Jesuiten-Provinziale fordern Abschaffung der Schubhaft für Asylbewerber
Der Jesuitenorden hat eine Abschaffung der Schubhaft für Asylbewerber gefordert. Die Haftbedingungen seien oft menschenunwürdig, heißt es in einer am Freitag veröffentlichten Erklärung, die von Ordensoberen aus Europa, dem Nahen Osten und Afrika bei ihrer jährlichen Konferenz in Rom verabschiedet wurde. Zudem gebe es Alternativen, mit denen einige Regierungen bereits gute Erfahrungen gemacht hätten. Der vom Orden von Papst Franziskus getragene Jesuiten-Flüchtlingsdienst (JRS) kümmert sich um Migranten in aller Welt.
Waffenlieferungen und Migrationsströme
Zugleich mahnen die Jesuiten in der Erklärung eine Bekämpfung der Ursachen von Migration an, für die Europa mitverantwortlich sei. So müssten etwa alle Waffenlieferungen nach Afrika eingestellt werden, die Konflikte schürten und somit Migrationsströme auslösen würden. "Unsere Welt ist derart miteinander verbunden, dass unsere Sorge im Mittelmeer keine Grenze haben kann", betonen die Geistlichen im Namen von 6.000 Ordensmitgliedern in ihren jeweiligen Provinzen. Ganz Europa müsse Solidarität bei der Aufnahme von Asylbewerbern zeigen und gemeinsam Verantwortung bei Asyl- und Migrationsfragen übernehmen, heißt es in der Erklärung weiter. Kritisiert wird deshalb die sogenannte "Dublin-Verordnung", derzufolge die jeweils ersten Ankunftsländer der Asylwerber in der EU für diese verantwortlich sind. Die Regelung schaffe keine gerechte Aufteilung der Asylströme, so die Ordensoberen.
Gegen Rechtsextremismus und Einsatz für Frieden und Gerechtigket
"Besorgt" äußern sich die Unterzeichner über die Beeinflussung aller politischen Lager durch den Rechtsextremismus. Angesichts der geschichtlichen Erfahrungen Europas im 20. Jahrhundert sollten die Politiker sicherstellen, dass ihr Diskurs nicht in Geiselhaft "extremer Formen von Populismus" gerate. Wichtig sei zudem auch der Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit in den Herkunftsländern der Flüchtlinge. Angesichts der Tausenden Menschen, die in den vergangenen 20 Jahren auf der Flucht nach Europa umgekommen sind, sei das Schicksal der Asylsuchenden eine "dringende und ernste moralische Frage", und der Schutz des Lebens der Betroffenen eine "elementare humanitäre Verpflichtung". Der Orden stelle sich hinter Papst Franziskus, der bei seinem Besuch auf der Insel Lampedusa Mitgefühl, Empörung und Trauer über das verzweifelte Leiden der Flüchtlinge ausgedrückt hat.
[fk]