03. Juli 2013
Wer ist das Stift?
Am Dienstag nach Pfingsten hatten wir im Stift Besuch. 2.500 Ministrantinnen und Ministranten aus der ganzen Diözese verbrachten einen Tag bei uns. Buntes Treiben, unzählige Workshops, frohe Stimmung, schwungvoller Gottesdienst und große Neugierde lag in der Luft. Die jungen Leute wollen sehen, wollen begreifen oft im wahrsten Sinne des Wortes und wollen gestalten. Ich erlebe sie zum Großteil angstfrei und sie kommunizieren mit dem Propst auf Augenhöhe. An so einem Tag taucht in mir die Frage auf: Wer ist das Stift? Da spürt man oft die Überlastung der Mitbrüder. Pfarrdienst und Ordensleben ist gar nicht leicht zu verbinden. Unsere Pfarrgemeinden liegen zwar rund um das Stift, sodass im Haus teilweise eine stabile Gemeinschaft gegeben ist. Oft taucht die Frage auf, wie es weitergehen wird. Wer ist das Stift? Eine Gruppe geht an mir vorbei und wird von einer Mitarbeiterin durch die Ausstellung geführt. Sie macht das ausgezeichnet und schildert den Gästen ihr Stift. Es ist unübersehbar, wie sie sich mit der Aufgabe und der Idee des Stiftes identifiziert. Zwei Jugendliche huschen über den Stiftshof hinüber in das Jungschardomizil. Sie bewegen sich so, als wären sie hier zuhause. Wer ist das Stift? Manche in der Kirche sehen nur, dass es weniger wird. Wenn ich allerdings den Blick auf das Ganze richte, den Blick weiter in die Geschichte zurückwerfe und mich dann in Richtung Zukunft drehe, bin ich mir sicher. Es wird nicht weniger, sondern anders. Diese oft gesagte Weisheit ist schwer in den Alltag zu bringen: Nur wer sich ändert, bleibt sich treu. Wenn man in einhundert Jahren auf das Stift zurückblicken wird in unsere Zeit, dann wird es vielleicht heißen: Das Stift wurde damals getragen von Chorherren, engagierten Mitarbeiterinnen und so vielen Ehrenamtlichen wie noch nie davor. Deshalb: Keine Angst. Es geht weiter. Das Stift sind heute mehr als wir im ersten Moment glauben. Ich bin überzeugt: Das gilt nicht nur für unser Stift. Es kommt uns eine gute Zukunft von Gott her entgegen. Vielleicht wird sie uns überraschen.