Stift Lambach ist zwei Tage Brennpunkt für den internationalen weltkirchlichen Austausch
„Die Flamme nähren“ ist der Titel der zweitägigen Fachtagung Weltkirche im Stift Lambach. In Impulsreferaten aus Brasilien, Südafrika, Papua-Neuguinea und Österreich wird der Thematik - Wege der Glaubensvermittlung heute – nachgegangen.
Foto vlnr: Heinz Hödl (KOO), Abt Maximilian Neulinger (Stift Lambach), Bischof Ludwig Schwarz, Mercedes de Budalles Diez (Brasilien), Sr. Andreas Weißbacher (Vereinigung der Frauenorden), Fr. Gabriel Lionel Afagbegee (Südafrika). Foto in Druckqualität
Mecedes Budalles-Diez
Die brasilianische Befreiungstheologin Mecedes Budalles-Diez: Protestierenden "Indignados" in Brasilien und anderen Ländern lassen sich nicht mehr abwimmeln. Budalles-Diez erläuterte die von den Befreiungstheologinnen und -theologen in den 1970er-Jahren entwickelte Methode des kontextuellen Bibellesens. Sie müsse aber für die lateinamerikanische Situation des 21. Jahrhunderts adaptiert werden.
Schlüsselbegriffe müssten heute lauten erstens "Die Bibel feministisch lesen", und zweitens "Den Ausgangspunkt in der konkreten Wirklichkeit nehmen". Dies bedeute, die Frauen Lateinamerikas zu Wort kommen zu lassen. Sie sollten anfangs erklären: "Bei uns zu Hause ist das so und so". Zentral sei das gemeinsame Lesen der Bibel, aber auch eine kritische Auseinandersetzung mit dem Text und seinen Deutungen. So könne die Bibel immer wieder neue Antworten und Hilfestellungen für unser Leben bieten. Auf diese Weise könne vermieden werden, in die Kurzschlüsse des Fundamentalismus, des Individualismus und des Spiritualismus zu verfallen, und die Bibel könne zu einer Veränderung der Gesellschaft beitragen. "Kirche ist Zuhören und das Leben mit den Menschen teilen."
Anna Fidl-Ludescher
Die Innsbrucker Pastoraltheologin Anna Fidl-Ludescher erarbeitete in ihrem Referat Chancen und Wege des Glaubens heute in Europa und Österreich. "Es braucht viele Sozialformen von Kirche, weil es eine große Vielfalt und Individualität von Menschen gibt", betonte die Theologin: "Wenn für Brasilien stimmt, dass sie ein religiöses Volk sind, so heißt die Ansage in Europa und Österreich: Wir leben in einer pluralen Welt." Fidl-Ludescher konstatierte eine eindeutige Bewegung "weg von der institutionellen Religion." Genau das sieht die Pastoraltheologin als Gottes Zeit: "Das heute ist Gottes Zeit und ist unsere Zeit und das ist gut so." Es hat sich viel "konstantinischer Staub" angesammelt. Manche meinen: "Zu spät und unwillig wird der Transformationsprozess angegangen." Fidl_Ludescher sieht an "Lebenskreuzungen", "entlang von Kreuzwegen" und in den verschiedenen Sozialformen von Kirche wie in Gruppen, beim Pilgern, in Dienstleistungen und bei Events eine Chance, Kirche mit den Menschen zu bauen und zu fördern.
P. Gabriel Lionel Afagbegee
Der südafrikanische Theologe P. Gabriel Lionel Afagbegee legte bei der Fachtagung Weltkirche der Orden in Österreich dar: "Menschen, die einander kennen, füreinander sorgen, miteinander beten und einander den Glauben weitergeben, werden eine Gemeinschaft, die die Liebe Gottes einander und auch allen anderen weitergibt." Genau dieses Modell entspreche auch den Ideen des neuen Papstes. Für die Pfarren heißt das, sie in ausreichend kleine Gebiete zu untergliedern, damit ein "gegenseitiges Kennen, gemeinsames Handeln, Tragen von Krankheiten und Problemen sowie das Überwinden von Vorurteilen" möglich sei." Die südafrikanische Bischofskonferenz - sie umfasst Südafrika, Botswana, Lesotho und Swaziland - bekennt sich zu diesem Modell der "Familie Gottes" und arbeitet ständig an dessen Umsetzung. Afagbegee fühlt sich durch den neuen Papst ermutigt: "Die Getauften haben die Kraft, selbst zu gehen, voranzukommen und zu evangelisieren."
Website der Fachtagung Weltkirche
[fk]