Motorradlärm und Glockengeläut im Gleichklang
Bikerwallfahrt als alljährlicher Fixpunkt: Auch heuer kamen wieder mehr als 200 Menschen ins Stift Reichersberg. (c) Hans Hathayer
Mehr als 200 schwere Maschinen und Menschen im Lederdress kamen auch heuer wieder zum Gottesdienst ins Stift Reichersberg. Die alljährliche Bikerwallfahrt zeigt, dass Motorenlärm und Glockenläuten, Benzingeruch und Beten keine Gegensätze sein müssen.
Buntes Treiben im Stiftshof
Wo sonst nur Vögel ihre Frühlingsgesänge zwitschern und friedliche Stille zur Meditation einlädt, kehrte plötzlich pulsierendes Leben ein: Die Biker:innen kamen und knatterten mit ihren Motorrädern durch das Stiftstor. Schwere Maschinen, Chopper, Bikes mit Beiwagen, Oldtimer – alle blitzblank herausgeputzt, viele mit Maskottchen am Heck – drehten dirigiert vom Lotsendienst eine Runde im Stiftshof, um dann in Reih und Glied rund um das Grün einzuparken. Bald war der Stiftshof voller in der Sonne glänzender Bikes, Maschinen wurden begutachtet, Fotos gemacht, Freunde begrüßt – der Auftakt eines fröhlichen Treffens.
Gemeinsames Erlebnis
Seit mehr als zwei Jahrzehnten laden die Augustiner-Chorherren zur Innviertler Bikerwallfahrt mit Festgottesdienst und Segnung der Motorräder – und Biker:innen aus Nah und Fern lenken ihre heißen Öfen ins Stift Reichersberg am Inn. "Es ist wichtig, dass wir als Glaubende Gemeinschaft erleben", betont Propst Markus Grasl. "Der Glaube kennt immer Zweifel und Unsicherheit, das ist bei allem so, beispielsweise auch in der Liebe. Gerade deshalb ist es entscheidend, dass der Glaube des anderen einen mitträgt. Und daher ist es so wesentlich, dass wir zusammenkommen und noch besser, wenn wir etwas miteinander erleben."
Musik verbindet: Unter den Instrumenten war natürlich auch eine E-Gitarre mit dabei. (c) Hans Hathayer
Gänsehaut-Momente
Das bunte Zusammentreffen im Stiftshof war auch diesmal wieder reich an intensiven Eindrücken und Gänsehaut-Momenten. Dem Wallfahrtsgottesdienst stand heuer der passionierte Biker und Rektor des Kollegs St. Benedikt in Salzburg, P. Otto Grillmaier OSB, vor. Kurze Lesungen und Gebete wechselten sich mit Liedern, die Chor und Musiker anstimmten, ab. Gemeinsam sprach man das Glaubensbekenntnis und bat darum, dass alle Reisenden glücklich an ihr Ziel und wieder nach Hause gelangen.
Wenn das Leben in Bewegung gerät: Für Pater Otto Grillmaier OSB hat Motorradfahren auch etwas Biblisches an sich. (c) Hans Hathayer
In seiner Predigt wies P. Otto darauf hin, dass die Sehnsucht vieler Biker:innen, Neues zu suchen, zu entdecken und zu wagen, etwas zutiefst Biblisches ist.: "Wir sind Suchende. Wir halten Ausschau nach neuen Routen, Möglichkeiten – nicht nur auf der Straße – auch im Leben, im Glauben." Und er fand eine weitere Parallele: "Wenn Gott sich auf uns Menschen einlässt, dann gerät unser Leben in Bewegung, dann kommt es in Fahrt!"
Unter dem Schutz Gottes
Zum Abschluss sprach Pater Otto den Segen: "Herr und Gott, wir rufen zu Dir. Segne diese Motorräder, derer wir uns auf vielfältige Weise bedienen. Beschütze alle Menschen, die sie in Beruf und Freizeit benützen vor Unglück und Schaden. Hilf uns, dass wir sie stets in rechter Weise gebrauchen. Leite uns an, dass wir im Straßenverkehr verantwortungsbewusst bleiben, mach uns rücksichtsvoll und hilfsbereit."
Gottes Segen: P. Otto stellt Biker:innen und Maschinen unter den Schutz Gottes. (c) Hans Hathayer
Dann drehte er die Runde im Stiftshof – vorbei an den vielen Motorrädern und ihren Biker:innen und segnete die Maschinen. Und alle, die sonst so laut sein können, waren mitgerissen von der Kraft, die von diesem Moment der Stille ausging. Nach und nach wurde es dann aber sehrwohl wieder laut: Unter dem Geknatter der Motoren verließen die Biker:innen den Stiftshof und genossen ihre Freiheit auf zwei Rädern. Born to be wild!
Quellen: Kloesterreich/Stift Reichersberg
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Weitere Fotos auf der Website des Stiftes Reichersberg
[markus lahner]