Möglichkeit eines allgemeinen Grundeinkommens ernsthaft prüfen
Die Ordensgemeinschaften selbst haben intern so etwas wie ein Grundeinkommen bereits verwirklicht. Während die Ordensmitglieder persönliche Armut versprechen und ein bescheidenes Leben führen, kann es nicht passieren, dass eine Ordensfrau oder ein Ordensmann zum Beispiel aufgrund fehlender Erwerbstätigkeit nicht das Mindestmaß bekommt, das sie oder er zum Leben braucht. Um ein bescheidenes, aber menschenwürdiges Grundeinkommen geht es auch der Initiative für ein europäisches Grundeinkommen, das die den Jesuiten nahestehende Katholische Sozialakademie Österreichs ksoe unterstützt. Jeder und jede ist eingeladen, diese Initiative auch persönlich zu unterstützen: Online hier, weitere Eintragungsorte für die Europäische BürgerInneninitiative finden Sie hier.
Die Vereinigung der Frauenorden Österreichs und die Superiorenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften Österreichs stellen sich hinter die Initiative. Hier die Stellungnahmen der offiziellen Vertretungen:
Sr. M. Franziska Bruckner, Vize-Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs, Generaloberin der Schulschwestern v. III. Orden d. Hl. Franziskus, Franziskanerinnen Amstetten
„Unsere gesellschaftliche Entwicklung ist geprägt von einer immer weiter aufgehenden Schere zwischen denen, die immer weniger Lebensressourcen zur Verfügung haben und jenen, die fast automatisch Besitz und Geld anhäufen. Ich teile daher das Anliegen der europäischen Bürgerinitiative für ein bedingungsloses Grundeinkommen, um langfristig allen Menschen in der EU die Befriedigung ihrer materiellen Bedürfnisse zur Führung eines würdevollen Lebens als bedingungsloses individuelles Recht zu garantieren. Die EU soll möglichst rasch anhand von Pilotprojekten und Studien die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens ernsthaft prüfen. Wirtschaft, Menschenrechte, Ökologie, weltweite Gerechtigkeit, zivilgesellschaftliches Engagement sind jene Themenfelder, die im Sinne einer solidarischen Gesellschaft neu betrachtet und bewertet werden müssen. Uns Franziskanerinnen ist es aufgrund unserer Spiritualität besonders wichtig, dass gesellschaftspolitische Entscheidungen Armut mindern helfen.“
P. Lorenz Voith, Zweiter Vorsitzender der Superiorenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften Österreichs, Provinzial des Redemptoristenordens in Österreich
„Eines der Hauptziele der katholischen Soziallehre bildet die Forderung nach Bildung, menschenwürdiger Arbeit und einer gerechten Entlohnung. Durch die soziale Marktwirtschaft in vielen Ländern Europas wurden in den letzten Jahrzehnten schon viele Etappen auf diesem Weg erreicht. Die Schere zwischen den sogenannten „Reichen“ und „Armen“ wird trotz allem immer breiter. Viele Millionen leben unter dem Existenzminium, oder müssen sich und ihre Familien mit vielen Kleinjobs über Wasser halten, bzw. erhalten eine soziale Minimalunterstützung, die kaum zum Überleben reicht. Ich unterstütze die Bürgerinitiative für ein Grundeinkommen, da eine materielle Grundsicherung zu den elementaren Menschenrechten gehören müsste. Eine von christlichen oder humanen Werten getragene Zivilgesellschaft in der Europäischen Union muss zum Ziel haben, allen Bürgerinnen und Bürgern Grundlagen für ein Leben in Würde zu schaffen. Erst dann wäre die Europäische Union nicht nur ein Wirtschaftspakt oder ein „Friedensprojekt“, sondern ein weltweites Beispiel von Gerechtigkeit und Solidarität.“
Definition Grundeinkommen: Grundeinkommen ist eine bedingungslose, finanzielle Zuwendung, die jedem Mitglied der Gesellschaft in existenzsichernder Höhe, ohne Rücksicht auf sonstige Einkommen, auf Arbeit oder Lebensweise als Rechtsanspruch zusteht und eine Krankenversicherung inkludiert. Mehr dazu hier.
Katholische Sozialakademie Österreichs: www.ksoe.at
Fotos von Sr. M. Franziska Brucker und P. Lorenz Voith finden Sie hier.
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