Die schwierige Kunst der Gastlichkeit
„Es ist wie in einer Familie, wenn immer neue Leute zum Essen kommen. Besonders für die älteren Schwestern ist das gar nicht leicht“, erzählt Sr. Monika Maria aus dem Kloster Wernberg. Darum wird sorgfältig ausgewählt, wer zum Mittagstisch in die Gemeinschaft der Schwestern geladen wird. Nicht alle, die „Kloster auf Zeit“ machen, können in die Tischgemeinschaft aufgenommen werden. Auch für die Gäste selbst kann das eine Herausforderung sein. Zur Wernberger Klostergemeinschaft gehören heute 62 Schwestern. Sr. Monika ist vor 21 Jahren bei den Missionsschwestern vom Kostbaren Blut eingetreten und erinnert sich: „Mir hat es kurz den Atem verschlagen, als ich das erste Mal den Speisesaal betrat. Um Gottes Willen! dachte ich mir. Es war ein riesiger Eindruck für mich.“
Die Tür ist offen
Grundsätzlich freuen sich die Schwestern von Wernberg über alle Gäste. Die Gebetszeiten sind immer öffentlich, alle können dazu kommen. Zum Kloster gehört ein Bildungshaus mit Kursen und Seminaren, beziehungsweise Gästehaus für Urlauber und Gäste. Ordensfrauen aus anderen Orden, Leute, die einfach einmal abschalten wollen, Familien mit Kindern, alle kommen gern in das gastliche Kloster in Kärnten. Egal, ob sie beobachten, wie eine Schwester den Salat erntet oder die Blumen gießt, wie eine andere die Kirche pflegt und schmückt, wie zwei Ordensfrauen mit Nordic-Walking-Stöcken unterwegs sind oder wie eine Schwester die andere im Rollstuhl ausführt – das Leben der Gemeinschaft erweckt Interesse und Aufmerksamkeit. Sehr oft kommt man miteinander ins Gespräch, über Gott und die Welt.
Nähe und Distanz tun gut
Neben den vielen Berührungspunkten zwischen Kloster und Gästen gibt es auch Rückzugsbereiche für die Schwestern, die der Klausur gewidmet und für Außenstehende nicht zugänglich sind. Neben dem unmittelbaren Wohnbereich sind das etwa der Rosengarten und die Weinlaube. Damit sich die Gemeinschaft darauf einstellen kann, wenn doch Gäste am Mittagstisch direkt im Kloster teilnehmen, wird spätestens beim Frühstück darauf hingewiesen, dass Besuch kommt. „Für die Schwestern ist ganz wichtig zu wissen, wer da kommt“, weiß Sr. Monika aus Erfahrung. Im Idealfall werden Besuche sogar schon in der Hausversammlung bekannt gegeben, die einmal pro Monat stattfindet. Das ist ein interner Begegnungsort für die gesamte Hausgemeinschaft, der Fixpunkt der Begegnung untereinander.
Wenn die Kommunikation miteinander gut läuft, dann freuen sich die Schwestern auch wieder auf die Kontakte nach außen: beim Kirtag, bei Familien-Gottesdiensten oder über den Kindergarten, der zum Haus gehört. Die Begegnungen stärken nicht nur die Gäste, sondern auch die Ordensfrauen.
Den ganzen Artikel finden Sie in den Ordensnachrichten 4/2013
[ms]