Bekanntester Ordensmann Österreichs seit 25 Jahren Kardinal
Ordensmann und Kardinal: Christoph Schönborn OP ist seit 60 Jahren Dominikaner und auf den Tag genau seit 25 Jahren Kardinal. (c) Priesterseminar Wien
Der Wiener Erzbischof Christoph Schönborn zählt zu den wichtigsten Persönlichkeiten der Weltkirche, er war ein enger Vertrauter des jüngst verstorbenen Papstes Benedikt XVI. und gilt als wichtiger Gesprächspartner auch für Papst Franziskus. Heute jährt sich seine Aufnahme ins Kardinalskollegium zum 25. Mal: Er wurde am 21. Februar 1998 von Papst Johannes Paul II. zum Kardinal erhoben.
Ein Dominikaner als Kardinal
Neben seinem „silbernen Kardinalsjubiläum“ jährt sich für Christoph Schönborn heuer auch noch ein weiteres wichtiges Ereignis: Im Jahr 1963 – also vor genau sechzig Jahren – trat er im westfälischen Warburg zusammen mit 18 anderen Novizen in den Dominikanerorden ein. Bis heute ist er seiner Ordensgemeinschaft herzlich verbunden und betont auch immer wieder die Bedeutung, die Domingo do Guzman, der Gründer des Dominikanerordens, für ihn hat – zuletzt in diesem Artikel.
Wie der Wiener Kardinal in einem Interview mit radio klassik Stephansdom vor zwei Jahren verriet, hat er die Entscheidung, schon sehr jung, gleich nach der Matura, in einen Orden einzutreten, nie bereut. In dem Gespräch machte er aber auch kein Hehl daraus, dass das Ordensleben nicht frei von Spannungen, Konflikten und Krisen ist. Auf die Zukunft der Orden angesprochen, gab sich Christoph Schönborn überzeugt, dass es diese spezielle Form des Gemeinschaftslebens mit einem gemeinsamen Ziel sicher weiter geben wird.
Doppelter Grund zur Freude: Vor sechzig Jahren trat Christoph Schönborn in den Dominikanerorden ein, vor fünfundzwanzig Jahren wurde er zum Kardinal erhoben. (c) Glaube im Bild
Wegkommen von der Ich-AG
In einem aus Anlass seiner Kardinalserhebung vor 25 Jahren am Sonntag in der ORF-Sendung „Orientierung“ ausgestrahlten Interview gab Christoph Schönborn Einblicke in seine eigene religiöse Sozialisation, aber auch in seine Krankheitsgeschichte und seine vielen Spitalsaufenthalte in den letzten Jahren: „Ich erlebte mich dabei nicht sehr fromm: Mich beschäftigte die Krankheit. Man meint vielleicht, als Kardinal im Spital strömt das Beten nur so - aber das ist nicht unbedingt so", antwortete Schönborn auf die Frage, ob Not beten lehre.
Not lehre weniger Beten als vielmehr das tatkräftige Helfen. Das sei auch der Kern des Evangeliums, das nicht zuerst von religiöser Praxis handle, sondern davon, wie man sich dem Nächsten gegenüber verhalte, so Schönborn. Entsprechend sehe er Impulse kirchlicher Erneuerung auch vor allem in „starken, positiven Erfahrungen“ des Helfens und der Fürsorge. Damit verbinde sich auch ein gesellschaftlicher Auftrag: „Wir müssen wegkommen von der Ich-AG. Ich, ich, ich: das ist nicht das, was das Leben erfüllt macht“.
Amtsantritt in Krisenzeiten
Als Schönborn - seit 1991 bereits Wiener Weihbischof - 1995 zunächst Erzbischof Koadjutor und schließlich Erzbischof von Wien wurde, übernahm er eine Kirche in einer tiefen Krise infolge der „Causa Groer“. In den Jahren als Erzbischof und Kardinal rückte Schönborn mehrfach ins weltkirchliche Scheinwerferlicht: etwa durch die Stadtmissions-Initiativen, die Wiener Diözesanreform, das Handling der Missbrauchskrise und seine wichtige Rolle als Vermittler und theologischer Interpret der Anliegen von Papst Franziskus.
Auf die Frage eines möglichen Nachfolgers und notwendige Qualifikationen angesprochen sagte Schönborn: „Die wichtigste Qualifikation ist: Er muss menschlich in Ordnung sein“, außerdem „ein Herz haben, Verstand und Verantwortungsbewusstsein“.
Biografische Notizen
Christoph Schönborn wurde am 22. Jänner 1945 im böhmischen Skalken (Skalka) geboren. Seine Kindheit verbrachte Christoph Schönborn in Schruns in Vorarlberg. Nach der Matura 1963 trat er im westfälischen Warburg in den Dominikanerorden ein. Er studierte an den Ordenshochschulen in Walberberg bei Bonn (Philosophie und Theologie) und Le Saulchoir (Theologie), an der Universität Wien (Philosophie und Psychologie), an der Ecole Practique des Hautes Etudes, Sorbonne (Christianisme Byzantine et Slave) sowie am Institut Catholique in Paris (Theologie). Am 27. Dezember 1970 wurde er von Kardinal Franz König in Wien zum Priester geweiht.
1971/72 absolvierte Schönborn ein Doktoratsstudium am Institut Catholique in Paris, 1972/73 ein Studienjahr in Regensburg, wo der spätere Papst Benedikt XVI. sein Lehrer war. 1974 erwarb Schönborn am Institut Catholique in Paris den Doktorgrad mit einer Dissertation über das Thema "L'Icone du Christ", einer ersten Frucht seiner profunden ostkirchlichen Studien. Von 1973 bis 1975 war Schönborn parallel zu seinen Studien Studentenseelsorger an der Grazer Hochschulgemeinde. Ab 1975 lehrte Christoph Schönborn zunächst als Gastprofessor Dogmatik an der Katholischen Universität Fribourg (Schweiz) und betreute ab 1978 auch einen Lehrauftrag für die Theologie des christlichen Ostens. Von 1981 bis 1991 war er Ordinarius für Dogmatik in Fribourg.
1980 wurde er Mitglied der Internationalen Theologenkommission des Heiligen Stuhls. 1987 wurde ihm die Aufgabe übertragen, als Redaktionssekretär den "Weltkatechismus" zu redigieren, der 1992 veröffentlicht wurde.
1991 wurde Christoph Schönborn zum Weihbischof für die Erzdiözese Wien ernannt. Seine Bischofsweihe erfolgte am 29. September 1991. Am 13. April 1995 wurde Schönborn von Johannes Paul II. unter dramatischen Umständen (es war das Jahr der „Causa Groer“) zum Erzbischof-Koadjutor von Wien ernannt, am 14. September 1995 zum Erzbischof von Wien.
Am 21. Februar 1998 wurde der neue Wiener Erzbischof zum Kardinal erhoben. Seine Titelkirche ist „Gesu Divin Lavoratore“ in den südlichen Vorstädten Roms, eine Pfarre mit einer besonders intensiven Seelsorge. Am 30. Juni 1998 übernahm Schönborn auch den Vorsitz der Österreichischen Bischofskonferenz, den er bis 2020 innehatte. Zuletzt hatte Papst Franziskus seine Amtszeit als Wiener Erzbischof bei Erreichen des Pensionsalters von 75 Jahren 2020 „vorläufig und auf unbestimmte Zeit“ verlängert.
Weiterlesen:
Website von Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn OP
[markus lahner]