Die Kraft der Netzwerke
Der Austragungsort des diesjährigen „Vernetzungstreffens Kulturgüter“ war das Stift St. Paul im Lavanttal. (c) Stift St. Paul
Auf der Agenda standen dabei Beiträge und Diskussionen zu verschiedenen Themenbereichen. So wurde beispielsweise geklärt, wie man Ausstellungen auf Reisen schickt, wie Restaurierungen durch Fundraising finanziert werden können, was beim Leihverkehr rechtlich zu beachten ist, welche Arbeitsgruppen schon bestehen sowie welche Ratgeber für die Erhaltung von Kunst und Kulturgut zu empfehlen sind.
Die reisenden Ausstellungen
Auftakt zur zweitägigen Veranstaltung machte nach der Begrüßung durch P. Marian Kollmann OSB, Administrator des Stifts St. Paul und Vorsitzender der Kärntner Ordenskonferenz, P. Gerfried Sitar OSB, der Direktor des Museums und der Sammlung des Stifts St. Paul. Bei einer Führung durch die Bibliothek und die Ausstellungsräume des Museums erläuterte er, wie die Erhaltung von Sammlungen und die Durchführung von Ausstellungen im Kloster finanziert werden können. Als innovative Möglichkeit stellte er das Konzept der „Ausstellung to go“ des Stifts St. Paul vor.
P. Gerfried Sitar OSB führte durch die Bibliothek und die Ausstellungsräume des Museums des Stifts St. Paul. (c) ÖOK
P. Gerfried Sitar entwirft „Ausstellungspakete“, die er in von Angestellten des Klosters selbst gefertigten Klimakisten auf Reisen schickt, vor allem nach Deutschland. So sei die Wirtschaftlichkeit der Ausstellungen gegeben.
Arbeitsgemeinschaften als wichtige Ansprechpartner
Anschließend war Zeit für die Vorstellung der Tätigkeitsfelder verschiedener Arbeitsgemeinschaften (ARGEs). Wolfgang Christian Huber, Kustos des Augustiner Chorherrenstifts Klosterneuburg, und Heimo Kaindl, der Direktor des Diözesanmuseums Graz und Diözesankonservator der Diözese Graz-Seckau, stellten die ARGE kirchlicher Museen und Schatzkammern vor. Das Ziel der ARGE ist es, die kirchlichen Museen in ihrer Arbeit des Sammelns, Bewahrens und Erforschens von christlicher Kunst und Liturgie zu unterstützen.
Wolfgang Christian Huber brachte Beispiele aus der Tätigkeit der ARGE kirchlicher Museen und Schatzkammern. (c) ÖOK
Wolfgang Wanko, Museumsdirektor und Kustos der Kunstsammlungen der Erzabtei Stift St. Peter in Salzburg, erklärte die Tätigkeiten des Netzwerks graphischer Sammlungen Österreichs. Im Fokus stehen dabei die Erarbeitung digitaler Standards sowie die internationale Vernetzung graphischer Sammlungen.
Die ARGE Kirchliche Konservator:innen Österreichs wurde von Heimo Kaindl und Rosmarie Schiestl, der wissenschaftlichen Leiterin der Schatzkammer Gurk und Konservatorin der Diözese Gurk, vorgestellt. Sie sprachen über den richtigen Umgang mit kirchlichen Kunst- und Kulturgütern und stellten das gemeinsame Projekt der ARGE, das Handbuch „Schöne Kirche“ vor, das allen Verantwortlichen für die Kirchen und Kapellen Österreichs Hilfestellung zum Umgang mit den Ausstattungen gibt.
Spenden als wichtige Voraussetzung der Restaurierung
Den Abschluss des Vernetzungstreffens bildeten zwei Vorträge. P. Nikolaus Reiter OSB, der Verantwortliche für die Kirche in St. Paul, widmete sich Restaurierungsprojekten. Nach einigen Überlegungen zur Ganzheitlichkeit, den Veränderungen des heutigen Daseins und dem wachsenden Individualismus der heutigen Gesellschaft, zog er Vergleiche zwischen Kirche und Museum. Kirche sei zwar kein Museum, Ähnlichkeiten bestünden aber durchaus. Das leitete ihn zum eigentlichen Thema seines Vortrags – dem erfolgreichen Fundraising für die Restaurierung des Marienaltars in der Stiftskirche.
P. Nikolaus Reiter OSB berichtete den Teilnehmer:innen über das erfolgreiche Fundraising für die Restaurierung des Marienaltars in der Stiftskirche. (c) ÖOK
Die Spendenbereitschaft der Bevölkerung habe nicht nur für die Restaurierung des Altars gesorgt, sie habe auch den Beginn für weitere Restaurierungsprojekte markiert. „Wichtig ist die Herzenssache, dass man mit allen Sinnen dabei ist“, betonte P. Nikolaus Reiter und verwies auf die Bedeutung der richtigen Kommunikation und des Schaffens von Beziehungen mit der Kirche, dem Altar, der jeweiligen Skulptur und vor allem mit den Menschen.
Der Marienaltar der Stiftskirche wurde mittels Fundraising restauriert. (c) ÖOK
Der Wert der Alarmanlage
Kunsthistoriker Johannes Ramharter sprach abschließend „Vom Wert der Dinge“ und warf einen Blick auf die rechtlichen Strukturen sowie die Versicherung von Kunstsammlungen. Diese stünden im Spannungsfeld zwischen kulturellem Auftrag und der Aufgabe der Verwaltung wirtschaftlicher Werte. Ramharter ging daher auf die Verantwortung für anvertraute Kunstwerke, deren Bewertung und Sicherung ein und gab praktische Tipps. Sein Fazit fiel folgendermaßen aus: „Besser in eine gute Alarmanlage und Sicherheitsmaßnahmen investieren, als hohe Versicherungen abschließen.“
Kunsthistoriker Johannes Ramharter sprach „Vom Wert der Dinge“. (c) ÖOK
„Erfahrungsaustausch, Vernetzung und Kooperationen sind notwendig“
Mit einem gemeinsamen Mittagessen im Stift St. Paul ging das „Vernetzungstreffen Kulturgüter“, das seit 2019 jährlich stattfindet, zu Ende. Das Fazit der Veranstalter fiel positiv aus. „Erfahrungsaustausch, Vernetzung und Kooperationen sind notwendig zur gemeinsamen Entwicklung von Strategien zur Bewahrung, Erhaltung und Erforschung des kulturellen kirchlichen Erbes“, erklärte Karin Mayer, die Leiterin des Bereichs Kultur und Dokumentation der Österreichischen Ordenskonferenz. Wichtig sei es daher, das Angebot an Vernetzungen, Kooperationen und Arbeitsgemeinschaften auch anzunehmen und sich am Diskurs zu beteiligen. Das nächste „Vernetzungstreffen Kulturgüter“ im Jahr 2024 wird im Stift Klosterneuburg stattfinden.
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[teresa bruckner]