Gründer:in/Stifter:in |
Hl. Franz von Sales (*1567–†1622), Johanna Franziska von Chantal (*1572–†1641) |
Geschichte |
Der Orden von der Heimsuchung Mariens, benannt nach dem Besuch Mariens bei Elisabeth, der Mutter des hl. Johannes (Lk 1, 39–56), wurde 1610 vom hl. Franz von Sales und von der hl. Johanna Franziska von Chantal in Frankreich gegründet. Ursprünglich als karitativ wirkender Frauenorden wurde er jedoch 1618 auf bischöflichen Entscheid zu einem kontemplativen Klausurorden umgewandelt. In der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts erreichten den Statthalter von Tirol, Erzherzog Karl Ludwig von Österreich (*1833, †1896; jüngerer Bruder von Kaiser Franz Joseph I. und ab 1855 Statthalter von Tirol), vermehrt Bitten aus dem Bürgertum und dem Adel, doch die Gründung eines Heimsuchungsklosters im Land zuzulassen. Die Schwestern sollten eine adäquate Ausbildung der bürgerlichen und adeligen Töchter sicherstellen. 1858 machten sich aus dem Kloster Beuerberg in Oberbayern einige Schwestern unter Sr. Marie Peregrine Becker auf den Weg und kauften nach vielen Mühen und Schwierigkeiten den Ansitz Thurnfeld in Hall in Tirol. Thurnfeld diente lange Zeit als Refugium des „Königlichen Damenstiftes“ in Hall in Tirol, gegründet im Jahr 1570 von Erzherzogin Magdalena. Nach zahlreichen Adaptierungen konnten die Heimsuchungsschwestern am 1. Juli 1859 am Fest des hlst. Herzens Jesu ihre Installation feiern. Im Herbst 1858/59 meldeten sich die ersten Zöglinge für das Pensionat. Im Laufe der Jahre folgten zahlreiche aus dem gesamten Habsburgerreich. Die Klosterkirche von Thurnfeld wurden von den Schwestern neu errichtet, die Finanzierung stellte die junge Gemeinschaft vor große Herausforderungen. Am 19.10.1863 erfolgte die feierliche Weihe der Kirchen durch den Brixner Fürstbischof Vinzenz Gasser. Das Kloster sowie Schul- und Internatsräume wurde sukzessive erweitert. Die angeschlossene Landwirtschaft ließ sowohl Schwestern als auch Zöglinge beinahe autark leben. In den 1930er Jahren führte das Kloster Thurnfeld eine Volksschule, eine Hauptschule sowie Handels- und Haushaltungskurse. 1939 kam es auf Befehl Hitlers zur Schließung der Schulen und des Pensionates. Die Schwestern konnten im Kloster verbleiben. Das Pensionat wurde jedoch in ein „Damenheim“ umgewandelt, im Schwesterntrakt entstanden Lagerräume der Heeresverwaltung und im Zellenstock Kanzleien für die Beamten der NS-Regierung. Aus Innsbruck fand ein Teil der Schwestern der ewigen Anbetung Asyl, die ihr Kloster unter der NS-Herrschaft verlassen mussten. Ab 1948 führten die Schwestern die Schulen und das Internat weiter. Die Zahl der Schülerinnen aber sank stetig. Da das Land Tirol einen Platz für eine Knaben-Sonderschule suchte, wurde auf dem Gelände des Klosters Thurnfeld das Sales-Heim errichtet und die Schwestern übernahmen von 1966 bis 1986 die Betreuung der Buben nach neuesten pädagogischen Vorgaben. Nach Auflösung der Sonderschule errichtete das Land Tirol in einem Teil des Klosters eine Berufsschule, dessen Internat ebenfalls von den Schwestern übernommen wurde, bis es zur Schließung im Jahr 2006 am. Aufgrund fehlenden Nachwuchses entschlossen sich die Schwestern der Heimsuchung Mariä im Jahr 2012 zur Übergabe des Klosters mit dem gesamten Besitz an die Diözese Innsbruck, die sich im Gegenzug dazu verpflichtete, die verbliebenen Schwestern bis zu ihrem Lebensende im Kloster zu versorgen. Die letzte Oberin des Klosters, Sr. Agnes Cäcilia Wörz, verstarb im Jahr 2016. 2024 leben noch 3 Schwestern im Kloster Thurnfeld.
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Literatur |
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Archiv |
6060 Hall Kaiser-Max-Straße 3 und Diözesanarchiv Innsbruck Kontakt: Dr. Martin Kapferer, Diözesanarchiv Innsbruck
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Bibliothek |
6060 Hall Kaiser-Max-Str. 3 Die Bibliothek enthält den Buchbestand des Klosters seit seiner Gründung.
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Kirchen und Kapellen |
Die Hauskapelle ist mit Wand- und Deckenmalereien von Kaspar Waldmann (*1657, †1720) und einem Renaissanceretabel von bemerkenswerter Qualität ausgestattet. Der Säulenaltar mit Dreieckgiebel und Seitenflügeln zeigt im offenen Zustand neun Bildfelder mit Szenen aus dem Leben Jesu und an den Flügelinnenseiten sechs Heiligendarstellungen. Auf den Außenseiten der Altarflügel und der Rückwand des Altarschreines sind Abbildungen der vier Heiligen Kunigunde, Wolfgang, Andreas und Petrus, die von Lukas Cranach (*1472, †1553) stammen (um 1520). |
Orden: Schwestern der Heimsuchung Mariens – Salesianerinnen (Ordo Visitationis Sanctae Mariae OVSM)
Ordensfamilie: Salesianische Familie
Kirchenrechtliche Einordnung: Institut des geweihten Lebens, päpstlichen Rechts
Diözese: Innsbruck