Stift Herzogenburg überraschte evangelische Pfarrer mit Luther-Handschrift
Der Besuch der evangelischen Pfarrer in einem katholischen Stift zeige das respektvolle und gute Miteinander der beiden Kirchen, "und wir sind dankbar, dass die katholischen Brüder unsere Sachen so gut aufbewahren", sagte der evangelische Superintendent Paul Weiland im Rahmen eines traditionellen ökumenischen Mittagessens mit Landeshauptmann Erwin Pröll am 1. Oktober 2013 in St. Pölten.
Ist predigen Geld wert?
Der Inhalt des Luther-Briefs ist durchaus pikant: Der Reformator musste sich in einen Streit der Jörger mit dem von Luther persönlich empfohlenen Prediger Michael Stifel einschalten, der auf Burg Tollet vorübergehend wirkte, so Propst Maximilian Fürnsinn gegenüber "Kathpress". Stifel hatte von den Jörgern für seine Predigtdienste Geld gefordert, was von Gräfin Dorothea beanstandet und von Luther ebenfalls im Brief als nicht vereinbar mit der reformatorischen Gesinnung kritisiert wurde.
Alte Neuentdeckung im Archiv
Durch eine Nachlassschenkung im 19. Jahrhundert ist der Luther-Brief schließlich dem Archiv von Stift Herzogenburg übertragen worden. Wirklich entdeckt worden sei er aber erst später im Zuge der Aufarbeitung der Archivalien, so Propst Maximilian. Der Brief ist auch deswegen bedeutsam, weil er als Nachweis dafür dient, dass Michael Stifl der erste evangelische Prediger in Österreich war. Der aus begüterten Verhältnissen stammende Stifel war zuvor so wie Luther Mitglied des Augustinerordens, verließ aber dann den Orden, heiratete und schloss sich der Reformation an. Einen Namen machte er sich zudem als Mathematiker und Verfasser eines Lehrbuches für Arithmetik und Algebra.
Quelle Text: kathpress
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