Ordensgemeinschaften Österreich verleihen Preis der Orden
Die drei Gewinnerprojekte stehen fest und wurden im Zuge der Ordenstagungen 2022 geehrt: "Quartier 16", "dieQuelle.com" und "dock - Sozial- und Gesundheitspraxis". (c) ÖOK/emw - Zum Download
Die Laudator:innen Rita Kupka-Baier, Georg Nuhsbaumer und Harald Schiffl betonten das außergewöhnliche soziale und spirituelle Engagement der Preisträger:innen, alle drei Projekte liegen an den Schnittstellen zwischen Ordensgemeinschaften und anderen kirchlichen oder gesellschaftlichen Organisationen. Erzabt Korbinian Birnbacher, Vorsitzender der Österreichischen Ordenskonferenz, und Generalsekretärin Sr. Christine Rod überreichten die Preise an die Gewinner:innen. Der Preis ist mit 12.000 Euro dotiert, der zu gleichen Teilen auf die drei Gewinner aufgeteilt wird.
Die Preis-der-Orden-Gewinner aus dem Ländle: "dieQuelle.komm" - das Begegnungscafé in Feldkirch. (c) ÖOK/emw - Zum Download
dieQuelle.komm – Begegnungscafé in Feldkirch
Über die Grenzen der Wohlfühlzone hinaus
„In den Regeln einer katholischen Gemeinschaft zu lesen, dass die Mitglieder der Gemeinschaft sich mit den Strukturen, in denen Menschen leben, auseinandersetzen, macht aufmerksam. Und neugierig darauf, wie das umgesetzt wird. Mit dem Projekt "dieQuelle.komm" wird über die Grenzen der Wohlfühlzone hinausgegangen, was schon am Ort – in Bahnhofsnähe, nie ein ‚gutes‘ Viertel – ersichtlich ist. Alle werden willkommen geheißen. Kommen tun vor allem Menschen, die im eigentlich öffentlichen einen privaten sozialen Raum suchen. Paradox?“, so Laudatorin Rita Kupka-Baier über das Projekt dieQuelle.komm.
Ein Herzensort
Seit 2017 gibt es dieQuelle.komm der Frohbotinnen – ein Begegnungscafé direkt am Bahnhof Feldkirch (Vbg.). Jeweils zwei Ehrenamtliche empfangen die Gäste, bieten ihnen gratis Kaffee oder Tee an und stehen für Gespräche oder als Lern- oder Spielpartner zur Verfügung. Es ist für jede und jeden offen: Menschen, die als Flüchtlinge nach Österreich gekommen sind, Menschen, die sich einfach über Gesellschaft freuen, die unter Einsamkeit leiden oder mit psychischen Störungen leben, oder die einfach nur die Wartezeit bis zur Weiterfahrt mit dem Zug hier überbrücken wollen. „Es ist ein Projekt, das ganz bewusst auf professionelle Beratung und Unterstützung verzichtet und ein Herzensort sein will, ganz im Sinne von ‚Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch erquicken.‘ (Mt 11,28)“, so die Frohbotinnen.
Ein Platz für Frauen in Notsituationen: das "Quartier 16" in Vöcklabruck der Franziskanerinnen erhielt ebenfalls den Preis der Orden. (c) ÖOK/emw - Zum Download
Quartier 16 – Wohnung. Begleitung. Orientierung für Frauen
„Genau dort helfen, wo bisher niemand hilft.“
„Eigenständigkeit und Selbstbestimmung von Frauen – man muss die Franziskanerinnen von Vöcklabruck und ihre Spiritualität nicht näher kennen, allein durch die Ziele ihres Projektes ‚Quartier 16‘ wird zumindest ein Aspekt deutlich, wie sie präsent, relevant und wirksam sein möchten: Frauen in Notsituationen für eine Übergangszeit Quartier zu geben und sie zu begleiten und unterstützen. Bemerkenswert an der Initiative ist die professionelle Abgrenzung des Angebotes und die Zusammenarbeit mit anderen sozialen Diensten. Das ermöglicht genau dort zu helfen, wo sonst bisher niemand hilft. Auch ästhetisch beeindruckt dieses Projekt. Ist doch das Quartier in einem renovierten historischen Gebäude untergebracht und sehr ansprechend gestaltet“, so Laudator Georg Nuhsbaumer.
