Sr. Franziska Madl: Kirche ist zu sehr mit sich selbst beschäftigt
Die zweite Vorsitzende der Ordenskonferenz, Sr. Franziska Madl, äußert sich im ORF-Interview über die aktuelle Situation in der Kirche. (c) ÖOK/emw
Derzeit leide die Kirche an einem "schlechten Image", befand die 42-jährige Priorin des Wiener Dominikanerinnenklosters. Dies sei auch einer der Gründe, warum Menschen "nicht mehr auf die Idee kommen, bei der Kirche zu suchen".
Noch vor Jahrzehnten sei die Kirche auch deshalb mehr als Anlaufstelle in Sinnfragen aufgesucht worden, da in Pfarrhöfen immer jemand dagewesen sei. "Da gab es den Pfarrer, die Pastoralassistentin, die Haushälterin. Wenn immer jemand da ist, wenn man Hilfe braucht, wenn man mit jemandem reden will, dann kann man dort hingehen", so Sr. Madl. Heute seien viele Pfarrhöfe nicht mehr durchgehend besetzt, zudem würden Informationen oftmals zuerst im Internet gesucht. "Und da wird man in unterschiedlichen Richtungen fündig", bemerkte die Ordensfrau.
Es steht schlecht um das Image der Kirche, befindet Sr. Franziska Madl im ORF-Interview. (c) ÖOK/emw
Hinsichtlich der Situation in den Ordensgemeinschaften bestätigte die Dominikanerin den zahlenmäßig raschen Rückgang der Ordensfrauen in Österreich von noch fast 4.000 im Jahr 2015 auf knapp 2.800 im Vorjahr. Viele Schwestern würden gleichzeitig alt, damit gebe es auch viele Todesfälle. Vor allem aber falle ins Gewicht, dass immer weniger Menschen den Glauben praktizierten. Verliere das religiöse Leben an Bedeutung, "dann wird natürlich auch die Zahl derer, die sich die Frage stellen, ob eine Berufung vielleicht das ihre sein könnte, auch immer geringer." Somit gelte: "Der Pool, aus dem wir fischen, wird kleiner".
Dass ihr selbst "die Beziehung zu Jesus Christus wichtig" war und sie "irgendetwas beruflich in diese Richtung machen" wollte, sei ihr schon in der Kindheit klar gewesen, erklärte Sr. Madl. Maßgeblich dazu beigetragen hätten ihre Großeltern, die ihr "einen bodenständigen, angenehmen katholischen Glauben vorgelebt" hätten.
Keinen Widerspruch sieht die Ordensfrau zwischen ihrer religiösen Berufung und ihrer Vorliebe für Rockmusik, wie etwa von Linkin Park oder Metallica. Dabei handle es sich schlichtweg um "eine Frage des persönlichen Geschmacks". Einmal sei sie sogar mit U2-Leadsänger Bono auf der Bühne gestanden, berichtete Sr. Madl. Dazu kam es, als sie vor dem Stadion als Freiwillige im Einsatz war, um für Bonos Hilfswerk "One" Unterschriften zu sammeln - und dabei unter jenen war, die am meisten Unterschriften zusammenbrachten.
Hier können Sie das Interview in mit ORF NÖ nachsehen (bis 24. Dezember 2022)
Hier können Sie das gesamte Gespräch auch nachhören. (Podcast "Ganz persönlich")
[elisabeth mayr-wimmer]