Ordensspitäler in vielen medizinischen Feldern in Österreich federführend
„In den 30 Ordensspitälern in Österreich mit etwa 500.000 Patienten im Jahr und mehr als 20.000 Beschäftigten wird ein beachtlicher Teil der medizinischen Leistungen erbracht“, umreißt P. Erhard Rauch als Leiter der ARGE Ordensspitäler die Fakten und bedauert, „dass bei der aktuellen Gesundheitsreform die Spitalsträger der Ordensspitäler ausgeschlossen sind.“ Rauch sieht darin demokratiepolitisch einen Rückschritt. Sr. Cordis Feuerstein als stellvertretende Leiterin der ARGE betont, „dass in den Ordensspitälern das Menschliche und die Spitzenmedizin sehr gut zusammengehen.“ Ordensspitäler stehen für einen ganzheitlichen Ansatz und Feuerstein betont, „dass wir mit Mittelmäßigkeit nicht zufrieden sind.“
Leistungsreport gibt Überblick über Spitzenleistungen
Primarius Manfred Greher vom Herz-Jesu-Krankenhaus in Wien und Primarius Marcus Franz vom Hartmannspital haben in detaillierter Kleinarbeit unglaublich viele innovative medizinische Projekte und Spitzenleistungen im Leistungsreport zusammengetragen. Greher betont, „dass es gar nicht einfach war, aus der Fülle der Hochleistungen einzelne Dinge herauszuheben.“ Sie haben die herausragenden Projekte in vier Rubriken eingeteilt: medizinisch operative, medizinisch konservative, medizinisch technische Spitzenleistungen sowie Strukturen und Prozesse (siehe Liste).
Weltpatente und Operationsroboter in Ordensspitälern
Ein Weltpatent zur Behandlung der männlichen Inkontinenz (ATOMS) liegt im Ordensspital Göttlicher Heiland in Wien. „Mit diesem Implantat, das schon öfter als 1.000 Mal angewendet wurde, konnte ein wirklicher Fortschritt für die betroffenen Patienten erzielt werden“, weiß Greher. Ein anderes Beispiel für Spitzenmedizin in Ordensspitälern ist der Da Vinci-Operationsroboter. Er ermöglicht in der Chirurgie unglaublich feine Eingriffe. Der Chirurg sitzt am Terminal und überträgt seine Handbewegung auf den vierarmigen Roboter. Feinste Zitterbewegungen der Hand spielen dadurch bei Operationen keine Rolle mehr, und es gibt weniger Komplikationen. Barmherzige Brüder und Barmherzige Schwestern haben diesen Roboter im Einsatz.
Ordensspitäler sind Vorreiter und Erfahrungsträger bei bestimmten Operationsmethoden
Primarius Franz weist auf eine Besonderheit in Richtung angeborener grauer Star bei Kindern hin: „Die additive Intraokularlinse wurde 2012 bei den Barmherzigen Brüdern in Wien erstmals eingesetzt und verhilft Kindern zu einem neuen Sehen.“ Das Krankenhaus der Elisabethinen in Linz ist zum Know How Träger bei Nierentransplantation geworden, weil dort mittlerweile mehr als 1.000 Nieren transplantiert wurden. Beide Studienleiter verweisen darauf, dass die Ordensspitäler dem demografischen Wandel hin zur ‚Veralterung‘ nicht nur gewachsen sind, sondern dazu proaktiv unglaublich viel geforscht haben: „Die Ordensspitäler sind auf diesen Wandel vorbereitet, und mit der größten Akutgeriatrie Österreichs in Sierning können die drängensten Fragen beantwortet werden.“
Online-Sucht und psychosomatische Erkrankungen werden in Ordensspitälern speziell behandelt
Mit den DeLATour Treffen hat man auch die neu entstandene „Online-Sucht“ als Thema medizinisch und therapeutisch aufgegriffen. Gerade im Bereich „Psychosomatik“ geht man in den Ordensspitälern sowohl medizinisch als auch therapeutisch neue Wege mit dem Ziel, „betroffene Patienten nicht zu isolieren, sondern integrativ zu behandeln.“ Hier können die Ordensspitäler mit technischen Spitzenleistungen aufwarten (Bewegungsanalyse, Stoßwellen, Kombination Ultraschall und Kernspintomographie, Schmerztherapie).
Ordensspitäler sind nicht auf Elite-Patienten spezialisiert, sondern für alle da
Franz widerspricht einem Vorurteil, dass sich Ordensspitäler „Rosinen-Patienten“ herauspicken: „Neben diesen Spitzenleistungen liegt der Fokus unserer Verantwortung gerade auch auf Patienten, die viel Zeit und aufwändige Behandlung brauchen. Das tun wir oft unbeachtet und oft auch unbedankt. Damit kommen wir aber dem Grundauftrag der Ordensspitäler nach, der einer ganzheitlichen Sicht auf den Menschen verpflichtet ist. Wir stellen uns oft mit viel Geduld und viel persönlichem Einsatz diesen Patienten, die andernorts herumgeschoben werden.“
Orthopädie, Geriatrie und Schmerztherapie sind Kompetenz-Schwerpunkte in den Ordensspitälern
Greher erläutert anhand der Liste von überproportionalen Versorgungsanteilen die besonderen Dienstleistungen, die oft nicht in dieser Dimension gesehen werden: „Kaum jemand auf der Straße würde es für möglich halten, dass bei 20% der Betten 66% der komplexen orthopädischen Eingriffe in Ordenskrankenhäusern erfolgen.“ Dass Ordensspitäler im Bereich Schmerz und Alter für besonders zuständig angesehen werden, liegt am Grundauftrag, „mit Geduld den ganzen Menschen in seiner konkreten Situation nicht aus den Augen zu verlieren.“ So kommt es, dass 86% einer bestimmten Schmerzbehandlungsmethode von den Spezialisten in Ordensspitälern durchgeführt werden.
Greher und Franz betonen, „dass für verschiedene Themen eigene Boards wie Tumorboards interdisziplinär geschaffen werden.“ Damit werden neue Erkenntnisse im Bereich Forschung und Lehre sofort nutzbar gemacht: „Wir haben keine Berührungsängste und zum Wohle der Patienten arbeiten wir natürlich auch mit öffentlichen Spitälern zusammen.“
2013_02_27_PK_Ordensspitaeler_Inhalt.pdf
Fotos: Katrin Bruder