Orden als Vorzeigemodell für Frauen und Männer auf Augenhöhe
Erzabt Korbinian Birnbacher wurde in seinem Amt als Vorsitzender der Österreichischen Ordenskonferenz bestätigt, ihm zur Seite steht Priorin Sr. Franziska Madl als stellvertretende Vorsitzende. (c) öok/emw
Orden – relevant für Kirchen und Gesellschaft
Auch wenn die Ordensleute künftig noch etwas weniger werden. Weniger relevant für Kirche und Gesellschaft werden sie deshalb sicher nicht. Das haben Erzabt Korbinian Birnbacher und Priorin Sr. Franziska Madl im Kathpress-Interview betont. Die beiden wurden am Montag von der Generalversammlung der Österreichischen Ordenskonferenz zu den Vorsitzenden für die nächste dreijährige Amtsperiode des Vorstands gewählt. Birnbacher hat den Vorsitz inne, er wurde als Vorsitzender wiedergewählt, Madl ist seine Stellvertreterin. Madl, die auch schon die vergangenen drei Jahre dem Vorstand angehörte, betonte, dass sich der Zusammenschluss von Männer- und Frauenorden höchst bewährt habe.
Vorzeigemodell
"Das kann ein Vorzeigemodell sein, wie Männer und Frauen in der Kirche auf Augenhöhe miteinander arbeiten und kommunizieren können", so Madl wörtlich.
Zur Frage, weshalb nun wieder ein Mann zum Vorsitzenden gewählt wurde, meinte Madl, dass die Zeit wohl derzeit noch nicht reif sei für eine Frau, "aber das wird sicher kommen". Die großen Themen würden Männer- wie Frauenorden gleichermaßen beschäftigen, "und dabei kann durchaus eine Frau auch die Männer vertreten, wie auch ein Mann die Frauen vertreten kann".
Da die Frauenorden tendenziell immer älter werden, haben man sich schon seit längerer Zeit verstärkt den Herausforderungen von Pflege und Altersversorgung widmen müssen. Hier seien die meisten Frauenorden schon recht gut aufgestellt. Fragen der Leitung und der Vermögensverwaltung bei jenen Frauenorden, deren Zeit zu Ende geht, seien derzeit aber aktuelle Fragen, denen man sich stellen müsse.
Ein eingespieltes Team. Beide sind seit Gründung der Österreichischen Ordenskonferenz im November 2019 im Vorstand vertreten und bilden nun die "Doppelspitze" der Österreichischen Ordenskonferenz. (c) öok/emw
Dort sein, wo es notwendig ist!
Madl zeigte sich im Kathpress-Interview realistisch wie optimistisch zugleich. Die Ordensfrauen würden wohl noch weniger, zugleich werde es immer Ordensfrauen geben. "Das Ordensleben war nie ein großes Massenphänomen, außer im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Das Ordensleben wird sich aber sicher halten, und Ordensfrauen wird es auch künftig dort geben, wo sie notwendig sind und die Gesellschaft sie braucht."
Wirkung entfalten und Kreise ziehen
Auch Erzabt Birnbacher zeigte sich überzeugt, "dass es nicht um die großen Zahlen geht". Klöster seien auch weiterhin wichtige Orte. Es sei notwendig, zu zeigen, "was Christsein heute bedeutet". Wichtig sei, dass es für suchende Menschen auch in Zukunft spirituelle Orte gibt, "wo verlässlich jemand da ist". Es komme nicht auf die große Anzahl an Ordensleuten an. "Es gibt auch sehr lebendige Gemeinschaften, die vielleicht nur aus drei, fünf oder sieben Leuten bestehen, und die können genauso eine unglaubliche Wirkung entfalten und größere Kreise ziehen", so der Erzabt.
Birnbacher wurde von der Generalversammlung der Ordenskonferenz für weitere drei Jahre zum Vorsitzenden gewählt. Im Rückblick auf die vergangenen drei Jahre nannte der Erzabt den Opferschutz und die Missbrauchsprävention als einige von mehreren zentralen Themen, die die Arbeit im Rahmen der Ordenskonferenz prägten. Für die Zukunft ein großes Thema seien die Strukturreformen in den Diözesen, die auch die Orden betreffen. Konkret gehe es etwa um die Besoldung der Ordenspriester. Ein Thema mit noch vielen offenen Fragen, "die wir gemeinsam mit den Bischöfen noch beraten wollen".
Das Interview führte Georg Pulling / kathpress