Wir wissen um unsere Lebensentscheidung als Ordensfrau
Durch die abnehmende Zahl der Schwestern ändern sich die Aufgaben. Manches, was früher der Orden allein machte, „führen jetzt mit uns Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiter, und das ist dort auch in guten Händen“, sagt Sr. Angelika. Es gibt aber viele Nöte, die man nicht medizinisch behandeln kann. Oder die Not wandelt sich und zeigt ganz andere Gesichter. „Wir müssen wachsam sein und uns der neuen Nöte annehmen“, so Sr. Angelika. Freilich anders als früher. „Da hätten wir es allein getan, jetzt suchen wir uns Partner. Um genau zu sein: Jetzt müssen wir uns Partner suchen.“ Aber das birgt vor allem Chancen – Netzwerke sind eine Horzionterweiterung.
An das Schließen von Werken der Franziskanerinnen denkt die Generaloberin nicht, sehr wohl aber, dass die franziskanische Spiritualität in den Werken weiter lebt. Der Orden müsse die Mitarbeiter/innen unterstützen, dass sie im Geist des Evangeliums und des heiligen Franziskus ihren Dienst tun können. „Sie müssen seelische Nahrung finden, dass sie auch vor schwierigen Situationen nicht zurückschrecken.“ Sr. Angelika meint hier besonders die Öffnung fremden Kulturen und Religionen gegenüber.
Ein gutes einfaches Leben
„Wir haben kleine Wünsche, denn wir wissen um unsere Lebensentscheidung als Ordensfrau“, sagt Sr. Angelika. Selbstverständlich lag für jede Schwester ein Päckchen unter dem Weihnachtsbaum. Die Schwestern geben ihre Wünsche der Oberin bekannt: Die eine hätte gern ein Buch, eine andere einmal einen Ausflugstag oder einen Gutschein. Das einfache Leben, das die Schwestern bei der Profess geloben, steht aber nicht im Widerspruch zu einem glücklichen Leben. Sr. Angelika: „Fundament für ein glückliches Leben ist ein Umfeld, in dem sich die Persönlichkeit und die Beziehung zu Gott entfalten kann.“
Für die Menschen da sein
Zu einem erfüllten Leben trägt auch die Feierkultur bei. „Gemeinschaftsleben gehört gestaltet, das heißt, sich Zeit füreinander nehmen. Feste und Feiertage wie Weihnachten müssen herausragen.“ Gleichzeitig will die Generaloberin nichts schönreden: „Die Ehelosigkeit bedeutet auch ein Stück Einsamkeit. Unser Leben nährt sich aus der Beziehung zu Christus – und so sind wir ein Leben lang auf dem Weg der Menschwerdung. Dort, wo wir stehen, müssen wir menschlicher werden, zu jeder Zeit. Und es muss uns gelingen, für die Menschen da zu sein.“ Damit umreißt die Generaloberin den bleibenden Grundauftrag für den Orden.
Quelle: Linzer Kirchenzeitung (Josef Wallner)
[fk]