Wie Kooperationen von Klöstern gelingen können
Vortragende und Teilnehmer*innen Workshops „Wirtschaft und monastisches Leben“ mit Fokus auf Kooperationen. (c) JKU/Julian Schöffl
Das rechte Maß von „Ora et labora“
Den inhaltlichen Einstieg nach der Begrüßung von Abt Maximilian Neulinger OSB und Univ.-Prof.in Birgit Feldbauer-Durstmüller stellte die Keynote von Bischof Manfred Scheuer dar. Dieser referierte darüber wie Spiritualität und der moderne Leistungsgedanke in Einklang gebracht werden können. Eine Verbindung dieser beiden Welten sah Bischof Scheuer dabei u. a. im Wahlspruch des Benediktinerordens, in „Ora et labora“, wobei das richtige Verhältnis von Beten und Arbeiten der heutzutage oft zitierten „Work life balance“ entspricht; denn auch der heilige Benedikt war kein Asket, sondern auf das Streben nach „discretio“, nach dem rechten Maß bedacht.
Bischof Manfred Scheuer sprach in seiner Keynote über „Das rechte Maß in der Wirtschaft. Die Vereinbarkeit von Spiritualität und Leistungsdenken“. (c) JKU/Julian Schöffl
Perspektiven von Kooperationen
Den zweiten Workshoptag leitete Melanie Lubinger, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Controlling & Consulting, mit einem Vortrag ein. Lubinger stellte dabei anhand des Süßwarenherstellers Manner verschiedene Perspektiven von Kooperationen vor. So pflegt Manner durch eine Zusammenarbeit mit SOS Kinderdorf Partnerschaften sowohl im sozialen Bereich als auch im Nachhaltigkeitssektor durch Kooperationen mit Wien Energie sowie die UTZ- und Fairtrade-Zertifizierung ihrer Waren. Außerdem bestehen Kulturkooperationen wie etwa in der Form eigener Produktlinien anlässlich des Geburtstags von Wolfang Amadeus Mozart. Die Gründe für solche Kooperationen sind vielfältig und reichen von einer Bündelung der Ressourcen über einen wechselseitigen Wissenstransfer und der Generierung neuer Aufträge bis hin zu einer Reduktion von Kosten, Zeit sowie Risiko.
Kooperationen aus der Ordensperspektive
Danach referierte der Geschäftsführer der Österreichischen Ordenskonferenz, Peter Bohynik, über Kooperationen aus der Ordensperspektive. Die Kooperation von Orden nebst deren Schulen, Spitälern, Archiven und Bildungshäusern unter dem Dach der österreichischen Ordensgemeinschaft ist also insbesondere in den heutigen herausfordernden Zeiten unerlässlich. Die bisherigen Erfahrungen sprechen für die Zukunftsfähigkeit dieses Systems.
Peter Bohynik, Geschäftsführer der Österreichischen Ordenskonferenz, gab in seinem Vortrag Einblicke in Kooperationen aus der Ordensperspektive. (c) JKU/Julian Schöffl
Nutzen und Grenzen von Kooperationen
Am Nachmittag präsentierte Reinhold Prinz in seiner Funktion als Finanzdirektor der Diözese Linz den Teilnehmenden, wie sich Kooperationen zwischen Klöstern und Diözesen aus wirtschaftlicher Sicht gestalten können. Konkret wurde dabei das mit der Strukturreform neugeschaffene Organisationsfeld „Finanzen und Verwaltung“ anhand dessen einzelner Fachbereiche näher vorgestellt. Darauf aufbauend diskutierten Workshopteilnehmer zusammen mit Wirtschaftsdirektoren diverser Klöster über positive und negative Erfahrungen aus klösterlichen Kooperationen sowie deren Nutzen und Grenzen.
Am vierten Workshopbeitrag stellte Prof. (FH) Michael Kuttner von der Fachhochschule Salzburg sowie dem Institut für Controlling & Consulting das Forschungsprojekt „Eine empirische Analyse der Kooperationen benediktinischer Frauen- und Männerklöster der DACH-Region“ vor.
Univ.-Doz.in Christine Maria Grafinger zeigte aus der Praxis wie Arbeiten an den Schnittstellen von akademischer Forschung und einer Klosterbibliothek gelingen kann. (c) JKU/Julian Schöffl
Benedictus-Preis und Gartendiskussion
Nach der feierlichen Verleihung des gemeinsam vom Institut für Controlling & Consulting und dem Benediktinerstift Lambach gestifteten Benedictus-Preises an Sarah Pieslinger und Rebecca Schiffer folgte ein Konzert der Vereinigung „Klangvierterl“, welches auch ein Geburtstagsständchen für Dekan o. Univ.-Prof. Helmut Pernsteiner beinhaltete. Im Anschluss erlaubte es das Abendwetter, im Konventgarten die Diskussion abzuhalten. Im Rahmen des Mottos „Wie können Klöster kooperieren?“ diskutierten unter der Moderation von Ferdinand Kaineder P. Jakob Auer OSB von der Salzburger Erzabtei St. Peter, Rena Haftlmeier-Seiffert, Geschäftsführerin der EQUA-Stiftung, sowie Priv.-Doz.in Isabelle Jonveaux, die Bildungsreferentin der Auslandshilfe der Caritas Steiermark.
Erfolgsgeschichten und Schnittstellen
Am letzten Tag des Klosterworkshops referierte zunächst P. Michael Hüttl OSB vom Benediktinerstift Altenburg über die Marke „Klösterreich“ und deren Erfolgsgeschichte. Den finalen Beitrag stellte ein Bericht von Univ.-Doz.in Christine Maria Grafinger, der langjährigen Leiterin der Handschriftenabteilung der Bibliotheca Vaticana, dar. In ihrem Vortrag gewährte sie den Teilnehmenden Einblicke in die Archivarbeit, welche nicht nur theoretischer Natur waren, sondern auch die Präsentation originaler alter Handschriften beinhalteten. Bei einem gemeinsamen Mittagessen auf Einladung von Abt Maximilian fand schlussendlich der Workshop ein würdiges Ende.
Weiterlesen:
Tagung „Wirtschaft und monastisches Leben – Kooperationen von Klöstern“
Workshops im Benediktinerstift Lambach: Wirtschaften und monastisches Leben
Wirtschaften und monastisches Leben unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit
Workshop der JKU Linz: Wirtschaft und monastisches Leben
Johannes Kepler Universität - Institut für Controlling & Consulting
Quelle: JKU Institut für Controlling & Consulting
[renate magerl]