Sr. Beatrix Mayrhofer ist froh, dass die Refugees jetzt eine Adresse haben
Sr. Beatrix Mayrhofer, die seit Ende Dezember die Refugees in der Votivkirche immer wieder besucht und mit ihnen und den verschiedenen Verantwortlichen nach Lösungen gerungen hat, schildert sehr persönlich die Entwicklungen der letzten Tage in einem Schreiben an die engagierten Mitschwestern aus verschiedenen Ordensgemeinschaften:
Am Donnerstag hat es noch ziemlich aussichtslos ausgesehen. Nach intensiven Verhandlungen mit Vertretern des Innenministeriums war Bischofsvikar Schutzki am 28. 2. schon sehr zuversichtlich, dass wir die Refugees überzeugen können, in das Quartier im Servitenkloster zu übersiedeln. Gemeinsam mit dem Sprecher von Kardinal Schönborn und Bischofsvikar Dariusz Schutzki habe ich in einem stundenlangen Gespräch versucht, die Männern vom Vorteil eines Wechsels in das andere Quartier zu überzeugen – leider zunächst ohne Erfolg. Trotz der Warnung, dass die Polizei nun verstärkt rund um die Votivkirche Personenkontrollen durchführt, haben am Abend einige Flüchtlinge die Kirche verlassen. Ausgerechnet einer der Sprecher der Gruppe wurde kontrolliert und verhaftet. Wir waren darüber sehr betroffen, denn gerade dieser Mann, der für uns beim Gespräch übersetzt hat, war sehr konstruktiv und um eine positive Vermittlung bemüht. Nach den Tumulten im Zusammenhang mit seiner Verhaftung wuchs die Sorge um den konfliktfreien Verlauf der Gottesdienste am Sonntag. Bischofsvikar Schutzki hat gebeten, dass einige Ordensfrauen am Sonntag in die Votivkirche zur Messe kommen.
Anruf am Samstag
Am Samstagnachmittag kam dann jedoch ein kurzer Anruf: „Sr. Beatrix, bitte am Sonntag um 7.30 Uhr vor der Votivkirche – streng geheim!“ Heute Sonntag komme ich um 7.15 zur Kirche. Es hat sich schon eine Gruppe von Unterstützern eingefunden. Die Information ist also doch nicht so geheim geblieben. Die Atmosphäre war zunächst gespannt, dann aber geradezu fröhlich: Ja, die Männer räumen die Kirche! Sie wollen das selbst so. In der Kirche herrschte eifriges Aufräumen. Es wurden die Formulare verteilt, mit denen die Flüchtlinge unterschrieben, dass sie mit den Behörden zusammenarbeiten werden und das Quartierangebot annehmen. Wir halfen beim Ausfüllen und erklärten noch einmal die Verpflichtung. Der Bus kam, wir schüttelten Hände und ließen uns wieder und wieder fotografieren.
Abfahrt in das neue Quartier
Nach einer ersten Verwirrung über die tatsächlich vorgesehenen Räume und weiteren hitzigen Debatten mit einzelnen Asylwerbern und Unterstützern konnten die MitarbeiterInnen der Caritas schließlich die Situation beruhigen. Und bald schauten die ersten Flüchtlinge lachend und winkend aus den Fenstern im 2. Stock des ehemaligen Klosters. Erleichtert ging ich in die 10.00 Uhr-Messe in die Servitenkirche und erlebte dankbar, dass am Schluss des Gottesdienstes die Situation erklärt und festgehalten wurde, dass der Pfarrgemeinderat die Aktion der Diözese unterstützt.
Zwei Begegnungen
Da war F., ein Gast im Pfarrcafe vor der Messe. Auch er hat es offenbar nicht leicht im Leben. Lautstark hat er gegen „diese Leute da“ protestiert. Gemeinsam mit einer Ärztin aus dem 18. Bezirk, die auch helfend anwesend war, ließ ich mich auf ein Gespräch mit ihm ein. F. wurde immer ruhiger und nachdenklicher. Und als wir das Cafe verlassen wollten, fragte er, ob denn „diese Männer“ Kleider bräuchten. Er hätte zwei Jacken und zwei Pullover, die möchte er spenden für sie.
Und da ist Adalat Khan, der so stille und starke Führer der Gruppe. Als wir aus der Votivkirche gingen, hielt er kurz meine Hand und sagte: „Wir möchten aber zurückkommen und selber die Kirche putzen. Wir möchten alles wegräumen und dann einen Blumenstrauß hinstellen. Zum Dank.“