Keine Museumswärterin, sondern Initiatorin
Sie ist wie ein Kaleidoskop. Bunt, sehr bunt sogar – so charakterisierte Propst Maximilian Fürnsinn als Vorsitzender der Superiorenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften Österreichs und Laudator die neue Trägerin des Großen Ehrenkreuzes für Verdienste um die Republik Österreich, Sr. Dr.in Kunigunde Fürst. Sie erhielt die höchste Auszeichnung der Republik im Namen des Bundespräsidenten Heinz Fischer überreicht durch den Leiter des Kultusamtes, MR Mag. Oliver Henhapel. Im gut gefüllten Audienzsaal des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur ließ Propst Fürnsinn in seiner Laudatio möglichst viele Farben des Kaleidoskops aufleuchten.
Gründerin sozialer Werke und pädagogische Vordenkerin
„Nicht umzubringen“, scharf analysierend, bringt Sachen auf den Punkt, hat großes Gottvertrauen und braucht immer wieder neue Herausforderungen, so beschreiben andere die ehemalige Mathematikprofessorin, Doktorin der Theologie und langjährige Generaloberin der „Vöcklabrucker Schulschwestern“. Ganz verschiedene soziale Einrichtungen hat sie initiiert und mitbegründet: die Klinik für psychische Gesundheit in Braunau, das Haus Lea für Frauen in Krisensituationen, die Starthilfe für Wohnungssuchende, Essen für Wohnungslose im Elisabethstüberl, den Sozialmarkt Korb, Hospizangebote, Ordensfrauen gegen Menschenhandel und, und, und. Neben ihren sozialen Pionierstaten hat sie auch im Schulbereich ihre Spuren hinterlassen. Sie hat in die pädagogische Diskussion Aspekte eingebracht, die laut Propst Maximilian Fürnsinn in der Schuldiskussion fehlen. Allen voran die Frage: Welches Menschenbild liegt unserer Pädagogik zugrunde?
Prophetin in der Kirche, schaut nach vorne und nicht zurück
In Kirche und Ordensgemeinschaften hat sie prophetischen Weitblick bewiesen: In der Diözese Linz sind Schwestern in einen leerstehenden Pfarrhof eingezogen und haben sich der Pfarrseelsorge gewidmet. Sie hat die Zusammenarbeit zwischen Frauenorden und Männerorden verstärkt und die Zusammenlegung der Generalsekretariate eingefädelt. Sie hat den Frauenorden auch in der Öffentlichkeit eine Stimme gegeben. Ganz im Stil ihres bisherigen innovativen Lebens ist auch jetzt ihr Abschied als Generaloberin und Präsidentin der Frauenorden Österreichs ein Neuaufbruch. Sobald sie ihr Visum für Kasachstan erhält, übersiedelt die feurige Pensionistin zu ihrem neuen Lebensabschnitt nach Kasachstan, wo ihr Orden eine Schule erhält. „Die Hand am Pflug, schaut Sr. Kunigunde Fürst nicht zurück, sondern nach vorne“, so formuliert es Prälat Propst Maximilian Fürnsinn.
„Wir sind keine Museumswärterinnen“
„Ich nehme die Auszeichnung für alle Frauenorden Österreichs entgegen“, bedankte sich Sr. Dr.in Kunigunde Fürst für die Überreichung des Ehrenzeichens. „Ich stehe hier für die 4.200 Ordensfrauen, die in Österreich wirken.“ Es sei nicht selbstverständlich, dass wahrgenommen werde, was Ordensfrauen leisten, bedauerte sie in ihrer Ansprache. In den kontemplativen (beschaulichen, betenden) Gemeinschaften, in den seit über 100 Jahren aktiven Gemeinschaften und in den jüngeren, sehr vielseitigen Gemeinschaften leisten sie einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft. Ihre Kraft dazu, so Sr. Kunigunde Fürst, schöpfen sie aus der Eucharistie, aus der Begegnung mit dem Wort Gottes in der Heiligen Schrift und aus dem Leben in der Gemeinschaft. „Wir sind keine Museumswärterinnen!“ Wenn Sr. Kunigunde das sagt, glaubt man es ihr. „… und auch keine Pinguine, die auf dem Mond leben. Wir wollen prophetische Menschen sein. Menschen, die das Wort haben, auch wenn sie nicht das Sagen haben.“
[ms]