Citypastoral-Networking: Seelsorge ist Begegnung
Die Angebote der Citypastoral in den größeren österreichischen Städten decken ein breites Spektrum ab. Während sich manche als Rückzugsort präsentieren, als etwas abgeschiedener Ruhepol im Getümmel, haben andere gar keinen Raum, sondern gehen auf die Straße, um Menschen zu begegnen. Beide Varianten sind wertvolle Begegnungsfelder, wie die 35 Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Citypastoral-Treffen in Wien im Austausch bemerkten. Während die Seelsorgerinnen mit Erfahrung in Straßenpastoral aus Linz sagen, sie wünschen sich ergänzend einen Raum, eine Bodenstation, sagen die Wiener Gesprächsinsel-Seelsorger nach dem Treffen, dass sie auch zusätzliche Formen des Hinausgehens entwickeln wollen.
„Wir wollen die Leute nicht abholen, wo sie sind. Wir wollen ihnen begegnen, wo sie sind.“ Diesem Satz der Linzer Citypastoral-Leiterin Dr.in Monika Udeani stimmten die hauptamtlichen und ehrenamtlichen Seelsorger aus anderen Städten voll zu. „Und wir wollen, dass Kirche anders erlebt wird, als sie vielfach in den Medien rüberkommt“, ergänzt Mag.a Angela Simek-Hall, Leiterin der Gesprächsinsel an der Wiener Freyung. Da das erste Netzwerktreffen der Citypastoral von ihrer Initiative ausging und auch in Wien stattfand, begann der Austausch mit einer Besichtigung der Gesprächsinsel und des jungen Zentrums Quo Vadis am Stephansplatz 6.
„Wenn Menschen unsere Insel anders verlassen als sie gekommen sind, dann sind wir zufrieden!“, sagt Angela Simek-Hall. „Und sehr oft merken wir an der Körpersprache, dass sich etwas getan hat.“ Die Gesprächsangebote sind keine therapeutischen Einrichtungen. Die haupt- und ehrenamtlichen MitarbeiterInnen sind Seelsorgerinnen und Seelsorger. Alle haben eine solide Ausbildung in Gesprächsführung und Begleitung, erhalten Supervision und Fortbildungsmöglichkeiten. Mit dabei beim österreichischen Networking war auch eine Kollegin aus Ungarn. In Budapest wollen die Jesuiten einen Raum nach dem Vorbild der Wiener Gesprächsinsel eröffnen. Ein Problem, das sich dort am Anfang noch stellt, ist, dass es zu wenige gut ausgebildete SeelsorgerInnen gibt.
„Die größte Kraft der Kirche ist der Dienst am anderen“, zitierte der Redemptoristen-Provinzial P. Lorenz Voith den neu gewählten Papst Franziskus. P. Voith hat die Gesprächsinsel in Wien mitinitiiert. Es gibt kaum ein Thema, das nicht in die Gesprächsinsel getragen wird. Aus allen sozialen Schichten kommen Männer und Frauen mit dem einen oder anderen Anliegen. 10.000 Kontakte pro Jahr zählt die 2008 gegründete Gesprächsinsel inzwischen. „Bei Bedarf verweisen wir auch weiter“, so Pater Voith. „An die Stadt Wien mit ihren psychosozialen Diensten oder an Ehe- und Familienberatungsstellen. Wir sind auch mit der Telefonseelsorge vernetzt.“
Der Normalfall in der Wiener Gesprächsinsel sind einmalige Gespräche, nicht längerfristige Begleitungen. Aber immer wieder gibt es Menschen, die mehrmals kommen. Ohne qualifizierte Ehrenamtliche ließen sich diese Einrichtungen nicht verwirklichen. Aber ohne Hauptamtliche ginge es auch nicht. „In einer Zeit, da die finanziellen Ressourcen in der Kirche immer knapper werden, ist es für manche schwer zu verstehen, warum Neues gegründet wird“, weiß Mag. Martin Wiesauer von der Kategorialen Seelsorge der Erzdiözese Wien aus Erfahrung. „Aber eine Kirche, die nichts Neues mehr probiert, wäre eine wirklich arme Kirche.“
[ms]
Citypastoral in Österreich:
Salzburg www.kirchen.net/infopointkirche
Linz www.urbiorbi.at
Wien www.gespraechsinsel.at, www.quovadis.or.at