Orden: Autorität braucht auch in Kirche kritische Hinterfragung
Gehorsam bedeutet in einer Ordensgemeinschaft nicht "Einer schafft an, der andere tut es, ohne nach- und mitzudenken". Orden seien vielmehr "demokratisch organisierte Gemeinschaften mit selbstbewussten Frauen und Männern", heißt es in einer Aussendung der Katholischen Männerbewegung, in deren Mitgliedermagazin "ypsilon" eines der Gelübde von Ordensleuten - eben Gehorsam - näher beleuchtet wird. Das Magazin bietet dazu ein Interview mit "zwei Profis in religiösen Gehorsamsfragen": mit Abt Reinhold Dessl vom Zisterzienserstift Wilhering (Oberösterreich) und Generaloberin Michaela Pfeiffer von den Linzer Marienschwestern.
"Autorität braucht kritische Hinterfragung, auch in unserer Kirche", betonte Dessl. Der Abt sieht durchaus Vorteile durch den in den Orden üblichen Modus, Verantwortungsträger aus den eigenen Reihen zu wählen: "Ich glaube schon, dass dadurch eine breitere Basis auch der Legitimation da ist." In der Regel des heiligen Benedikt, nach der die Zisterzienser leben, sei verankert, dass ein Abt seine Mitbrüder immer um Rat fragen soll - gerade auch die jüngsten, "denn denen wird oft eingegeben, was das Beste ist". Jedenfalls werde in den Orden "kein Kadavergehorsam von oben nach unten" gepflogen.
Abt Dessl: "Wir haben nicht den Drang zu uniformieren, sondern es ist wirklich etwas Partnerschaftliches im gemeinsamen Ringen." Kritik könne durchaus als "Dienst an der Autorität" verstanden werden, so der Abt weiter. Das sei "etwas, was wir Orden in die Kirche einbringen können". "Autorität" leite sich vom lateinischen "augere" - vermehren - ab und solle somit Leben, Freiheit und damit auch die Frohbotschaft fördern. Vorbild sei Jesus, erklärte Dessl:
Ohne den "ungehorsamen Jesus ideologisch vereinnahmen" zu wollen, finde er die Freiheit Jesu gegenüber der religiösen Autorität von damals "faszinierend" und beispielgebend auch für heute. Freilich kenne Jesus auch den tiefen Gehorsam seinem Vater gegenüber bis zum Tod am Kreuz - "der größte Ausdruck seines abgrundtiefen Vertrauens".
"Lebensgehorsam" und Selbstannahme
Generaloberin Pfeiffer betonte, sie verstehe sich als "Hörende", die versuche, in das Leben des Gegenübers hineinzuspüren. In der Achtsamkeit dafür, was dem anderen mitgegeben wurde ins Leben, komme so etwas wie "Lebensgehorsam" zum Ausdruck. "Das ist der Grund, aus dem ich auf die Mitschwestern höre", so Pfeiffer. "So fordere ich sie heraus, selbst Verantwortung zu übernehmen." Zu der Verantwortung, die ihr als Oberin ganz besonders zukomme, trügen die Mitschwestern viel bei.
Als "Gehorsam Gott gegenüber" betrachte sie es auch, "dass ich meinen Leib, mich als Frau, einfach so annehme, wie ich bin", sagte die Generaloberin. Wenn das gelinge, werde "eine wesentliche Haltung von Gehorsam" gelebt.
Der Vorsitzende der Katholischen Männerbewegung Österreichs, Leopold Wimmer, äußerte zu dem "ypsilon"-Interview die Überzeugung, es könne dazu beitragen, "die Diskussion - auch um die Kirchenreform - zu versachlichen". Unterschiedliche Meinungen, Diskussion und Gehorsam würden einander nicht ausschließen.
(Das gesamte Interview: www.kmb.or.at/ypsilon).
Das Interview wird auch in den ON 2/2014 veröffentlicht, die in der ersten Märzwoche erscheinen.
Quelle Fotos: Diözese Linz
[rs]