Lebenspraktische Begleitung
Die Franziskanerinnen von Vöcklabruck gründeten im Oktober 2021 das Quartier 16 – ein Haus für Frauen mit oder ohne Kinder(n) in schwierigen Berufs-, Beziehungs- und Lebenssituationen im Stadtzentrum von Vöcklabruck (OÖ). Die Frauen werden dort sozialpädagogisch und lebenspraktisch begleitet, dies beinhaltet unter anderem die Unterstützung bei der Tagesstruktur, Einzelgespräche, Hilfe bei Behördengängen, pädagogische Unterstützung uvm. Durch diese lebenspraktische und sozialpädagogische Betreuung wird die Eigenständigkeit der Frauen bzw. Familien erhalten und gefördert. Mit Unterstützung des "Quartier 16" schaffen die Frauen den Weg zurück in ein eigenverantwortliches und selbstbestimmtes Leben. Das Team im "Quartier 16" besteht aus hauptamtlichen Sozialpädagoginnen und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen.
Überzeugte durch Praxis und Spiritualität: "dock - Sozial- und Gesundheitspraxis" der Vinzenz Gruppe und neunerhaus. (c) ÖOK/emw - Zum Download
dock – Sozial- und Gesundheitspraxis
„Der Not der Zeit begegnen“
„dock als Sozial- und Gesundheitsordination ist eine wichtige Initiative der Vinzenz Gruppe in Kooperation mit dem neunerhaus. Mit ehrenamtlichen medizinischen Fachkräften wird – ausgehend von der Spiritualität der beteiligten Orden – nicht krankenversicherten Menschen fachärztliche Hilfe angeboten. Das Motto ‚Der Not der Zeit begegnen‘ wird hier in großartiger Weise lebendig spürbar und mit großem Einsatz aller Beteiligten umgesetzt. Ein absolut preiswürdiges Projekt“, so Harald Schiffl, Laudator für das Projekt "dock".
Sämtliche Orden, die hinter den Spitälern der Vinzenz Gruppe stehen, freuen sich über die Auszeichnung. (c) ÖOK/emw - Zum Download
An das Gesundheitssystem „andocken“
In der Sozial- und Gesundheitspraxis dock können nichtversicherte und/oder wohnungs- bzw. obdachlose Menschen an das Gesundheitssystem „andocken“. Sie erhalten dort sozialarbeiterische Beratung und Entlastung und medizinische Behandlung durch Fachärzte. Pflegekräfte, Hebammen, Therapeuten etc. ergänzen das Angebot. dock wurde Ende 2021 vom neunerhaus und der Vinzenz Gruppe gemeinsam gegründet, die Ordination befindet sich im 10. Bezirk in der Nähe des Wiener Hauptbahnhofs, einer Gegend mit einer hohen Frequenz der betroffenen Personengruppe. Die Beratung und Behandlung in dock erfolgt durch beim neunerhaus angestellte Sozialarbeiterinnen und durch rund 25 ehrenamtlich tätige medizinische Fachkräfte aus den Spitälern der Vinzenz Gruppe und aus dem Netzwerk von neunerhaus.
Der „Preis der Orden“
Der Preis der Orden wird alle zwei Jahre von den Ordensgemeinschaften Österreich verliehen. Ziel ist es, Initiativen aus dem Umfeld der Orden, die kirchlich und gesellschaftlich relevant und wirksam sind, zu stärken. Ordensgemeinschaften beweisen mit den ausgezeichneten Vorzeigeprojekten, dass Sie Brücken ins Leben aller Menschen bauen und somit Berührungspunkte schaffen. Die Jury besteht aus Mitgliedern der Ordensgemeinschaften und öffentlichen Einrichtungen. In diesem Jahr waren Rita Kupka-Baier, Georg Nuhsbaumer, Harald Schiffl, Rudolf Luftensteiner, Sr. Christine Rod und Renate Magerl in der Jury vertreten.
Die Gestaltung des Preises an sich ist eine Ordensteamleistung: Bruder Thomas Hessler OSB vom Europakloster Gut Aich hat den Preis entworfen und ihn dann gemeinsam mit den Glaswerkstätten des Stiftes Schlierbach angefertigt.
Die „Österreichische Ordenskonferenz“
ist die gemeinsame Vertretung der katholischen Männer- und Frauenorden Österreichs. Insgesamt sind 193 Ordensgemeinschaften Mitglieder der Ordenskonferenz, davon 106 Frauenorden und 87 Männerorden. 4.310 Ordensfrauen und Ordensmänner wirken in Österreich. www.ordensgemeinschaften.at