Archivarbeit ist Vertrauensarbeit
„Bitte, bevor ihr sagt, mein Zimmer geht über, ich muss meine alten Briefe wegschmeißen, bringt sie ins Archiv!“ Miriam Trojer wird nicht müde, zu erklären, was ihre Aufgabe in der Provinz ist und was sie da eigentlich macht. Mit Erfolg, denn immer wieder bringen Ordensbrüder Bündel von Briefen, Bilder oder Kunstgegenstände, die sonst niemand zu sehen bekommt, weil sie sich in der Klausur befinden. Die Archivarin geht täglich gemeinsam mit den Kapuzinermönchen und den anderen Angestellten im Innsbrucker Provinzialat zum Mittagessen. Das schafft eine gute Vertrauensbasis. Wenn ihr beim Essen ein Bruder Geschichten aus der Vergangenheit erzählt, weiß sie, dass er das nicht irgendjemandem, sondern aus gutem Grund der Archivarin erzählt. „Unsere Zusammenarbeit ist gut ins Laufen gekommen, ich wurde hier sehr gut aufgenommen.“ Die Begeisterung an der Arbeit ist der jungen Archivarin anzusehen. „Ich würde gerne bis zu meiner Pensionierung hier mitarbeiten“, sagt sie, und das ist ja nicht selbstverständlich. Zu Beginn ihrer Arbeit hat sie dem Konvent mithilfe einer Power Point-Präsentation genau erklärt, wer sie ist und wofür sie da ist.
Räumlich getrennte Archive werden elektronisch zusammengelegt
Nachdem die Generalkurie der Kapuziner in Rom im Jahr 2011 in einem Vademecum für die kulturellen Güter des Ordens die hohe Bedeutung der Archive und Archivare für jede Provinz festgelegt hatte, wurde die Historikerin, die sich bereits früh in ihrem Studium auf das Archivwesen spezialisiert hatte, in einem gründlichen Auswahlverfahren zur Archivarin bestellt. Die Archivare der bis 2007 bestehenden Provinzen Innsbruck und Wien sowie der Provinz Südtirol sind nach wie vor im Amt. Die Archive in Wien und Brixen werden auch räumlich bestehen bleiben, das Hauptarchiv ist aber Innsbruck, und im Lauf der kommenden Jahre wird eine elektronische Datenbank die Archive der Provinz virtuell vereinigen. Provinzial Br. Lech Siebert unterstützt die Archivarbeit sehr. Den Wunsch, in einem Archiv zu arbeiten, hegte die Südtirolerin schon lange. „Ich hatte aber Bedenken, direkt in einem Kloster mitzuarbeiten“, gibt sie zu. „Die Zusammenarbeit mit den Kapuzinerbrüdern hat meine Bedenken aber inzwischen total zerstreut.“
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