Orden verändern sich und ihre MitarbeiterInnen
„Am Ende des ersten dreitägigen Kurses unseres zweiten Durchganges von Curriculum B machten wir einen Rückblick und die meisten haben dort kapiert, dass es nun an ihnen war, das im Lehrerkollegium weiterzugeben, was sonst die Schwestern getan haben. Eine junge Kollegin brachte es dabei auf den Punkt: Da sind ja wir jetzt die Schwestern“, berichtet Sr. Christl Öllinger von den Sacre Cour Schwestern. Heute ist keine Schwester direkt in der Schule tätig. Vor 30 Jahren waren 16 als Direktorinnen oder Lehrerinnen im Einsatz. Der Orden ändert sich und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Curriculum als Transferinstrument
Sr. Christl schildert das nach außen recht aufwändig erscheinende Curriculum, um diesen Charismen-Transfer zu schaffen: „ Europa- und weltweite Direktorentreffen gehören heute genauso dazu wie die Netzwerktreffen für Österreich, Deutschland, Ungarn sowie die Treffen von Europa mit Afrika aus einem sozialer Aspekt heraus. Die österreichweiten Einführungen der JunglehrerInnen und Lehrertreffen zur Evaluierung der gemeinsamen Erziehungsziele mit Schwerpunktsetzung für das jeweils kommende Schuljahr gehören zum Standard. Kernstück ist das „Curriculum“, das von den Schwestern selber gestaltet wird.“ In diesem Lehrgang mit vier viertägigen Modulen über zwei Jahre wird das geistige und praktische „Rüstzeug“ mitgeben für das Engagement mit und bei den Kindern und Jugendlichen. Auf die Frage, wie sie MitarbeiterInnen begeistern, antwortet Sr. Christl, die selber in diese Transferarbeit federführend eingebunden ist: „Indem wir selbst bis ins hohe Alter von unserer Sendung überzeugt sind und ihnen die Sicherheit vermitteln, dass sie auf ihre Weise unsere gemeinsame Sendung leben.“
Alle im Lebensraum Schule tragen mit
P. Jeremias Müller vom Benediktinerstift Admont, Spiritual am Stiftsgymnasium und Leiter des Hauses Karfarnaum, beantwortet die Frage nach der Einbindung von MitarbeiterInnen in das Charisma klar fokusiert: „Was als erstes zu nennen ist, ist schlicht und ergreifend das ganz persönliche Gespräch. Man kennt sich, trifft sich auf dem Gelände, hat Besprechungen. Hier sind wir eine Familie, hier transportiert sich auch unser gemeinsamer Sendungsauftrag als Lehrende, SchulerInnen, Väter und Mütter, Mönche, der Sekretärin bis hin zum Hauswart.“ P. Jeremias hat seinen Blick in besonderer Weise auf die SchülerInnen gerichtet, denn sie gestalten in besonderer Weise selbst mit, „wenn sie für sich eine Sinnspur entdecken und aus diesem Geist heraus ihr Leben gestalten.“ P. Jeremias ist verantwortlich für die sogenannten „Tabortage“ für die stiftischen MitarbeiterInnen. Dazu gehören auch alle, die im Lebensraum Schule tätig sind. Bei der Neuformulierung des „Schul-Design“ spielt die Regel des hl. Benedikt immer eine Rolle: „Sie ist manchmal „Stein des Anstoßes“, manchmal wird sie als Text gelesen, befragt und bearbeitet. Die „Schule des Gebetes“, von der Benedikt im Epilog spricht, ist zugleich eine Schule des Lebens. Wir tragen das Leben auch in die Liturgie hinein. Wir feiern Feste und Anlässe in der Schulgemeinschaft und in vielen Punkten lässt sich gerade im zweiten Kapitel das Wort „Abt“ durch „Schuldirektor“ ersetzen und – so betrachtet – ist die Schulgemeinschaft auch ein „Konvent“ mit all seinen Ecken, Kanten und Schönheiten.“
Gemeinsame Erfolge ermutigen
