Den 16. verreckht wegen lungenfaulung
Wieviel hat 1720 eine Reise von Dürnstein nach Wien gekostet? Wie beseitigte man 1730 Ungeziefer? Welche Suppe empfiehlt ein Barock-Propst gegen Krankheiten und Unbefindlichkeiten? Die Vielfalt der Informationen, die man aus 15 Kalendern des Hieronymus Übelbacher holen kann, ist groß. Übelbacher war 30 Jahre lang Propst des Stiftes Dürnstein und damit ich auch Manager einer Großbaustelle. Denn die mittelalterliche Bausubstanz wurde in dieser Zeit nach barockem Geschmack umgestaltet. Sämtliche damit verbundenen großen und kleinen Leitungsaufgaben hat Propst Hieronymus in sein Kalendarium verzeichnet. Mit welchem Handwerker wurde wann was vereinbart? Wofür wurde an wen wieviel bezahlt? All das findet sich in den Kalendern und damit auch in der neuen Volltext-Edition „Die Kalendernotizen des Hieronymus Übelbacher“.
Wenngleich der Inhalt eines alten Kalender viele Menschen interessiert, ist es dennoch kein populärwissenschaftliches, leicht leserliches Werk. Herausgeberin Helga Penz, Leiterin des Referats für Kulturgüter der Ordensgemeinschaften Österreich, sagt dazu: „Die Sprache von vor 300 Jahren klingt einfach ganz anders als heute. Das Idiom ist eindeutig niederösterreichisch, aber viele der verwendeten Wörter kennen wir heute nicht mehr, außerdem verwendet Propst Übelbacher lateinische Wörter und Redewendungen, wie wir heute Anglizismen verwenden.“ In der Edition des Originaltextes liest sich das dann so: „H(err) hauptmann Loy. Den 13. Aug(usti) von ihme seinen rappen eingehandelt und ihme hiervor per canzley 30 fl in geldt, 20 fl in wein bezahlen laßen. Nb: Den 16. verreckht wegen lungenfaulung.“
Die 15 vorgedruckten barocken Kalender mit Monatsseiten, Texten und ursprünglich leeren Blättern mit Platz für die handschriftlichen Notizen des Propstes von Dürnstein (Amtszeit 1710-1740) liegen heute im Stiftsarchiv von Herzogenburg. Denn das Stift Dürnstein wurde bei der Aufhebung Herzogenburg inkorporiert. Seit 1999 ist Helga Penz Archivarin von Herzogenburg, seit 2008 arbeitete sie an der Edition der Kalendernotizen. Den Originaltext ergänzen ein textkritischer und ein sachkritischer Apparat, also Informationen über die Textentstehung (Korrekturen, Kommentare,…) und den historischen Hintergrund. Die Quelleneditionen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung umfasst 510 Seiten und kostet € 98.00, veröffentlicht 2013 im Verlag Böhlau.
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