Wechsel an der Spitze der Frauenorden
In 40 Sprachen FRIEDE, immer und immer wieder. Alle Gänge des Schulzentrums der Armen Schulschwestern von Unserer Lieben Frau in Wiens 15. Bezirk sind vom „Friedensband“ umschlungen. 40 Muttersprachen sprechen die Schülerinnen und Schüler in den 6 Bildungseinrichtungen des Zentrums. Hofrätin Schwester Dr. Beatrix Mayrhofer war 18 Jahre ihres Lebens die Leiterin des Privatgymnasiums Friesgasse, das zum Schulzentrum gehört. Und sie war es von ganzem Herzen. Das sieht man ihr an, wenn sie von der Schule spricht. „Bis zu 60 Prozent unserer Kinder haben Deutsch als Zweitsprache. Das ist unser Programm! Wir sind wie eine hochlebendige kleine UNO-City.“ Die Schülerinnen und Schüler haben oft schon großes Leid bewältigt, wenn sie ans Schulzentrum kommen, erzählt Sr. Beatrix Mayrhofer. „Wenn ein Jugendlicher mit 15 Jahren aus Afghanistan flüchtet, nach wenigen Jahren an unserer Schule maturiert und dann Meeresbiologie studiert – das nenne ich die Elite!“
Frauenorden im Wandel
2010 ging Sr. Dr. Beatrix Mayrhofer als Schuldirektorin in Pension. Ab 1.1.2013 wird sie wieder eine bunte, sehr bunte Vereinigung leiten: Die Vereinigung der Frauenorden Österreichs (VFÖ). 120 Orden mit über 535 Standorten in Österreich (sowie zahlreichen weiteren in der ganzen Welt) gehören der Vereinigung an. Sr. Beatrix Mayrhofer löst Sr. Dr.in Kunigunde Fürst als Präsidentin der VFÖ ab, die ihre Präsidentschaft vorzeitig beendet hat, um zum Einsatz nach Kasachstan aufzubrechen. Sr. Dr. Beatrix Mayrhofer rückt als bisherige Stellvertreterin in das Amt der Präsidentin. „Wir sind mitten im Wandel. Bis zur nächsten Präsidentschaftswahl 2014 möchten wir der Vereinigung der Frauenorden Österreichs neue Strukturen gegeben haben. Es ist an der Zeit“, sagt Sr. Mayrhofer im Blick auf ihr Aufgabengebiet. „Ich führe die Anliegen meiner Vorgängerin weiter.“
Orden sind gefragt. Aber wo?
Zur kopfstehenden Alterspyramide in den Frauenorden meint die neue Präsidentin der VFÖ: „Wichtig ist, dass wir der Situation ins Auge schauen. Nicht einfach so tun, als ob nichts wäre. Das braucht Mut.“ Die Vereinigung der Frauenorden unterstützt Gemeinschaften dabei, die Übergänge gut zu gestalten. Da geht es um die sinnvolle Weiterverwendung von Gebäuden, aber auch um persönliche Fragen wie Kranken- und Pflegeversicherung. „Am wichtigsten ist aber, dass wir trotz allem schauen: Wo sind wir als Orden heute gefragt?“ Es gibt immer mehr Projekte, die mehrere Gemeinschaften gemeinsam umsetzen. Wie das bereits in kurzer Zeit bekannt gewordene Schutzhaus für Opfer von Menschenhandel. Oder ein großes Projekt im Südsudan, wo Frauenorden beteiligt sind, das Schulsystem wieder aufzubauen.
Attraktives Ordensleben
Hofrätin Schwester Dr. Beatrix Mayrhofer wurde 1948 in Taufkirchen an der Trattnach (Oberösterreich) geboren. 1967 maturierte sie an der damaligen Frauenoberschule der Vöcklabrucker Schulschwestern in Wels. 1971 trat sie als Lehrerin in Wien in den Orden der Armen Schulschwestern von Unserer Lieben Frau ein. Nach dem Studium der Pädagogik (mit Doktorat) und Psychologie studierte sie Theologie und Psychologie/Philosophie/Pädagogik als Lehramtsstudium, unter anderem in Regensburg, wo sie Prüfungen bei Prof. Joseph Ratzinger ablegte. Bereits 1985 bis 1993 war sie Provinzoberin von Österreich. Seit 2010 leitet sie die Provinz Österreich und Italien sowie die Regionalkonferenz der Frauenorden der Diözesen Wien und Eisenstadt. Ihre Stellvertreterin ist Sr. Franziska Bruckner, Generaloberin der Schulschwestern vom III. Orden des Hl. Franziskus Amstetten. Sr. Mayrhofers Vision als VFÖ-Präsidentin ist ein attraktives Image der Ordensfrauen: „Ich wünsche mir, dass Ordensfrauen in ihrem Leben wirklich glückliche Menschen sind. Und dass man ihnen das auch ansieht!“