Was begeistert MitarbeiterInnen? P. Jeremias sieht die vielfältige Sendung seines Stiftes als positive Chance: „Ich denke, dass die meisten begeistert sind, wenn uns gemeinsame Projekte in Musik , Kunst, Geschichte, Religion gelingen und die Kooperation zeigt, wozu Schüler auch in der Lage sind. Aber auch bei Wettbewerben und Forschungsarbeiten spüren wir Begeisterung, wenn die „corporate identity“ der Schule zum Erfolg geführt hat. Persönlich freue ich mich, wenn Schülerinnen und Schüler, aber auch Lehrende, uns als Mönchsgemeinschaft lebensnah und authentisch erfahren können. Als Gegenwartsmöche wollen wir nach unserem Glauben befragt werden. Analog gilt das für die stiftischen Betriebe: Wenn unsere Weine eine Auszeichnung erhalten oder das Museum einen Preis, dann ist das nicht der Erfolg der Mönche, sondern dem Engagement unserer Mitarbeiter zu verdanken. Das stärkt das Gemeinschaftsgefühl.“
Ausstrahlung und Fokussierung
P. Jeremias sieht in der Ausstrahlung des Stiftes und Konventes die wesentliche Zukunftsfrage: „Wir sollten uns auf unser spirituelles „Kerngeschäft“, statt auf „pastorale Kriegsschauplätze“, konzentrieren. Wenn wir immer nur alles tun, um etwas zu „kriegen“ und zu „machen“, verlieren wir den Bezug zur Quelle und zur Wurzel.“ Selbstkritisch fährt er fort: „Wir haben uns zu sehr in den österreichischen Stiften auf die Pastoral in den Pfarren konzentriert und dabei Christus als die Mitte der Gemeinschaft und die Gemeinschaft selbst verloren.“ Und so beantwortet der Leiter des Hauses Karfarnaum die Frage nach einem „Wunderknopf“, der etwas auslösen sollte: „Dass ich tiefer und echter glauben kann, so dass andere an mir selbst erkennen, dass ich es ernst meine mit meiner Freundschaft zu Jesus Christus. Aber einen solchen Knopf gibt es nicht. Die Freundschaft braucht einfach nur Zeit und Pflege. Wie beim Zähneputzen. Unterlasse ich es, faulen sie und fallen aus. Punkt.“
Durchsichtig werden auf Gott hin
Sr. Michaela Pfeifer, die Oberin der Marienschwestern vom Karmel in Linz, die Schule, Seniorenheim und die Kneipp Traditionshäuser Aspach, Bad Mühllacken und Bad Kreuzen betreiben, sieht den zentralen Ansatz in der Karmel-Spiritualität: „Die Ganzheit des Menschen sehen und selber durchsichtig werden auf Gott hin.“ Sie ist überzeugt, dass man eine Sache oder Situation so lange anschauen muss, „bis sie zu sprechen beginnt.“ Sie ist auch überzeugt, „dass jede Änderung nur von mir selber ausgehen kann, weil ich mich nur selber ändern kann.“ Die Marienschwestern beschäftigen sich mit der „Traditionellen Europäischen Medizin“ „Sie entspricht dem So-Sein des Menschen hier in Europa besser“, spricht Sr. Michaela mittlerweile aus Erfahrung. Aus dieser Haltung der Achtsamkeit und des tiefen Anschauens tragen auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an der Sendung des ganzen Ordens mit.
Sendungs- und nicht Arbeitsgemeinschaft
„Leitende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden bei uns im Rahmen einer Vesper feierlich in unsere Sendungsgemeinschaft hineingenommen“, erzählt die Oberin: „Sie werden sich dadurch ihrer eigenen Berufung bewusst und auch wir als Gemeinschaft sehen die MitarbeiterInnen als Berufene, mit denen wir den Weg gemeinsam gehen.“ „Wir sind nicht Arbeitsgemeinschaft, sondern Sendungsgemeinschaft“, betont Sr. Michaela und lässt nicht unerwähnt, „dass auch wir Ordensfrauen sehr viel lernen von den MitarbeiterInnen, ihren Sichtweisen und Erfahrungen, ihrem Können.
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