA 2013 vor, den Jahresbericht der Ordensgemeinschaften Österreich, der einen Über- und Einblick in die vielfältige Arbeit der 115 Frauen- und 85 Männerorden Österreichs gibt.
Mit unserem Leben die Sehnsucht nach Gott wachhalten
Sr. Brigitte Thalhammer, die Provinzleiterin der Salvatorianerinnen, zeigte am Beispiel der Salvatorianerinnen auf, wie Aufbrüche und Transformationsprozesse sichtbar werden und sich Selbstverständlichkeiten im Ordensleben gewandelt haben. Im Blick auf die Gründergestalten, Johann Baptist Jordan und Therese von Wüllenweber, berichtete sie, worum es den Salvatorianischen Gemeinschaften auch heute geht: Glaube/Spiritualität und Gerechtigkeit und mit Jesus unterwegs sein und dem lehrenden und heilenden Jesus nachfolgen. Das früher ziemlich geordnete hierarchische System (Ordenskleid, neuer Ordensname, große Gemeinschaft, wenig Kontakt nach außen …) hat sich ca. 15 Jahre später gewandelt: Frauen treten später ein, haben schon verschiedene Berufserfahrungen, leben in einer kleinen Gemeinschaft, werden eingeladen mitzugestalten. „Jede, die neu eintritt, ist in gewisser Weise Gründerin, weil durch sie Gemeinschaft verändert wird und Neues ins Spiel kommt.“ Nicht mehr, wo kannst Du in den eigenen Institutionen arbeiten, sondern was sind deine Gaben? Wo möchtest Du dich einbringen?, werde gefragt. Es gibt eine Bewegung vom Kollektiv, der Gemeinschaft hin zum Individuum. Es brauche eine fruchtbare Spannung zwischen Gemeinschaft und Einzelperson. Und es habe sich das Verständnis von Autorität und Gehorsam gewandelt. Sie sei nicht mehr Oberin, sondern Provinzleiterin. Die eigenen Betriebe seien zu professionellen Unternehmen geworden, in denen höchst engagierte Laien mitarbeiten, die Rolle der Ordensleute in den eigenen Einrichtungen habe sich gewandelt. Das schaffe Freiraum für neue Ideen, die verwirklicht werden können. Sr. Brigitte nannte drei Beispiele: Impulsleben, ein Zentrum für junge Erwachsene in der Wiener Innenstadt, wo junge Erwachsene ihren Fragen nach Leben und Glauben nachgehen können. Eine Mitschwester ist Künstlerin und hat ein kleines Atelier in Schwarzau bei Wiener Neustadt oder Solwodi, wo die Salvatorianerinnen zusammen mit anderen Gemeinschaften sich gegen Menschenhandel engagieren. Von den vielen Herausforderungen für die Zukunft griff Sr. Brigitte dann zwei heraus: Gut für die älteren Mitschwestern zu sorgen und zugleich Lebensräume für die sogenannten „Jungen“ zu schaffen. Und Ordensleben als Leben in Gemeinschaft, als Ort gelebter Solidarität, als Ort , wo eingeübt wird, in der Verschiedenheit auch der Kulturen miteinander zu leben, immer spürbarer zu machen. „Wesentlich wird bleiben, dass in uns die Sehnsucht nach Gott stark ist, dass wir als Ordensleute in dieser Gottesbeziehung leben und dass wir in unserer Gesellschaft die Frage nach Gott wachhalten, so wie wir leben, wie wir Beziehungen gestalten, wie wir in und mit der Schöpfung leben, und was wir tun für andere.“
Wie Ordensleben sich gewandelt hat, wurde anschaulich an drei Ordensfrauen, die sich vorgestellt und von ihrer Berufung und ihrer Entscheidung erzählt haben, heute als Ordensfrau zu leben: die Novizin Sr. Ingrid Dullnig von den Salvatorianerinnen, Sr. Ruth Pucher von den Missionarinnen Christi, Leiterin des Novizinnenlehrgangs, und Sr. Klara Hahnova, die Generalsekretärin der Herz-Jesu Schwestern.
Danach gab es beim internationalen Buffet reichlich Gelegenheit zum Austausch.
Fotos: Katrin Bruder
(hw)