Flüchtlingswerk kritisiert Schwachstellen bei Impfversorgung, Dolmetschern und Ernährung
Jugendliche Flüchtlinge haben in Österreich kaum Zugang zu Dolmetschern für Arztbesuche, Krankenhausaufenthalte oder für Psychotherapie: Diese Kritik hat das "Don Bosco Flüchtlingswerk" im Vorfeld zur Flüchtlingswallfahrt "Romaria", die am 27. April auf die Situation österreichischer Asylwerber aufmerksam macht, geäußert. Freie Arztwahl, Wahrung von Privatsphäre und die gesetzlich verankerte "medizinische Information auf verständliche Art" würden damit massiv behindert, so die NGO in einer Aussendung über ihre Erfahrungen. Gerade bei Operations-Vorbereitungen oder in akuten Krisen sei verständliches Gespräch besonders wichtig.
Hürden über Hürden
Auf Hürden in der Gesundheitsversorgung stoßen minderjährige Flüchtlinge jedoch auch bei Impfungen. Sofern sie nicht mehr schulpflichtig seien, stelle der österreichische Impfplan keinen ausreichenden Impfschutz mehr sicher, so das Flüchtlingswerk weiter. Eine mögliche Lösung wäre hier die freiwillige Bestimmung der Antikörper (Titer) im Blut, da dies eine bedarfsorientierte und spezifische Impfung ermöglichen würde, schlägt das Flüchtlingswerk vor: "Zurzeit gibt es nur wilde und ziellose Durchimpfungen, die eher die Angst der Bevölkerung vor einreisenden Flüchtlingen nehmen sollen." Als "besonders problematisch" wertete Floridus Kaiser, Geschäftsführer des von den Salesianern Don Boscos, der Don Bosco Schwestern und von "Jugend Eine Welt" getragenen Vereins, die Altersfeststellungen bei Jugendlichen. Gesundheitsgefährdende medizinische Verfahren würden hier ohne entsprechende medizinische Indikation angewandt. "Das ist Körperverletzung durch die Medizin gegenüber Jugendlichen", kritisierte Kaiser. Wie das Don Bosco Flüchtlingswerk weiters hervorhob, müssten sich jugendliche Flüchtlinge in Österreich derzeit um fünf bis sechs Euro pro Tag ernähren. "Wie soll sich ein Jugendlicher, der Sport betreibt und in der Schule lernt, drei Mahlzeiten und eine Jause davon bezahlen?", so Kaiser. Das Don Bosco Flüchtlingswerk fordere eine Anhebung des Essensgeldes auf das Verpflegungsgeld für Zivildiener von bis zu 16 Euro pro Tag, denn "offensichtlich ist das Innenministerium der Meinung, dass junge Erwachsene 16 Euro benötigen, um sich ausreichend und ausgewogen ernähren zu können", so Kaiser.
Wallfahrt der Solidarität
Die "Romaria"-Wallfahrt findet am 27. April zum bisher vierten Mal statt. Die Veranstalter - unter ihnen die Pfarre Schwechat, das Don Bosco Flüchtlingswerk und das Weltdorf St. Gabriel sowie eine Vielzahl von unterstützenden Organisationen - wollen durch den ganztätigen Fußmarsch von Schwechat nach Mödling "ein Zeichen der Solidarität mit Asylsuchenden" setzen. Geplant sind u.a. Themenstationen am Weg, die sich speziellen Problemfeldern wie etwa Fremdenangst, Schubhaft, Menschenhandel oder Integration von Asylwerbern widmen und Möglichkeiten gelebter Solidarität aufzeigen sollen.
[fk]